Luxemburger Wort

Abschied in Sicht

EU pocht nach Wahl in Großbritan­nien auf rasche Brexit-umsetzung

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Brüssel. Nach dem Erdrutschs­ieg der Konservati­ven von Premiermin­ister Boris Johnson bei den britischen Parlaments­wahlen wächst bei den Eu-leadern die Hoffnung auf eine rasche Lösung in der Brexit-frage. In Abwesenhei­t ihres Nochmitgli­eds Großbritan­nien fixierten die EU 27 gestern den Fahrplan für den Ausstieg des Vereinigte­n Königreich­s, das dem Bündnis 47 Jahre lang angehörte. Der eigentlich für März 2019 angepeilte Austritt soll in geregelter Manier am 31. Januar 2020 über die Bühne gehen.

Die EU bekräftigt­e den Wunsch nach einer möglichst engen Beziehung zu Großbritan­nien auch in Zukunft. Diese solle aber auf einem „Gleichgewi­cht aus Rechten und Pflichten gründen und ein ,Level Playing Field‘ sichern“, heißt es im Gipfelbesc­hluss. Mit „Level Playing Field“(in etwa: ebenes Spielfeld) ist gemeint, dass sich Großbritan­nien nicht mit niedrigen Sozial-, Umwelt- oder Steuerstan­dards unfaire Wettbewerb­sbedingung­en

verschafft. Die Eukommissi­on solle unmittelba­r nach dem für den 31. Januar geplanten Brexit ein umfassende­s Mandat für die Verhandlun­gen über die künftigen Beziehunge­n entwerfen. Dies soll dann rasch von den Eu-staaten gebilligt werden. Chefunterh­ändler soll der Franzose Michel Barnier bleiben.

Künftige Beziehunge­n

Bei den Verhandlun­gen über die künftigen Beziehunge­n zwischen der EU und dem Königreich sei Eile geboten, sagte Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen. Der Brexit-fahrplan sei herausford­ernd. Man gehe davon aus, dass das britische Parlament den Brexit-vertrag bis Ende Januar ratifizier­en werde. Anschließe­nd habe man nur elf Monate Zeit, um über ein Handelsabk­ommen zu verhandeln. Die Übergangsp­hase endet am 31. Dezember 2020.

Von der Leyen betonte zudem, dass Großbritan­nien nach dem Brexit zwar ein Drittstaat werde, das Verhältnis aber so eng wie möglich bleiben sollte.

Die Verhandlun­gen würden jedenfalls „kein Leckerli“, sagte Luxemburgs Regierungs­chef Xavier Bettel am Freitag. Der Eklat mit Boris Johnson im September bei der inzwischen legendären Pressekonf­erenz in Luxemburg habe seine Beziehunge­n zum britischen Amtskolleg­en jedenfalls nicht belastet. Er verstehe sich mit Boris Johnson nach wie vor sehr gut, auch wenn sie nicht alle Meinungen teilten. Auch Bettel erwartet sich von London eine zügige Umsetzung des Brexit-deals. Über eine mögliche Verlängeru­ng der Übergangsp­hase über den 31. Dezember 2020 hinaus wollte Bettel nicht spekuliere­n. Die Ratifizier­ung des Brexit-vertrags zwischen der EU und Großbritan­nien war mehrmals im britischen Unterhaus gescheiter­t. Künftig werden die Tories eine satte Mehrheit haben – dem Eu-austritt Ende Januar dürfte also nichts mehr im Wege stehen. dpa/jt

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