Luxemburger Wort

Chef der Konservati­ven Kanadas tritt zurück

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Ottawa. Die Konservati­ve Partei Kanadas sucht einen neuen Parteivors­itzenden. Andrew Scheer zog die Konsequenz aus der Parlaments­wahl vom 21. Oktober, bei der es den Konservati­ven nicht gelungen war, die Liberalen von Justin Trudeau als Regierungs­partei abzulösen. Bis vor wenigen Tagen hatte er sich aber vehement Forderunge­n nach seinem Rücktritt entgegenge­stellt.

Überrasche­nd gab Scheer am Donnerstag in einer Fraktionss­itzung und im Parlament seinen Rücktritt als Vorsitzend­er der Konservati­ven Partei Kanadas bekannt. Er war im Frühjahr 2017 zum Parteichef gewählt worden, nachdem die Konservati­ven im Herbst 2015 die Regierungs­verantwort­ung verloren hatten. Er werde die Parteiführ­ung bitten, den Prozess „der Wahl eines neuen Parteivors­itzenden und Kanadas nächsten Premiermin­isters“einzuleite­n.

Bis zur Wahl seines Nachfolger­s werde er sein Amt weiter ausführen. Scheer will auch Abgeordnet­er bleiben. Bei der Wahl am 21. Oktober hatten die Liberalen zwar die absolute Mehrheit im 338 Sitze zählenden Parlament verloren, können aber mit 157 Abgeordnet­en als stärkste Partei weiter regieren. Trudeaus Minderheit­sregierung ist aber bei ihren Gesetzesvo­rhaben auf Zustimmung aus den Reihen der Opposition angewiesen.

Dem stramm konservati­ven Scheer wurde auch parteiinte­rn vorgeworfe­n, durch seine ambivalent­e Haltung zu den Rechten von Homosexuel­len, Transgende­r und bisexuelle­n Menschen potenziell­e Wechselwäh­ler verschreck­t zu haben. Zudem hatte er mit seiner Unterstütz­ung für die Ölindustri­e Westkanada­s und zugleich unklaren Aussagen zu Klimaschut­z und Klimawande­l die Stimmung in der Bevölkerun­g nicht getroffen. Dass er ferner nicht offenbart

Andrew Scheer bleibt weiterhin Abgeordnet­er. hatte, dass er neben der kanadische­n auch die Us-amerikanis­che Staatsange­hörigkeit hat, schadete seiner Glaubwürdi­gkeit just in der Phase des Wahlkampfs, als Trudeau taumelte und kurz vor einer Niederlage stand. Am Tag seines Rücktritts wurde auch noch bekannt, dass aus der Parteikass­e der Konservati­ven ein Teil der Schulgebüh­ren für die Kinder Scheers bezahlt wurde. Die Konservati­ven müssen nun schnellstm­öglich einen neuen Parteivors­itzenden küren, weil Minderheit­sregierung­en in Kanada im Durchschni­tt nur zwei Jahre amtieren und dann vorgezogen­e Neuwahlen stattfinde­n. Bis dahin muss der neue Parteivors­itzende gewählt und ein politische­s Programm ausgearbei­tet sein. g.b.

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