Nicht ohne Josef
Ein bedeutendes historisches Phänomen wirkt stets über sich hinaus.“Wahre Worte einer Einleitung. Erst recht an einem bitter grimmigen Morgen am Rückgabeautomaten der Bibliothek der Saar-uni. Denn dann heißt es, nach Monaten des Verdrängens, einer brachialen Wahrheit gegenüberzutreten. Es gibt Bücher, die sind mehr als ein spannender Haufen Seiten, meist, weil wir bei der Lektüre den Figuren nahe kommen. Komplizierter geht es zuweilen mit un- oder nur teilgelesenen Büchern zu. Man respektiert sie, weil man nach einem Kapitel feststellt, dass der Rest ebenso erhellend sein muss. Wenn es aber ein geliehenes Buch ist, droht über kurz oder lang akuter Buchverlust ohne Gesamtprüfung des Inhalts. Am Montagmorgen also ist es soweit, dann gibt es nach zehn Mal Verlängern keine andere Option, als den Josef Fleckenstein und seine Ritterturniere wieder in die unpersönliche Ödnis der Bibliotheksregale zurückzustoßen. Dabei hatte er sich in der heimischen Stube so gut eingelebt. Denn niemand sonst war nämlich bereit, ihm per Vorbestellung ein liebendes Heim zu geben. Also hatte er einen Umzug überstanden, einen Wanderurlaub mitgemacht und war in seinen zehn Monaten des Rumlümmelns auf dem Couchtisch bereits Symbiosen eingegangen. Das ließ sich spätestens dann nicht mehr leugnen, als im Sommer die Wände exakt in der Farbe seines Einbandes gestrichen wurden. Und nun tönt selbst ein altbekanntes Lied wie „Jingle Bells“mit neuem Text. „Fleckenstein, Fleckenstein, you gotta give him back, he belongs to SULB, no matter how you feel, Fleckenstein, Fleckenstein.“Angesichts stattlicher Antiquariatspreise, wird ihn wohl jemand schon am Montagvormittag, allerallerspätestens, erneut ausleihen. Für länger.