Wunschtraum Weiße Weihnacht
Warum Schnee am 25. Dezember die Ausnahme bleiben wird
Luxemburg. Auch wenn sich am Donnerstagabend stellenweise ein zarter Flaum auf der Landschaft niederließ, so blieben anhaltende Schneefälle in diesem Winter bisher aus. Mit Blick auf das nahende Weihnachtsfest stellt sich also die Frage, ob das Wunschbild von Weißer Weihnacht in diesem Jahr Realität werden wird. Den Meteorologen genügt ein Blick in ihre Statistiken, um für Ernüchterung zu sorgen. In den letzten 72 Jahren wurde in 14 Jahren Schneefall an Weihnachten am Flughafen Findel beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit beträgt also eins zu fünf.
Doch Schneefall bedeutet nicht gleich eine geschlossene Schneedecke. Schließlich will man nicht nur Niederschlag, sondern auch einen schönen weißen Teppich auf der Landschaft. „Von einer geschlossenen Schneedecke sprechen Meteorologen, wenn sich flächendeckend mindestens ein Zentimeter Schnee angehäuft hat“, so Luca Mathias, Meteorologe beim staatlichen Wetterdienst Meteolux.
Einmal in fünf Jahren
„Auch hier haben wir in 72 Jahren insgesamt 14 Schneenachweise“, erklärt Mathias. Dabei müssen sich die Jahre mit Schneefall und Schneedecke nicht unbedingt überschneiden. Schließlich kann der Schnee auch schon vor dem ominösen Stichtag gefallen sein. Zuletzt konnte sich Luxemburg übrigens 1981, 1986, 1996, 2001, 2003 und 2010 über die weiße Pracht am 25. Dezember freuen.
In nur vier Jahren seit 1947 war der erste Weihnachtsfeiertag so richtig schneereich: 1950, 1981, 1986 und 2010 betrug die Dicke der Schneedecke mehr als zehn Zentimeter. Immerhin gab es, laut Philippe Ernzer, Betreiber der Wetterseite Météo Boulaide, 1993, 2005 und 2014 eine leichte Schneedecke auf den höchsten Koppen. „Es
Luca Mathias ist diplomierter Meteorologe bei Meteolux.
Philippe Ernzer ist als Hobbymeteorologe bekannt. ist noch zu früh, um definitive Rückschlüsse zu ziehen, aber es könnte durchaus sein, dass die Anzahl Weißer Weihnachten künftig noch weiter zurückgehen wird“, so Ernzer. „Generell ist die Chance ohnehin höher, dass man im etwas höher gelegenen Norden des Landes Schnee zu Gesicht bekommt. Allerdings hilft dies auch nicht, wenn die Gesamtwetterlage es nicht zulässt.“
Eine Frage der Großwetterlage
Knackig kalt und feucht sollte es sein, wenn die unterkühlten Wassertröpfchen sich in der Atmosphäre an winzigen Staub- oder Meersalzkörnchen, sogenannten Aerosolen, festsetzen sollen. Werden diese in hohe Luftschichten getragen, können sie kristallisieren. Durch weiteres Anwachsen entsteht schließlich die Schneeflocke. Damit es dazu kommt, muss die Großwetterlage stimmen. Diese kann aus einem kräftigen Hoch über dem Atlantik und Tiefdruck über Osteuropa bestehen.
„Hoch und Tief greifen dann wie sich drehende Zahnräder ineinander und transportieren feuchtkalte Polarluft nach Luxemburg. Alternativ kann ein kräftiges Hoch über Osteuropa und Skandinavien sowie ein Tief über dem Mittelmeer sehr kalte und trockene Polarluft bringen“, so Ernzer. Diese Variante fällt allerdings nicht so schneereich aus wie erstgenannte, wegen der strengen Kälte hält die Schneeschicht sich aber länger.
Vorhersagen oder Wahrsagen
Laut Luca Mathias muss generell ein sogenannter Aufgleitprozess stattfinden: Gemäßigte Luftmassen legen sich über eine Kaltluftschicht am Boden. Solche Wetterlagen wurden am 24. und 25. Dezember 2010 oder noch am 25. Dezember 1986 in Luxemburg verzeichnet. Sie brachten jedes Mal reichlich Schnee.
Was die Vorhersage betrifft, so stellt Mathias klar, dass auch die besten Computer spätestens bei sieben Tagen Vorhersagefrist an ihr Limit treffen. Meteorologen sprechen dann gerne vom Glaskugelbereich: Jede Aussage grenzt an Wahrsagerei. Erste Wettertrends
für die Weihnachtstage sollte man also maximal sieben Tagen vor dem Stichtag beachten. Allerdings werden auch komplexe Simulationsmodelle berechnet.
Das European Centre for Medium Range Weather Forecasts (ECMWF) berechnet zweimal wöchentlich 51 Simulationen mit leicht veränderten Anfangsbedingungen für bis zu 46 Tage im Voraus. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Wettervorhersagen, sondern um Trendprognosen. Ein Trend hin zu kälterem und feuchterem Wetter lässt sich bisher nicht erkennen.
Eine verlässliche Vorhersage ist maximal sieben Tage im Voraus möglich. Luca Mathias, Meteorologe