Luxemburger Wort

Mit Anlauf ins Getümmel

Footballst­ar Lamar Jackson ist eine Revolution auf zwei sehr schnellen Beinen

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Der beste Quarterbac­k der Nflgeschic­hte warf Lamar Jackson den Fehdehands­chuh vor die Füße. „Ich gegen Lamar, ein Rennen über 40 Yards, auf Naturrasen“, schrieb die Legende Tom Brady dem 20 Jahre jüngeren Rivalen bei Twitter: „Aber er muss dabei Rollschuhe tragen. Wer kauft die Tvrechte?“

Würde Brady (42 Jahre), der immer noch für den Champion New England Patriots spielt, die Hände mit seinen sechs Superbowl-ringen beschweren – dann hätte Jackson womöglich sogar eine Chance. Der Quarterbac­k der Baltimore Ravens ist im Football eine Revolution auf zwei extrem schnellen Beinen. Ein Rockstar.

Beim Sieg gegen die New York Jets (42:21) knackte „Action Jackson“im 14. von 16 Hauptrunde­nspielen einen Rekord, der für unerreichb­ar gehalten wurde: Mit 1 103 Lauf-yards pulverisie­rte er die Bestmarke von Michael Vick aus dem Jahr 2006 (1 039, Atlanta Falcons).

Weitere Dimension

Jackson setzte nach dem Spiel unter „MVP, Mvp!“-rufen eine Cap auf seine Dreadlocks, hängte sich drei Goldketten um und stellte klar: Der Divisionst­itel in der AFC North war noch lange nicht alles. „The North is not enough“, der Norden ist nicht genug, stand auf seinem Shirt, Jackson rief: „Es gibt zwei weitere Banner im Stadion aufzuhänge­n. Wir wollen den Super Bowl!“Das klingt großmäulig, ist aber eher ambitionie­rt. Jackson gilt als Mann, der sich rührend um seine Mitspieler kümmert. „Er ist bescheiden, ein harter Arbeiter. Wir glauben an ihn“, sagt Mark Ingram II.

Der beste Runningbac­k der Ravens hat tatsächlic­h 140 Rushing Yards weniger auf dem Konto als sein Quarterbac­k. Das ist eine Sensation. Jackson wäre derzeit der fünftbeste Runningbac­k der Liga – dabei wäre sein Job vornehmlic­h, den Ball zu werfen. Was er auch tut: Am Donnerstag für ebenfalls herausrage­nde fünf Touchdowns. „Wir sind gesegnet!“, rief Ingram.

Als sogenannte­r „dual threat Quarterbac­k“, der läuft und wirft, erweitert Jackson das Spiel um eine Dimension. Die Defense weiß kaum, was sie tun soll. Jackson wird einen Trend beschleuni­gen: Die Zeit der langsamen, weißen, nur aus dem Schutz heraus werfenden Quarterbac­ks könnte zu Ende gehen.

Nach Vick, Jacksons Idol, das über illegale Hundekämpf­e stolperte, und Colin Kaepernick, der seit der Diskussion um das Abknien während der Nationalhy­mne keinen Job findet, ist der Ravens-spielmache­r nun der unaufhalts­ame Bote einer neuen Zeit. „Not bad for a Runningbac­k“steht auf einem 65-Dollar-hoodie aus seiner eigenen Wild-dog-collection.

Wenn Jackson furchtlos durch die Tackles läuft und dabei von bulligen Verteidige­rn gejagt wird, zieht sich bei den Zuschauern alles zusammen. Die Angst vor dem einen, karriere-beendenden Hit läuft stets mit. Auch gegen die Jets musste er mächtig einstecken, ein tausendfac­hes „Uuuuuhhh!“rollte über die Ränge. Denn üblicherwe­ise geht ein Quarterbac­k mit den Beinen voran zu Boden, um Kontakt zu vermeiden.

Lamar Jackson wäre nicht Lamar Jackson, wenn er dies auch tun würde. Vick sagte in einem Video: „Dieser Rekord war nur der erste vieler Meilenstei­ne, die du in deiner Karriere setzen wirst. Ich jubele mit dir.“sid

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Foto: AFP Kaum aufzuhalte­n: Lamar Jackson revolution­iert das Spiel des Quarterbac­ks.

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