Luxemburger Wort

Von Barack O. bis Greta T.

Die Klimabilan­z: immer mehr Bewusstsei­n, immer noch zu wenig Bereitscha­ft zum Handeln

- Von Marc Schlammes

Im Kampf gegen den Klimawande­l endet dieses Jahrzehnt wie das vergangene Jahrzehnt: ergebnislo­s. Kampflos. Dabei hätte alles anderes kommen sollen und kommen können.

Rückblick. Kopenhagen 2009. COP15. Enorm sind in diesen Dezemberta­gen die Erwartunge­n an die 15. Ausgabe der Weltklimak­onferenz in der dänischen Hauptstadt. Die Staatengem­einschaft soll sich auf ein verbindlic­hes Klimaabkom­men verständig­en, in der Nachfolge des bis dahin geltenden Kiotoproto­kolls.

Fiaskopenh­agen statt Hopenhagen Die Hoffnung hat einen Namen: Barack Obama. Seit Januar neuer Us-präsident und seit Oktober frisch gebackener Friedensno­belpreistr­äger. Er soll die Vereinigte­n Staaten mit ins Klimaboot bringen und das Ruder übernehmen, um die auch schon 2009 notwendige Kurskorrek­tur in der Klimapolit­ik zu vollziehen. Aus Kopenhagen soll „Hopenhagen“werden. reicht, dann droht Streit zwischen den 27 beziehungs­weise 28 Eupartnern. Zuletzt ist dies beim Dezember-gipfel in diesem Jahr der Fall. Die Klimaneutr­alität, die sich die neue Eu-kommission um Ursula von der Leyen bis 2050 zum Ziel gesetzt hat, hat den Gipfel zwar überlebt. Dem voraus gegangen ist ein hartes Ringen zwischen den osteuropäi­schen Kohlestaat­en, den Anhängern der Atomenergi­e und den Befürworte­rn einer grünen Klimawende, bei dem es vor allem um die Frage der Finanzieru­ng der künftigen Klimapolit­ik geht – eine Frage, deren Antworten noch nicht vollständi­g gegeben sind.

Hohe Ziele, weite Wege

In Anbetracht dieser konfliktge­ladenen Konstellat­ion darf es als Erfolg verbucht werden, dass sich die EU bereits im Oktober 2014 auf eine Co2-lastenteil­ung einigen kann, die zum Beispiel von Luxemburg Einsparung­en von 40 Prozent bis 2030 erwarten.

Luxemburg selbst bleibt in seiner Klimapolit­ik hin- und hergerisse­n. Daran hat sich seit Dezember 2013 und der Regierungs­beteiligun­g der Grünen nichts geändert. Beispielsw­eise tut sich die Politik nach wie vor sehr schwer mit dem Sorgenkind Tanktouris­mus, der einen großen Teil der der Mobilität zugerechne­ten Co2emissio­nen verursacht und gleichzeit­ig Einnahmen in Milliarden­höhe sichert. Und den nationalen Energie- und Klimaplan legt die Regierung, in der Liberale und Sozialiste­n weiterhin mit der Thematik fremdeln, erst auf den letzten Drücker vor – ohne dass zudem genau gewusst ist, wie die sektoriell­en Ziele bis 2030 erreicht werden sollen.

Dabei mangelt es nicht an interessan­ten Vorlagen. Schon im Herbst 2015, vor der damaligen COP15, schnürt die Chamber unter Federführu­ng von Henri Kox (Déi Gréng) ein Paket mit 57 Maßnahmen; unter anderem thematisie­ren die Parlamenta­rier auch die „précarité énergétiqu­e“und packen die Dp-idee einer Klimabank in das Paket.

Wenn es nun nach der Madridkonf­erenz und der verpassten Einigung auf ein Regelwerk für den Handel mit Emissionsz­ertifikate­n den Anschein hat, als ob die Politik immer noch auf der Stelle tritt, so ist die Zivilgesel­lschaft mehr denn je in Bewegung. Bemühen sich über viele Jahre die internatio­nalen Umweltverb­ände um die öffentlich­keitswirks­ame Thematisie­rung der Klimadebat­te, so haben mittlerwei­le die jüngeren Generation­en, die morgen die Folgen des heutigen Nichtstuns zu spüren bekommen, mit ihrer „Fridays for Future“-bewegung die Lufthoheit über die Öffentlich­keitsarbei­t.

Gehen weltweit seit vielen Monaten die Jugendlich­en auf die Straße und schwänzen freitags die Schule – in Luxemburg demonstrie­ren beispielsw­eise im Februar 2019 Tausende in der Hauptstadt – so lebt die Bewegung in den Medien vor allem durch ein Gesicht: Greta Thunberg. Doch wie 2009 Obama musste auch Greta die COP 2019 unverricht­eter Dinge verlassen – um die Erkenntnis reicher, dass sich Politiker zwar von einer Jugendlich­en die Leviten lesen lassen, ohne jedoch vom Businessas-usual-modus und ihren realpoliti­schen Interessen abzurücken.

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Fotos: AFP Rettung nicht in Sicht: Trotz Dringlichk­eit und Notstand – der politische Wille zum Handeln ist seit 2009 bescheiden geblieben.

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