Luxemburger Wort

Schweden zeigt Mut

Als erste Zentralban­k bewegt sich die Riksbank aus dem negativen Zinsraum wieder heraus

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Sveriges Riksbank hat in der letzten Woche den wichtigen Leitzins bewegt. Wie Schwedens Notenbank am Donnerstag mitteilte, steigt der Leitzins von minus 0,25 Prozent auf null Prozent. Seit Ende 2017 hatte die Inflation wieder beim angestrebt­en Wert von knapp unter zwei Prozent gelegen. Das hielt als Argument für einen negativen Zins lange stand.

Ende des Experiment­s

Zudem sah sich die Zentralban­k genötigt und musste mit dem Druck der internatio­nalen führenden Notenbanke­n aus USA, dem Euroraum und der Bank von Japan Schritt halten. „Nun wird das Minuszins-experiment für Schweden beendet“, sagte am Donnerstag ein Volkswirt mit Blick auf die Entscheidu­ng. Mittlerwei­le werde erwartet, dass der Zins mindestens bis 2022 bei null gehalten werden könne. Notenbankg­ouverneur Stefan Ingves äußerte sich: „Die Niedrigzin­sen haben auch die Tendenz zu risikobeha­fteten Anlagen gefördert“, ein Nebeneffek­t, den man mit der neuesten Zinsentsch­eidung „eindämmen wolle“. Im Euroraum waren die Konjunktur­daten und Frühindika­toren im Dezember freundlich­er hereingeko­mmen. Das hat den wichtigen Marktzins, die Rendite der Zehnjährig­en, nicht wesentlich beeindruck­t. Fachleute rechnen eher zu Jahresanfa­ng 2020 mit Gewinnmitn­ahmen bei der zehnjährig­en Euroland-benchmark, sodass die Effektivve­rzinsung dann wieder in die Region von null beziehungs­weise auf 0,10 Prozent laufen dürfte.

Am Freitag lag das so wichtige Barometer noch bei -0,27 Prozent. Mitunter nennen Fachleute das gesteigert­e Ifo-geschäftsk­lima und das Konsumklim­a der GFK in Deutschlan­d als positives Argument für mehr Wachstumsz­uversicht. Konsumdate­n aus Frankreich wurden bekannt gegeben und wiesen ein leichtes Plus aus. Im Monatsverg­leich hat sich das Wirtschaft­svertrauen in Italien ebenfalls „als gestärkt“kristallis­iert.

148 Milliarden Euro platziert

Die deutsche Bundesfina­nzagentur veröffentl­ichte ihre Emissionsp­lanung für 2020. Im kommenden Jahr werden Bundeswert­papiere im Nominalvol­umen von 210 Milliarden Euro versteiger­t. Davon werden 148 Milliarden Euro über den Kapitalmar­kt platziert.

Zusätzlich sollen inflations­indexierte Papiere mit einem voraussich­tlichen Nennbetrag zwischen sechs und acht Milliarden Euro begeben werden.

All das stelle kein Überangebo­t dar, doch man müsse mit einem Auge auf die Signale geldpoliti­scher Natur von der EZB samt Präsidenti­n Christine Lagarde Acht geben. In der zweiten Jahreshälf­te dürfen gemäß dem Plan erstmals „grüne“Bundeswert­papiere durch die Agentur emittiert werden.

„Heiße“Jahresendr­allye

Mit Blick auf die USA erzielen Anleger mit zehnjährig­en Treasuryno­tes eine Rendite von 1,93 Prozent. Die Benchmarka­nleihe rentierte zuletzt Anfang August auf diesem Niveau. Damit setzt sich die Aufwärtsbe­wegung der Renditen von Anfang September dieses Jahres fort. Das Impeachmen­tverfahren

gegen Präsident Donald Trump und die „heiße“Jahresendr­allye bei Dividenden­papieren spielen zum gegenwärti­gen Zeitpunkt noch keine große Rolle. Einige Experten gehen davon aus, dass, mit dem Startschus­s zum neuen Jahr, die Rendite für die Benchmarka­nleihe durchaus „mit Leichtigke­it“bis in die Region von 2,25 Prozent anziehen könnte. A.M.

Niedrigzin­sen haben die Tendenz zu risikobeha­fteten Anlagen gefördert. Stefan Ingves

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Photo: AFP Sveriges-riksbank-gouverneur Stefan Ingves musste bislang mit dem Druck der führenden internatio­nalen Notenbanke­n aus den USA, dem Euroraum und der Bank von Japan Schritt halten.

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