Leidenschaft und weite Wege
Die Fußballnationalspielerinnen Laura Miller und Jessica Berscheid investieren viel in ihren Sport
Jessica Berscheid ist Fan des FC Bayern München, für Laura Miller ist Lionel Messi ein großes Idol. Und für die zwei jungen Frauen war von Kindesbeinen an klar, dass Fußball ihre Leidenschaft ist. „Ich fühle mich dabei frei“, sagt Miller, die der U19 des FC Metz angehört. „Ich könnte mir ein Leben ohne Fußball schlecht vorstellen“, meint die beim FC Bitburg engagierte Berscheid. Die zwei Luxemburger Nationalspielerinnen haben viel in ihren Sport investiert. Sie nahmen weite Wege in Kauf und verließen ihr Land für den Fußball. Es gab und gibt jedoch Hindernisse.
Defensivspielerin Berscheid begann als Achtjährige in der Jungenmannschaft in Ulflingen, wo ihr Vater Alain Trainer war, mit dem Fußball. Als Teenager ging sie zur AS Wintger, damals der einzige Erstligist im Luxemburger Norden. Mit 16 wechselte sie zum SV Bardenbach ins Saarland, später nach Bitburg, was nicht ganz so weit von ihrem Zuhause entfernt war. Zwischenzeitlich spielte sie auch mal für den belgischen Club Sibret. Sie entschloss sich bewusst für ausländische Vereine, um sich fußballerisch weiterzuentwickeln.
„Mit Bitburg spiele ich in der deutschen Regionalliga Südwest. Ich finde, dass das Niveau höher ist als in Luxemburgs erster Liga“, sagt die 22-Jährige. Vor allem der aggressivere körperliche Einsatz habe ihr anfangs in Deutschland zu schaffen gemacht. Inzwischen ist er kein Problem mehr für sie. Zudem seien viele Gegner, vor allem die Absteiger aus der 2. Bundesliga, sehr stark.
Mittelfeldspielerin Miller war auch schon als kleines Mädchen am Ball. „Ich habe die Schuhe meines Bruders Pol genommen und einfach losgelegt“, erzählt die 18Jährige. Sie begann im Jungenteam von Una Strassen. „Fußball war schon immer meine Leidenschaft und ich wusste auch sehr früh, dass ich damit etwas erreichen wollte.“Als sie mit 15 nicht mehr in der Jungenmannschaft spielen durfte, wechselte sie zur damaligen Nummer eins im Frauenfußball,
Jessica Berscheid spielt gerne für Luxemburg.
Jeunesse Junglinster, und gewann dort das Doublé.
Nach zwei Saisons, in denen sie immer mit dem Bus von Strassen nach Junglinster zum Training fuhr, hatte sie die Chance zum Wechsel ins Internat des FC Metz. „Dort hat sich für mich eine Tür geöffnet, die mir viele Wege ermöglicht. Schule und Fußball sind aufeinander abgestimmt“, sagt sie. Mit der U19 des französischen Traditionsclubs spielt sie in der landesweiten Meisterschaft jeweils in Pools von fünf oder sechs Mannschaften um Auf- und Abstieg. „Wir haben oft sehr schwere Gegner, in der Vorsaison war es zum Beispiel Paris SG und in dieser Nancy.“Miller ist bereits in der Abiturklasse, obwohl sie erst Anfang Dezember 18 wurde. Sie
möchte an die Universität von Montpellier (F) und dort auch gern beim ansässigen Erstligaclub spielen.
Verletzungspech
Miller hat sich in Metz durchgebissen, obwohl die erste Saison in der U19 überhaupt nicht gut lief. Gleich im ersten Spiel 2018/19 erlitt sie eine Meniskusverletzung. Nach einer Operation musste sie ein halbes Jahr pausieren, danach machten ihr Adduktorenprobleme zu schaffen. Die Länderspielreisen mit der Nationalmannschaft im Herbst 2018, als die Luxemburgerinnen in Andorra und beim Turnier in Singapur drei Spiele hintereinander gewannen, konnte Miller nicht mitmachen. Bei den beiden Ländervergleichen 2019 gegen Andorra und Kosovo war sie wieder dabei.
Berscheid und Miller waren schon als kleine Mädchen in Auswahlteams der FLF und hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. „Meine Eltern haben mich immer nach der Schule aus dem Norden nach Monnerich gefahren. Ich bin froh, dass sie das alles mitgemacht haben. Bustransporte gab es nur für die Jungs“, berichtet Berscheid. Weite Wege zum Fußball gehörten für die Familie zum Alltag, vor allem in der Zeit, als die Tochter im saarländischen Bardenbach spielte. Auch bei Millers war das Elterntaxi beim Transport zum Flf-auswahltraining gefragt. Zu der Zeit, als Miller damit begann, gab es keine U11 für Mädchen, sie trainierte wieder mit den Jungs.
Inzwischen sind beide Leistungsträgerinnen in der A-nationalmannschaft, doch am Ziel sind sie noch lange nicht. „Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind im Fußball immer noch sehr groß“, sagt Berscheid. Die Spielerinnen spüren das in ihren Vereinen ebenso wie beim luxemburgischen Verband. „Ich würde mir sehr wünschen, dass Jungen- und Mädchenfußball nicht mehr so getrennt betrachtet werden und dass auch wir Frauen in der FLF mehr Akzeptanz erfahren“, so Berscheid. Beim Bustransport gebe es auch heute noch Luft nach oben. Zudem habe das Auswahltraining der Frauen von Ende 2018 bis Mitte 2019 nicht stattgefunden.
Berscheid wünscht sich mehr Trainingseinheiten, mehr Länderspiele und irgendwann auch die
Teilnahme an einer Em-qualifikation. Seit die Vorqualifikation abgeschafft wurde, müsste Luxemburg aber direkt gegen große Nationen antreten. „Da würden wir im Moment überrannt werden“, weiß Berscheid. „Vielleicht haben wir in drei Jahren eine Chance, wenn wir weiter unterstützt werden.“
Ungerechtigkeiten
Miller sieht es ähnlich, würde aber lieber gleich loslegen: „Es wäre toll, wenn wir uns in einer Qualifikation messen könnten. Ich würde es gerne gleich versuchen.“Ungerechtigkeiten spürt sie auch in einem Club wie Metz. „Wir stehen immer im Schatten der Männer.“Die 18-Jährige bewundert das Auftreten der Us-amerikanischen Weltfußballerin Megan Rapinoe, die sich mehrfach öffentlich für den Frauenfußball einsetzte.
Berscheid versucht das im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch. Sie möchte der Nationalmannschaft die Treue halten, obwohl mehrere erfahrene Mitspielerinnen inzwischen aufgehört haben. „Ich bin von klein auf mit dabei. Ich will das alles nicht einfach wegwerfen, denn es bedeutet mir viel. Ich möchte das Land, in dem ich aufgewachsen bin, auch weiter vertreten“, betont die Defensivspielerin, die Vollzeit arbeitet und ihre Freizeit und Urlaube für den Fußball opfert. „Man muss einfach irgendwo anfangen und sich trotz aller Hindernisse für etwas einsetzen. Ich möchte dazu beitragen, dass es für die jüngeren Spielerinnen leichter wird als für uns.“
75.' Grealish
72.' Dost