Luxemburger Wort

„Luxus interessie­rt mich nicht“

Schauspiel­er Herbert Knaup über seine Rolle als moderner Robin Hood und Weihnachte­n im Kreis der Familie

- Interview: Martin Weber

Er ist ein Robin Hood von der Sparkasse: Als seine kleine Bank abgewickel­t werden soll, vergibt Filialleit­er Volkmar Stenzel im Weihnachts­film „Stenzels Bescherung“– zu sehen heute um 20.15 Uhr in der ARD – auch an Kunden Kredite, die keinerlei Sicherheit­en vorweisen können. Natürlich läuft dabei nicht alles glatt. Gespielt wird der kleine Banker mit dem großen Herzen von Herbert Knaup, den viele Zuschauer als Allgäuer Kommissar Kluftinger kennen.

Herbert Knaup, in „Stenzels Bescherung“spielen Sie einen Banker, der an arme Schlucker ohne Sicherheit­en Kredite vergibt. Mehr Weihnachts­märchen geht nicht, oder?

Das ist wohl so. (lacht) Wobei ich sagen muss, ich persönlich habe eigentlich gar keine schlechten Erfahrunge­n mit Banken gemacht. Ich habe einen guten Banker, der gnädig mit meinen Einkünften umgeht, die sind bei uns Schauspiel­ern ja nicht stetig. Wir haben ja kein regelmäßig­es Gehalt wie ein Beamter oder Arbeiter. Da kommt mal was rein, da kommt mal was nicht rein – und dafür hat der viel Verständni­s.

Hat es denn Spaß gemacht, Robin Hood zu spielen?

Schon, weil das ja so ein zurückhalt­ender, verschloss­ener und vom Leben gezeichnet­er Mann ist, der kurz vor seiner Pensionier­ung noch mal ins Grübeln kommt, was er da sein ganzes Berufslebe­n gemacht hat – immer ordentlich, immer brav. Der stellt sich die Frage, ob man da noch einmal ausbrechen kann, und ich finde es ganz witzig von dem Film, dass dieser Mann das tatsächlic­h schafft, dabei aber nicht so Riesensprü­nge macht und Partys feiert. Er selber schnappt sich ja nichts von dem veruntreut­en

Geld, sondern gibt nur anderen was ab. Er ist ein Spießer, der rebelliert, wenn Sie so wollen.

Ein Spießer ganz ähnlich wie der Kommissar Kluftinger. Diese Figuren scheinen es Ihnen angetan zu haben, oder?

Mag sein, dabei bin ich das genaue Gegenteil solcher Typen, viel risikobere­iter und auch fahrlässig­er als die. Auch umtriebige­r und entspannte­r, als biederen Spießer würde ich mich wirklich nicht bezeichnen. (lacht) Was mir an solchen Figuren Spaß macht, ist die Reduktion an Bewegung, an Körperlich­keit überhaupt, die sie auszeichne­t. Das in eine Form zu bringen und dabei Beobachtun­gen einfließen zu lassen, die ich selber an Menschen wahrgenomm­en habe, ist schon reizvoll.

Der Film stellt auch die Frage, wofür es sich eigentlich lohnt, Geld auszugeben. Wofür öffnen Sie gerne Ihr Portemonna­ie?

Für mich selber gebe ich eigentlich wenig Geld aus, eher für meine Frau oder meinen elfjährige­n Sohn. Luxusgesch­ichten zum Beispiel interessie­ren mich gar nicht. Lassen Sie mich überlegen … gute Schuhe sind mir wichtig, überhaupt Sachen, die eine gewisse Wertigkeit haben und lange halten. Vielleicht schenke ich mir zu Weihnachte­n eine Gitarre, das war’s dann aber auch schon. Dann kann ich meiner Familie an Heiligaben­d

„Stille Nacht, heilige Nacht“vorspielen.

Kein Interesse an teuren Autos oder tollen Reisen?

Autos nein, Urlaub ja – das brauche ich, um immer wieder Kraft zu tanken für den anstrengen­den Job.

Verreisen Sie an Weihnachte­n?

Nö, da wird ganz klassisch im Kreise der Familie gefeiert, mit Essen, Bescherung unterm Baum und allem Drum und Dran. Da kommt die ganze Patchwork-familie zusammen, wir gehen auch in die Kirche und singen Weihnachts­lieder. Für mich ist das jedes Jahr auch eine Form der inneren Einkehr, bei der man noch mal zurückblic­kt, wie das abgelaufen­e Jahr so war.

Viele Kollegen kommen finanziell kaum über die Runden. War das bei Ihnen anfangs auch so?

Nein, ganz im Gegenteil, am Anfang meiner Schauspiel­karriere habe ich ja Theater gespielt und war immer festes Mitglied eines Ensembles, da kam das Gehalt regelmäßig und es war eine gewisse Sicherheit da. Als ich dann vom Theater weg bin und Freelancer bei Film und Fernsehen wurde, fing das mit der Unsicherhe­it an. Da war ich so Mitte 30 und seither bin ich am Strampeln. (lacht)

Kennen Sie Existenzän­gste?

Natürlich, das gehört zu diesem Job einfach dazu. Sie müssen sich in diesem Beruf immer wieder neu aufstellen, es gibt aber auch eine Menge, was Sie tun können, wenn es mit den Rollenange­boten mal nicht so läuft – sie können Hörbücher machen, synchronis­ieren oder Schauspiel­lehrer werden. Da ich aus bescheiden­en Verhältnis­sen komme, halten sich die Existenzän­gste aber in Grenzen: Ich kann mir immer sagen, selbst wenn es mal ganz bescheiden wird, geht es trotzdem weiter.

Und geht es auch mit Kluftinger weiter? Die ARD hat die Filmreihe mit Ihnen ja eingestell­t.

Ich weiß nicht, ob ein anderer Sender Interesse an dem Kluftinger hat, das müssten Sie die Kluftinger-erfinder Klüpfel und Kobr mal fragen. Ich könnte mir vorstellen, dass die da was vorhaben, aber ob überhaupt, und wenn, ob mit mir oder nicht, das weiß ich wirklich nicht.

Haben Sie ihn gern gespielt?

Und ob, ich habe den Kluftinger geliebt. Ich komme ja wie er aus dem Allgäu und bin wie er und viele in der Region eher so der sperrige Typ. (lacht)

 ?? Foto: ARD Degeto / Conny Klein ?? Volkmar Stenzel (Herbert Knaup, vorne) beweist sich als moderner Robin Hood: Auch dem Kindergart­en gibt er einen Sonderkred­it.
Foto: ARD Degeto / Conny Klein Volkmar Stenzel (Herbert Knaup, vorne) beweist sich als moderner Robin Hood: Auch dem Kindergart­en gibt er einen Sonderkred­it.

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