Luxemburger Wort

Ein Plan ohne Hoffnung

Israelis und Palästinen­ser warten mit Sorge auf Donald Trumps „Deal des Jahrhunder­ts“

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Washington. Für Us-präsident Donald Trump soll es der „Deal des Jahrhunder­ts“werden, die Betroffene­n warten teils mit Sorge auf die Präsentati­on seines „Friedenspl­ans“für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinen­sern. Am Dienstag trifft Israels rechtskons­ervativer Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu Trump im Weißen Haus in Washington. Einen Erfolg des Plans in Form eines Friedenspr­ozesses schließen viele Nahost-kenner zwar weitgehend aus – doch einige der Beteiligte­n erhoffen sich ganz andere Vorteile von der Präsentati­on des Vertragswe­rks.

Netanjahu steht beispielsw­eise massiv unter Druck wegen einer Korruption­sanklage. Mit der Präsentati­on des Nahost-planes könnte er nach Medienberi­chten versuchen, die Aufmerksam­keit auf andere Themen zu lenken. Unter israelisch­en Rechten besteht wiederum die Hoffnung, dass ein Scheitern des Plans letztlich Israel mehr Bewegungsf­reiheit geben könnte, bis hin zur Annektieru­ng von – zumindest – Teilen des Westjordan­landes.

Jonathan Rynhold, Politikpro­fessor an der Bar-ilan-universitä­t

Nach dem, was derzeit über Trumps Plan bekannt ist, soll der größte Teil Ost-jerusalems an die Palästinen­ser gehen. nahe Tel Aviv, erwartet zunächst eine zurückhalt­ende Reaktion Israels. „Sie werden etwas Positives sagen müssen, niemand will Trump verärgern“, sagt er. „Es ist egal, was es ist, sie werden etwas Positives sagen, aber versuchen, unverbindl­ich zu bleiben.“Hintergrun­d sei, dass Netanjahu von seinen rechten Koalitions­partnern unter Druck stehe. Nach dem, was derzeit über den Plan bekannt sei, werde er „sehr schwierige Dinge für die Rechten enthalten“, sagt Rynhold. Der größte Teil Ost-jerusalems solle demnach an die Palästinen­ser gehen, ein großer Teil der Siedlungen werde nicht Teil Israels sein. Aber: „Sie (die Rechten) wollen alles“– ein Israel vom Mittelmeer bis zum Jordantal.

Israel hatte 1967 während des Sechstagek­riegs unter anderem den Gazastreif­en, das Westjordan­land und Ost-jerusalem erobert. Aus dem Gazastreif­en zog Israel später wieder ab. Die Palästinen­ser wollen allerdings im Westjordan­land und dem Gazastreif­en einen unabhängig­en Staat mit der Hauptstadt Ost-jerusalem ausrufen.

Ablenkung

Auch in Washington wird der prominente Besuch am Dienstag zumindest vorübergeh­end Aufmerksam­keit von einem anderen Thema ablenken, das seit Wochen die Schlagzeil­en in den USA dominiert – und über das Trump sich seit langem ärgert: Das Amtsentheb­ungsverfah­ren im Us-senat, mit dem die Demokraten den Republikan­er

Trump aus dem Weißen Haus drängen wollen. Schon gegen Ende nächster Woche könnte das Impeachmen­t-verfahren abgeschlos­sen werden. Angesichts der Mehrheitsv­erhältniss­e im Senat, den die Republikan­er dominieren, muss Trump zwar nicht befürchten, dass er des Amtes enthoben wird. Dennoch macht Trump keinen Hehl daraus, dass er es als hochgradig ungerecht empfindet, dem Verfahren überhaupt ausgesetzt zu sein – als erst dritter Präsident in der Geschichte der USA. Erfolgsmel­dungen könnte Donald Trump da gut brauchen.

Frieden im Nahen Osten zu schaffen wäre ein historisch­er Erfolg für Trump. Seine Vorgänger Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama investiert­en zwar viel, scheiterte­n aber an einer Kompromiss­findung. Trump hat immer wieder deutlich gemacht, dass er sich für einen Kandidaten für den Friedensno­belpreis hält. „Ich würde diesen Deal sehr gerne machen“, sagte er nach Angaben mitreisend­er Journalist­en am Mittwoch an Bord der Air Force One. „Man sagt, das sei der schwierigs­te aller Deals.“dpa

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