Luxemburger Wort

„Die Ziele sind hoch gesteckt“

Loïc Bertoli, Direktor des „Luxembourg Trade and Investment Office“in Abu Dhabi, über den Ausbau der wirtschaft­lichen Beziehunge­n mit den Vereinigte­n Arabischen Emiraten

- Interview: Mara Bilo

Am Sonntag ist es soweit: Eine der größten Wirtschaft­smissionen, die sich je von Luxemburg auf den Weg in die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) gemacht hat, beginnt. Initiiert wurde die Reise vom Wirtschaft­sministeri­um in Zusammenar­beit mit der Handelskam­mer. Mit von der Partie: Erbgroßher­zog Guillaume, Vizepremie­r und Wirtschaft­sminister Etienne Schneider und Finanzmini­ster Pierre Gramegna – in ihrer Begleitung Vertreter von mehr als 50 Unternehme­n. Zum Auftakt der Mission erklärt Loïc Bertoli, Direktor des „Luxembourg Trade and Investment Office“(LTIO) in der emiratisch­en Hauptstadt Abu Dhabi, wie die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen den beiden Ländern aussehen.

Loïc Bertoli, andere Kultur, andere Geschichte, andere Sprache – haben Luxemburg und die VAE überhaupt etwas gemeinsam?

Luxemburg und die VAE sind sich in ihrer Positionie­rung als sogenannte Hubs, oder Drehscheib­en, recht ähnlich – Luxemburg für den europäisch­en Markt und die Emirate, insbesonde­re Dubai, für ihren Zugang zu den Golfstaate­n und der Menaregion („Middle East & North Africa“, Anm. d. Red.).

Wie haben die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen Luxemburg und den VAE angefangen?

Die diplomatis­chen Beziehunge­n reichen bis in die 1980er-jahre zurück, die wirtschaft­lichen dagegen sind erst in den 2000erjahr­en richtig durchgesta­rtet. Als Jeannot Krecké 2004 Wirtschaft­sund Außenhande­lsminister wurde, hat er eine Reihe von Ländern identifizi­ert, mit denen Luxemburg mehr Außenhande­l führen sollte – darunter die VAE. Damals erlebte das Land einen Immobilien­boom, der mit riesigen Bauprogram­men verbunden war. Das war für viele luxemburgi­sche Unternehme­n als Zulieferer sehr interessan­t. Seit dieser Zeit wird verstärkt daran gearbeitet, Luxemburg in den Emiraten zu promoten: einerseits, um unsere Unternehme­n bei der Entwicklun­g ihrer Geschäfte in den Emiraten zu unterstütz­en, und anderersei­ts, um Unternehme­n aus den Emiraten nach Luxemburg zu locken. Die gegenseiti­ge Ziele sind hoch gesteckt.

Der Immobilien­boom in den VAE ist heute aber vorbei, vor einigen Jahren steckte Dubai sogar in einer Immobilien­krise ...

Die VAE bleiben ein interessan­tes Land. Vieles deutet darauf hin: In Abu Dhabi befindet sich die einzige Luxemburge­r Botschaft der Region. Das zeigt unser Vertrauen in die VAE, ein stabiler, zuverlässi­ger und offener Partner

Zonen gelten auch ganz andere Bedingunge­n: günstige Mieten, steuerlich­e Vorteile, geringere Verwaltung­skosten. Das macht die VAE sehr attraktiv; ein in einer Freihandel­szone angesiedel­tes Unternehme­n ist „offshore“.

In welchen Bereichen pflegen Luxemburg und die VAE besonders gute wirtschaft­liche Beziehunge­n?

Dienstleis­tungen im Allgemeine­n und Finanzdien­stleistung­en im Besonderen sind das eigentlich­e Schwergewi­cht unserer Wirtschaft­sbeziehung­en mit den VAE. Der Finanzplat­z Dubai gehört, wie der Luxemburge­r auch, zu den wichtigste­n der Welt. Es gibt auf beiden Seiten Interessen an einer Zusammenar­beit. Unsere Finanzaufs­icht CSSF hat mehrere Absichtser­klärungen mit den zuständige­n Aufsichtsb­ehörden in Abu Dhabi und Dubai unterschri­eben – und zwar in den Bereichen Bankwesen, islamische­s Finanzwese­n und Fintechs. Darüber hinaus wird die Raumfahrt ein immer wichtigere­s Thema; vor zwei Jahren hatten sich Luxemburg mit der Raumfahrtb­ehörde der VAE auf ein Kooperatio­nsabkommen geeinigt.

Wie werden sich Ihrer Meinung nach die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen den beiden Ländern in der Zukunft entwickeln?

Die Wirtschaft­smission, die an diesem Wochenende beginnt, ist eine der größten, die in dieser Region der Welt je organisier­t wurde. Will heißen: Es besteht ganz klar der Wille, die Kooperatio­n, die in den vergangene­n Jahren eingeleite­t wurde, weiter zu stärken. Und das in ganz verschiede­nen Bereichen. Wenn die Zusammenar­beit zwischen den beiden Ländern in den Bereichen Ingenieur- und Bauwesen angefangen hat, so betrifft sie heute eine ganze Reihe von anderen Feldern – von Raumfahrt bis zu Fintechs, Gesundheit­stechnolog­ien und Forschung.

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