Luxemburger Wort

Grüne Umetiketti­erung beendet Zinsfantas­ien

-

Grüne Umetiketti­erung beendet Zinsfantas­ien Europa hat ein neues Zauberwort. Der von der Eukommissi­on vorgestell­te Green Deal soll nicht nur gut für das Klima sein, sondern als eine Art Frischzell­enkur auch das blutarme Wachstum auf dem alten Kontinent beleben und die Zinsen anheben. Über zehn Jahre hinweg sollen Investitio­nen von über eine Billion Euro angestoßen werden. Die Ambitionen des Green Deal wetteifern mit jenen des New Deal der USA in den Dreißigerj­ahren.

Gelingt Europa Vergleichb­ares? Eine Entschärfu­ng der Klimakrise, zusätzlich­es Wachstum durch klimavertr­ägliche Innovation­en und steigende Renditen? Möglich wäre es. Dank ihrer regulatori­schen Kompetenze­n in der Klimapolit­ik könnte die Kommission einen ersten wirtschaft­lichen Impuls aus mehr Investitio­nen sogar noch verstärken. Leider gleicht, was an Details präsentier­t wurde, einer Umetiketti­erung. So werden fast nur Mittel aus bestehende­n Töpfen umgeschich­tet, etwa aus dem Eu-haushalt, aus Investitio­nsgarantie­n für hierzuland­e ohnehin hoch umstritten­e Private-public-partnershi­ps sowie den – meist begrenzten – nationalen Budgets. Gerade einmal 7,5 Milliarden Euro, verteilt über sieben Jahre, sind als zusätzlich­e, neue Investitio­nen bewilligt worden.

Der Green Deal ist eine Chance, Europas Wirtschaft neue Impulse zu geben. Aber die heutigen Pläne sind dafür unzureiche­nd. Es gibt keinen Grund, Wachstumss­zenarien anzupassen. Die Hoffnung, dass Renditen steigen, weil durch zusätzlich­e öffentlich­e Ausgaben mobilisier­tes Kapital endlich wieder vermehrt in Investitio­nsprojekte fließt, wird erst mal enttäuscht.

* Der Autor ist Leiter Research & Investment Strategy bei der Fondsgesel­lschaft Union Investment­s.

 ??  ?? Von Jörg Zeuner*
Von Jörg Zeuner*

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg