Der Weisheit letzter Schluss
Ich bin an der Weisheit letztem Schluss gelangt! Zugegeben, nur in einer ganz bestimmten Sache, aber immerhin. Um es dorthin zu schaffen, musste ich lediglich etwas weniger weise werden. Genau gesagt, 25 Prozent weniger. Wie ich dies so genau chiffrieren kann? Nun, weil ich für besagte Erkenntnis einem überaus kompetenten und von der Natur sogar mit feinem Humor beschenkten Zahnarzt kürzlich einen meiner Weisheitszähne dafür hergeben musste. Der rebellische Querulant (der Zahn versteht sich, nicht der freundliche Herr Doktor) dachte nämlich, er müsse plötzlich mit dem Kopf durch die (Schleimhaut-) Wand. Nur, dass er dabei, wie könnte es anders sein, mitsamt seiner Fischhaken ähnelnden Wurzeln, selbstverständlich kommod waagerecht lag. Somit wurde mir ein gleich doppelt einschneidendes Erlebnis zuteil. Denn woran klammert sich ein armer, kleiner Schreiberling, wenn er – Zangen und Klemmen hilflos ausgeliefert – auf dem fluchtverhindernden Kippsessel liegt und gräuliche Knirschgeräusche aus sich heraustönen hört? Natürlich: an die melodische Vertrautheit der Sprache. Und in dankbar wirksamen lokalen Betäubungssphären dämmert es mir urplötzlich: Da gibt es doch tatsächlich Methode in diesem Wahnsinn! Denn während von Portugal über Spanien bis hin nach Italien in diesem Mundeck mit „siso“, „juicio“und „giudizio“der Sitz des Urteilsvermögens bzw. des Verstands vermutet wird, ist für die geografisch nördlicher gelegenen Sprachen das späte Erscheinen dieser vier Reiter der Gebiss-apokalypse ein umso bedeutungsschwangeres Omen. Doch bitte was hat die Bequemlichkeit des evolutionären Überbleibsels „Dens sapiens“mit „Weisheit“, „sagesse“, „wisdom“, „madrosci“oder „mudrosti“zu tun? Ich für meinen Teil glaube, diese Benennung fällt klar in die Kategorie „Fingerzeig des Universums“, mit dem dieses uns dazu ermahnt auch im Alter nicht zu vergessen an unserer Kindlichkeit festzuhalten. Etwas praktischeres als diese Sprachkenntnis kann ich der ganzen Sache nämlich nicht abgewinnen – einmal abgesehen von der Tatsache, nun mehrere vielleicht irgendwann gelegen kommende Reliquien parat zu haben. Naja, immerhin das ...