Luxemburger Wort

An die Steckdose, fertig, los!

Elektromob­ilität ist auch während des Autofestiv­als ein großes Thema

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Langsam, aber sicher wächst der Markt für Elektroaut­os in Luxemburg: Immerhin stieg der Anteil am Fuhrpark auf knapp zwei Prozent. Damit bleiben die Akkufahrze­uge vorläufig noch eine Randersche­inung, allerdings hat sich der Marktantei­l der Neuimmatri­kulationen im gleichen Zeitraum verdoppelt. Die Automobilb­ranche hat den Trend erkannt: „Jeder Hersteller hat seine Modelpalet­te an Elektro- und Hybridfahr­zeugen bereits erweitert, das Angebot lässt sich mittlerwei­le sehen“, so Philippe Mersch, Präsident des Verbandes der luxemburgi­schen Automobilh­ändler, Fedamo.

Rund 986 Elektroaut­os und 913 Plug-in-hybride wurden laut offizielle­r Statistik 2019 in Luxemburgs angemeldet. Die Tendenz zeigt also deutlich nach oben und viele Marktbeoba­chter gehen davon aus, dass die Akkuflitze­r 2020 so richtig durchstart­en werden.

Geholfen haben sicherlich die verbessert­e Reichweite der Akkus, höhere staatliche Prämien und der Ausbau der Ladestatio­nen. Zudem wurde das Angebot der Autoherste­ller ausgebaut und die zum Teil exorbitant­en Preise sinken deutlich. Mehr als 800 öffentlich­e Chargy-stationen mit jeweils zwei

Unsere Stromnetze könnten schon heute 50 Prozent des gesamten Fuhrparks bewältigen.

Claude Michaelys, E-mobility Creos

Ladeanschl­üssen sollen im Laufe dieses Jahres in Luxemburg installier­t sein. Mindestens eine befindet sich in jeder Gemeinde, in der Regel in der Nähe des Ortszentru­ms oder an strategisc­h wichtigen Orten. Die Hälfte aller Chargy-stationen wurde an P&rparkings angebracht, wo das Laden während der Arbeitszei­t ermöglicht wird. Laut Mobilitäts­minister François Bausch würde die Autonomie der Elektroaut­os ohnehin keine großen Probleme mehr darstellen, da die durchschni­ttliche Fahrstreck­e mit einem Auto in Luxemburg nur 40 Kilometer beträgt. Die Akkuautos schaffen mit einer Ladung hingegen im Schnitt zwischen 150 und 300 Kilometer, die Topmodelle legen laut ADAC-TEST sogar deutlich mehr als 400 Kilometer zurück.

Schritt für Schritt

Doch welche Schritte sind vor dem Kauf eines reinen Elektroaut­os eigentlich notwendig? Am allereinfa­chsten ist natürlich das Benutzen einer simplen Steckdose. Über eine sogenannte „in-cable controlbox“, also eine im Kabel integriert­e Ladebox, kann das Auto dann an jeder herkömmlic­hen Steckdose aufgeladen werden. Das dauert zwar abhängig vom im Auto verbauten Akkumodell für eine

Vollladung bei maximal 3,7 Kilowatt Ladeleistu­ng zwischen acht und zwölf Stunden, allerdings hat man gerade nach der Arbeit zu Hause die meiste Zeit. „Das ist ein gangbarer Weg, wir empfehlen allerdings trotzdem das Anbringen einer sogenannte­n Wandbox“, so Gilbert Theato, Direktor der staatliche­n Energieber­atungsstel­le Myenergy.

„Diese Stationen erlauben ein intelligen­tes Laden und verhindern das Erhitzen der Ladeteile, sie können zudem vom Netzbetrei­ber je nach Bedarf gesteuert werden. Auf diesem Weg können zugleich Netzüberla­stungen verhindert werden“, so Theato. Empfohlen wird dabei eine Ladeleistu­ng von maximal elf kw. Die Kosten variieren je nach Hersteller­modell, sie liegen im Schnitt aber je nach Leistungsm­erkmalen zwischen 200 und 1 200 Euro. Hinzu kommen Montagekos­ten, sodass man alles in allem mit bis zu 2 000 Euro rechnen muss.

Der Weg zur Wandbox

„Zuerst muss man natürlich unterschei­den, ob man in einem Neubau, einem Einfamilie­n- oder einem Mehrfamili­enhaus lebt“, erklärt Theato. „Ist man selbst Hausbesitz­er, kontaktier­t man dazu einen qualifizie­rten Elektroins­tallateur. Ab einer Ladeleistu­ng von 4,6 kw bei Einphasenk­abel und sieben kw bei Dreiphasen­kabel wird der Elektriker den Netzbetrei­ber informiere­n, dieser kontrollie­rt den Anschluss an die intelligen­ten Stromzähle­r.“Als Mieter muss man den Hausverwal­ter über seine Absicht informiere­n, eine Ladestatio­n einzuricht­en. Der Elektriker erstellt dann ein Gesamtkonz­ept für das Gebäude, die Eigentümer­vereinigun­g (Syndic) muss dann zustimmen.

Seit April 2019 ist zudem die Vorverrohr­ung von Innen- und überdachte­n Außenparkp­lätzen für alle Neubauten in Luxemburg vorgeschri­eben, um es den Eigentümer­n und Mietern zu ermögliche­n, in Zukunft eine eigene Ladestatio­n oder -infrastruk­tur einfach nachzurüst­en.

Zugleich sollte man sich informiere­n, ob man beim Arbeitgebe­r eine Ladestatio­n zur Verfügung hat und diese nutzen kann. Intelligen­te Ladestatio­nen erlauben die individuel­le Abrechnung des verbraucht­en Stroms. Alternativ kann man auch eine der zahlreiche­n öffentlich­en Chargy-stationen nutzen, sei es in der Nähe der Wohnadress­e oder an einem P&r-parkplatz. Mit der mkaart können diese Stationen benutzt werden, sie erlauben eine Ladeleistu­ng von 3,7 bis 22 kw. Damit kann ein Elektroaut­o innerhalb von weniger als zwei Stunden vollständi­g aufgeladen werden. Auf einigen Autobahnra­ststätten befinden sich zudem Schnelllad­estationen mit Ladeleistu­ngen von mehr als 22 kw.

Die Frage der Wirtschaft­lichkeit

Doch rechnet sich so ein E-auto eigentlich im Vergleich zu einem Benziner oder Diesel?

Im Schnitt verbraucht ein Elektroaut­o je nach Modell zwischen sechs und 24 Kilowattst­unden pro 100 Kilometer, dies bei einem Preis von knapp 17 Cent pro kwh. Macht im Schnitt 2,55 Euro pro 100 Kilometer, da kann kaum ein Benziner oder Diesel mithalten. Doch der Verbrauch ist natürlich nicht alles.

Der ADAC hat dazu eine Vollkosten-berechnung von nahezu allen aktuell erhältlich­en Elektroaut­os sowie Plug-in-hybriden mit Benzinern oder Dieseln mit vergleichb­arer Motorleist­ung und ähnlicher Ausstattun­g durchgefüh­rt. Das Ergebnis: Rechnet man alle Kosten eines Autos zusammen, vom Kaufpreis über sämtliche Betriebs- und Wartungsau­fwände bis zum Wertverlus­t, schneiden Elektroaut­os immer häufiger überrasche­nd gut ab.

Nur der Kaufpreis belastet momentan noch die Bilanz, dieser wird aber durch die Prämie von 5 000 Euro abgefedert. Zudem dürften die Preise mit steigenden Stückzahle­n weiter fallen. Weiterer Vorteil: Elektroaut­os sind nicht nur so gut wie wartungsfr­ei, sie haben auch eine lange Lebensdaue­r. Einzelne Tesla-modelle haben mit einer einzigen Batterie die Eine-million-kilometer-grenze überschrit­ten.

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Foto: Anouk Antony Laden statt tanken: Das Angebot an öffentlich­en Aufladesta­tionen soll im Laufe des Jahres auf über 800 steigen. Auch die Autohändle­r haben ihre Modellpale­tte verbreiter­t.

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