Auf der Erfolgswelle
Tommy Schlesser über das Zdf-„traumschiff“und weitere Karrierepläne
2019 war für Schauspieler Tommy Schlesser ein echtes Erfolgsjahr. Der 30Jährige feierte Premiere im ZDF: als Darsteller im Rosamunde-pilcher-film „Die Braut meines Bruders“. Im Herbst stand er anschließend gleich zweimal für den deutschen Sender vor der Kamera, unter anderem für eine Folge des Erfolgsformats „Das Traumschiff“, die im Frühjahr ausgestrahlt wird. Wie es 2020 weitergeht, welche Auswirkungen der Erfolg auf sein Privatleben hat und warum er nicht gerne als „Luxemburg-leckerli“bezeichnet wird, erklärt der Luxemburger im Interview.
Tommy Schlesser, gerade läuft es rund bei Ihnen. Warum ist das ZDF zu Ihrem Hauptauftraggeber geworden?
Das habe ich Regisseur Marco Serafini zu verdanken, den ich beim Casting zur Sitcom „Zëmmer ze verlounen“kennengelernt habe. Nach einer Woche kam er bei den Dreharbeiten auf mich zu und hat gefragt: „Tommy, hast du nicht mal Lust, bei Rosamunde Pilcher mitzuspielen?“Und weil das schon immer auf meiner Wunschliste weit oben stand, habe ich natürlich zugesagt. Das war Anfang 2018. Und im darauffolgenden Juli stand ich schließlich in Cornwall vor der Kamera.
War das ein Glücksfall für Sie?
Das ist wie ein Lottogewinn, denn so einfach kommt man nicht in Kontakt mit dem ZDF. Die Aufmerksamkeit der Produzenten zu bekommen und die dann auch noch zu überzeugen, ist recht schwierig, vor allem dann, wenn man nicht aus Deutschland stammt. Dort hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich einen Auftritt bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. (Anm. d. Red.: drei Episoden im Jahr 2015) Und wenn man bedenkt, wie viele Schauspieler es alleine in Deutschland gibt, dann ist das für einen Luxemburger schon ein echtes Geschenk, Hauptrollen bei solch großen Produktionen spielen zu dürfen.
Im September vergangenen Jahres standen Sie für einen Inga-lindström-film in Schweden vor der Kamera, im Anschluss folgten die Dreharbeiten für das Zdf„traumschiff“. War das ein echtes Erlebnis?
Das war etwas ganz anderes, vor allem weil wir im Spätherbst die Landszenen in Marrakesch gedreht haben, als es hier schon kalt und grau wurde. Dann, nach einigen Tagen in der Heimat, ging es für drei Wochen aufs Schiff – von Lissabon über Madeira und die Kanaren weiter nach Gibraltar und Barcelona bis nach Venedig. Von diesen Orten ist im Film gar nichts zu sehen, es wurden lediglich Aufnahmen auf der „MS Amadea“gemacht. Die „Traumschiff“-folge selbst spielt in Marrakesch.
War das Ihre erste Reise auf einem Kreuzfahrtschiff?
Nein, ich habe bereits ein paar Schiffsreisen mitgemacht, vor vielen Jahren sogar eine auf der „MS Amadea“mit meinen Eltern. Als sie gehört haben, dass ich beim „Traumschiff“mitspiele, haben sie direkt eine Kabine gebucht – sie sind große Fans des Formats und waren für zwei Wochen mit an Bord. Ich habe meinem Vater in einer Szene sogar zu einer kleinen Sprechrolle verholfen. (lacht)
Läuft die Arbeit auf dem Schiff anders ab als im Studio?
Nein, im Grunde nicht. Toll ist, dass man zwischendurch immer in seine Kabine gehen kann. Natürlich ist alles kleiner und enger als etwa beim Außendreh in Schweden. Die „Traumschiff“equipe ist aber ein so eingespieltes Team. Die wissen genau, wer wann was machen muss. Anders ist, dass man das Team die ganze Zeit um sich herum hat. Es ist wie eine große Familie. Das ist toll.
Ist Ihnen die Reise auf See nicht auf den Magen geschlagen?
Mir nicht, aber einigen Schauspielern ging es am zweiten Tag nicht so gut. Ich habe mal gehört, dass Gin-tonic gegen Übelkeit helfen soll – das habe ich aber noch nie ausprobiert, ich bin kein Gin-fan.
Wie lief die Zusammenarbeit mit Florian Silbereisen ab?
Florian ist ein ganz, ganz toller Typ. Als wir uns kennengelernt haben, saßen wir eine Stunde bei einem Kaffee zusammen und er hat von seinen ersten „Traumschiff“-drehs berichtet. Es war super entspannt mit ihm zu arbeiten, wir haben uns toll verstanden, auch mal ein bisschen Blödsinn gemacht. Er war aber nicht so lange auf dem Schiff, nur fünf Tage. Seine Szenen wurden zusammengelegt, weil er so viele andere Projekte nebenbei hat.
An Weihnachten feierte er Premiere als Kapitän. Wie fanden Sie seinen Auftritt?
Er verströmt eine natürliche Autorität, alleine schon durch seine tiefe Stimme. Und für jemanden, der kein Schauspieler ist, hat er das ganz gut gemeistert, mit einer Souveränität, mit der man nicht gerechnet hat.
Sie waren – neben Ihren Eltern – der einzige Luxemburger vor der Kamera. Wie wird man eigentlich von den deutschen Kollegen aufgenommen?
Bei allen Engagements in Deutschland habe ich festgestellt, dass kaum jemand etwas über Luxemburg weiß. „Ach, da spricht man doch Französisch?“, heißt es immer, was ich verneinen muss. Und dann muss ich etwas auf Luxemburgisch sagen und alle kichern rum. (lacht) Wenn man zusammen Fotos anschaut, erkläre ich, dass man in Luxemburg-stadt einen Mix aus Altem und Modernem findet. Einige der Kollegen haben mich sogar schon hier besucht.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es für Sie 2020 weiter? Welche Projekte stehen an?
Ich darf beziehungsweise will noch nicht darüber sprechen, da noch nicht alle Unterschriften gesetzt wurden. Einige Projekte stehen aber bereits in den Startlöchern, darunter eine luxemburgische Koproduktion.
Sie haben einmal in einem Interview erklärt, dass es ihr Traum sei, bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“(GZSZ) und einem Rosamunde-pilcher-film mitzuwirken. Wie lauten die neuen Ziele?
Ich wollte nach dem Pilcherfilm bei Lindström und dem „Traumschiff“dabei sein, und das hat jetzt auch geklappt – das ist genau das, was ich machen will: Zdf-„herzkino“. Natürlich wären Kinofilme auch toll, zum Beispiel romantische Komödien. Aber das ist ein ganz anderes Umfeld. In Deutschland haben die Leute vom Film quasi keinen Kontakt zu den Fernsehschauspielern. Aber mal schauen, was mich noch alles erwartet.
Ich habe meinem Vater in einer Szene sogar zu einer kleinen Sprechrolle verholfen.
Mussten Sie in der Vergangenheit bereits Angebote ablehnen?
Ja, in Deutschland wurde ich mal für ein Reality-format angefragt, aber das wollte ich auf keinen Fall machen. Andere Sachen musste ich aus Zeitgründen absagen, etwa eine kleine Nebenrolle für RTL.
Nicht nur in luxemburgischen, sondern auch in deutschen Medien konzentriert man sich sehr auf Ihr Äußeres. „Bild“nannte Sie einmal das „Luxemburg-leckerli“. Stört Sie dieses Image?
Es stört mich, wenn ich nur auf mein Aussehen reduziert werde. Das „Luxemburg-leckerli“, das war 2015 – und die Leute sprechen mich immer noch darauf an. Das ist einerseits witzig, andererseits nervt es. Ich kann aber auch nicht von der Hand weisen, dass ich die „Herzkino“-rollen bekommen habe, gerade weil ich diesen Look habe, der gefragt ist. Deswegen kann ich nicht böse sein.
In Luxemburg werden Sie mittlerweile auf der Straße erkannt. Passiert das auch in Deutschland?
Nach dem Auftritt bei „GZSZ“wurde ich sehr häufig erkannt – ich hätte gar nicht gedacht, dass die Serie eine so große Reichweite hat. Ich war einmal in einem großen Möbelhaus unterwegs und die Leute haben mit dem Finger auf mich gezeigt. Mittlerweile bekomme ich auch viel Fanpost aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach dem Pilcher-film erhielt ich einige Briefe und E-mails, was mich sehr gefreut hat. Hier in Luxemburg gehen die Leute eher auf mich zu und fragen nach einem Selfie oder sprechen mich an. Mal abwarten, wie sich
Produktion viele Menschen erreicht. Aber um einen guten Film zu machen, ist das nicht ausschlaggebend.
Wie sieht ein Tag aus, an dem Sie entspannen können?
Ich bin gerne zu Hause, am liebsten – solange es geht – im Bademantel. Dann gehe ich gerne spazieren, spiele mit meiner Tochter. Abends essen wir zusammen. Meist bestellen wir etwas, Kochen ist nicht so unser Ding. (lacht) Ich finde es schade, eine Stunde in der Küche zu stehen und dann ist alles nach zehn Minuten verputzt. Letztens habe ich ein tolles Stück Lachs im Ofen gemacht, dazu eine Sahnesoße, Bratkartoffeln und Gemüse. (lacht) Tiefkühlgemüse … aber der Rest ist echt gelungen.
Und wie sieht es mit Filmen und Serien aus? Wobei können Sie gut abschalten?
Im Kino war ich in letzter Zeit nur selten. Aber „James Bond“, das geht immer. Einen Film im Monat, das schaffe ich dann doch meistens. Gerade schaue ich eine lustige Serie auf Netflix: „Working Moms“, auf die hat mich meine Frau hingewiesen.