„Wir wollen weitermachen“
Waringo-bericht: Großherzog Henri stellt sich schützend vor Maria Teresa
Ohne Briefkopf, ohne Anrede, in schlichter Schrift und nur mit „Henri“unterschrieben erreichte die Redaktionen am gestrigen Montag früh um halb elf eine „Mitteilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs“. Quasi zeitgleich mit der Auschwitz-gedenkfeier, an der der Staatschef gestern gemeinsam mit Premierminister Xavier Bettel teilnahm. Die Mitteilung datiert vom Sonntag und war begleitet von vier Fotos des großherzoglichen Paares bei einem Spaziergang in Genf an den Ufern des Sees. Das Paar hält sich dort auf, weil der jüngere Bruder der Großherzogin auf der Intensivstation eines Genfer Krankenhauses liegt.
In seiner Mitteilung, die auf Französisch, Luxemburgisch, Englisch und Spanisch verschickt wurde, weist der Großherzog zunächst darauf hin, dass er aus einem Wunsch nach Offenheit, Transparenz und Modernität heraus akzeptiert habe, dass die vom Premierminister gewünschte Aktion durchgeführt werden kann. Mit der „Aktion“bezieht er sich auf den sogenannten Waringo-bericht: Nachdem im vergangenen Sommer wiederum einige Personalwechsel am großherzoglichen Hof bekannt wurden, hatte Premierminister Xavier Bettel (DP) Ende Juni den früheren Direktor der Inspection générale des finances, Jeannot Waringo, als Sonderbeauftragten („Représentant spécial du Premier ministre“) damit beauftragt, die dortige Personalpraxis zu untersuchen.
Eine „exemplarische“Ehefrau „Vor der Veröffentlichung dieses Berichts und während der Ausführung der Mission wurden Artikel in den Medien publiziert, die meine Frau zu Unrecht beschuldigen – die Mutter von unseren fünf Kindern und eine ganz liebe Großmutter. Meine ganze Familie leidet darunter“, schreibt der Großherzog und fragt, warum eine Frau attackiert werde, eine Frau, die andere Frauen verteidige und eine Frau, die nicht einmal das Recht bekomme, sich selber zu verteidigen. „Seit dem Thronwechsel wollen wir zusammen zur Modernisierung von unserer konstitutionellen Monarchie beitragen und wir wollen auf diesem Weg weitermachen“, bekräftigt der Staatschef.
Er zählt all die Engagements seiner Frau auf, die er immer unterstützt habe und „für die wir uns weiter einsetzen werden“, wie der Kampf gegen Dyslexie und gegen sexuelle Gewalt, die Entwicklung der Mikrofinanzen und die Erziehung von jungen Mädchen und Frauen. „Ich bin stolz auf das Engagement, die Intelligenz und die Energie, die meine Frau mit all ihren Handlungen beweist. Ihr Engagement, das sie für unser Land seit 39 Jahren an meiner Seite zeigt, ist exemplarisch, es ist essenziell für mich“, bekennt der Grand-duc.
Seine Mitteilung schließt mit dem Versprechen: „Mir wäerte weiderhin Iech déngen, fir Iech do sinn a fir Lëtzebuerg.“Besonders in dieser entscheidenden Zeit, wo ihre Kinder ein Familienleben beginnen, sei es für sie als Eltern überaus wichtig, „ihnen zu ermöglichen, diese schönen Jahre als erbgroßherzogliches Paar zu genießen“.
Waringo übergab seinen Bericht am Freitag Premierminister Bettel, der ankündigte, ihn dem Parlament vorzustellen. Der Bericht befasst sich nicht mit der Rolle der Monarchen, sondern untersucht hauptsächlich den Umgang mit dem Personal am Hof und gibt Empfehlungen ab. 10,6 Millionen Euro erhält der großherzogliche Hof 2020 aus dem Staatsbudget, ein Großteil davon fließt in die Personalkosten.