Gebotene Sachlichkeit
Es ist schon ein mehr als ungewöhnlicher Schritt, wenn sich der Staatschef eines Landes per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit wendet. Zugleich ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich ein Vater vor seine Frau und seine Familie stellt, wenn er diese angegriffen sieht. Die Stellungnahme von Großherzog Henri am gestrigen Montag lässt in jedem Fall darauf schließen, dass die Veröffentlichungen aus den letzten Wochen und Monaten rund um den sogenannten Waringo-bericht von der großherzoglichen Familie als sehr verletzend empfunden worden sind. Ob Großherzogin Maria Teresa „zu Unrecht angeklagt“worden ist, wie der Großherzog schreibt, dazu kann sich die Öffentlichkeit jedoch derzeit kein Bild machen, denn bis zum heutigen Tag weiß außer dem Autor selber, also dem ehemaligen hohen Staatsbeamten Jeannot Waringo, nur dessen Auftraggeber, Premier Xavier Bettel, was in dem Schriftsatz steht. Insofern ist eine Berichterstattung über mögliche und tatsächliche Konsequenzen des Berichtes zumindest hoch spekulativ und, bei allem Recht auf Kritik an der großherzoglichen Familie, wenig sachdienlich. Wenn es Fehlverhalten in der Mitarbeiterführung am großherzoglichen Hof gegeben hat, dann muss dies untersucht und korrigiert werden. Darin besteht die Zielsetzung, die Jeannot Waringo als Sonderbeauftragter von der Regierung erhalten hat, mit Zustimmung des Staatschefs. Jetzt ist es an der gewählten Volksvertretung, die Erkenntnisse des Berichts mit aller gebotenen Sachlichkeit zu bewerten und dann daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.