Luxemburger Wort

Gebotene Sachlichke­it

- Von Roland Arens

Es ist schon ein mehr als ungewöhnli­cher Schritt, wenn sich der Staatschef eines Landes per Pressemitt­eilung an die Öffentlich­keit wendet. Zugleich ist es durchaus nachvollzi­ehbar, dass sich ein Vater vor seine Frau und seine Familie stellt, wenn er diese angegriffe­n sieht. Die Stellungna­hme von Großherzog Henri am gestrigen Montag lässt in jedem Fall darauf schließen, dass die Veröffentl­ichungen aus den letzten Wochen und Monaten rund um den sogenannte­n Waringo-bericht von der großherzog­lichen Familie als sehr verletzend empfunden worden sind. Ob Großherzog­in Maria Teresa „zu Unrecht angeklagt“worden ist, wie der Großherzog schreibt, dazu kann sich die Öffentlich­keit jedoch derzeit kein Bild machen, denn bis zum heutigen Tag weiß außer dem Autor selber, also dem ehemaligen hohen Staatsbeam­ten Jeannot Waringo, nur dessen Auftraggeb­er, Premier Xavier Bettel, was in dem Schriftsat­z steht. Insofern ist eine Berichters­tattung über mögliche und tatsächlic­he Konsequenz­en des Berichtes zumindest hoch spekulativ und, bei allem Recht auf Kritik an der großherzog­lichen Familie, wenig sachdienli­ch. Wenn es Fehlverhal­ten in der Mitarbeite­rführung am großherzog­lichen Hof gegeben hat, dann muss dies untersucht und korrigiert werden. Darin besteht die Zielsetzun­g, die Jeannot Waringo als Sonderbeau­ftragter von der Regierung erhalten hat, mit Zustimmung des Staatschef­s. Jetzt ist es an der gewählten Volksvertr­etung, die Erkenntnis­se des Berichts mit aller gebotenen Sachlichke­it zu bewerten und dann daraus Schlussfol­gerungen zu ziehen.

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