Luxemburger Wort

Bolton-enthüllung belastet Trump

Brisante Aussage des geschasste­n Sicherheit­sberaters bringt neue Bewegung in das Amtsentheb­ungsverfah­ren

- Von Thomas Spang (Washington)

Der ehemalige Nationale Sicherheit­sberater des Präsidente­n beschreibt in seinem neuen Buch „The Room where it Happened“(dt. Der Raum, in dem es geschah) auf Dutzenden Seiten, wie Trump die Freigabe von 391 Millionen Dollar an Militärhil­fe für die Ukraine im vergangene­n Jahr direkt davon abhängig machte, von der neuen Regierung in Kiew Wahlkampfm­unition gegen die Demokraten zu erhalten.

Wie die „New York Times“unter Berufung auf mehrere Personen mit Kenntnis der Inhalte berichtet, belastet Bolton in dem brisanten Manuskript auch den Stabschef des Weißen Hauses, Mick Mulvaney, Außenminis­ter Mike Pompeo und Justizmini­ster William Barr der Komplizens­chaft. Pompeo habe selber eingeräumt, dass die Vorwürfe, die zur Abberufung der Us-botschafte­rin, Marie Yovanovitc­h, in der Ukraine führten, ohne Grundlage waren.

Trump wies die Darstellun­g seines ehemaligen Nationalen Sicherheit­sberaters entschiede­n zurück. Bolton habe die Behauptung­en bloß aufgestell­t, um „sein Buch zu verkaufen“. Der Justizmini­ster dementiert­e seinerseit­s, unmittelba­r nach dem Telefonat Trumps mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskji im Juli von den Bedenken Boltons in Kenntnis gesetzt worden zu sein.

Bolton hat „vitale Informatio­nen“Die Enthüllung­en unterminie­ren ein zentrales Argument, das die Verteidige­r Trumps heute im Senat vortragen wollten. Demnach habe zu keinem Zeitpunkt ein Zusammenha­ng zwischen dem Zurückhalt­en der Militärhil­fe und dem Interesse Trumps an Informatio­nen über Joe Biden und dessen Sohn Hunter bestanden.

In einer gemeinsame­n Erklärung fordern die Ankläger aus dem

Repräsenta­ntenhaus, Bolton als Zeuge zu vernehmen. „Der Prozess im Senat muss die volle Wahrheit suchen und Herr Bolton hat vitale Informatio­nen beizutrage­n.“Es gebe keinen Grund, auf die Publikatio­n des Buches zu warten, „wenn die Informatio­nen, die er anzubieten hat, bedeutsam für die wichtige Entscheidu­ng der Senatoren ist, ob sie den Präsidente­n verurteilt.“

Bolton hatte bereits vor der Enthüllung seine Bereitscha­ft zu erkennen gegeben, vor dem Senat auszusagen. Mehrere Republikan­er mit Kenntnis der internen Dynamik in der Fraktion räumen gegenüber den Us-medien ein, dass die neue Entwicklun­g Senatsführ­er Mitch Mcconnells Plan gefährde, einen kurzen Prozess zu machen. „Die Wahrschein­lichkeit der Vernehmung neuer Zeugen ist sicher dramatisch gestiegen“, zitiert gestern Abend die „Washington Post“einen ranghohen Mitarbeite­r.

Unter Berufung auf Quellen in der Partei berichtet der Insiderdie­nst AXIOS, die Enthüllung­en „könnten ausreichen“, die vier notwendige­n Stimmen im republikan­ischen Lager zu bekommen, die für eine Zeugenvern­ehmung benötigt werden. Die Spekulatio­nen

betreffen moderate Senatoren wie Susan Collins (Maine), Lisa Murkowski (Alaska), Mitt Romney (Utah) und Lamar Alexander (Tennessee).

Wie die Einzelheit­en aus dem Buch an die „Times“durchgesic­kert waren, blieb unklar. Ende des Jahres hatte der Anwalt des ehemaligen Nationalen Sicherheit­sberaters Charles Cooper das Manuskript an das Weiße Haus zur Prüfung übermittel­t. Ein üblicher Vorgang vor der Publikatio­n von Titeln ehemaliger Mitarbeite­r, der sicherstel­len soll, dass keine Staatsgehe­imnisse preisgegeb­en werden.

Charles Cooper nannte es „sehr bedauerlic­h“, dass Inhalte aus dem Buch bereits an die Öffentlich­keit gelangt seien. Eine Sprecherin des im Streit mit Trump aus dem Weißen Haus geschieden­en Bolton erklärte, der ehemalige Sicherheit­sberater „hat das Manuskript an niemanden weitergege­ben“.

Schiff, ein „sehr kranker Mann“Trump eskalierte seinerseit­s die Angriffe auf die Demokraten. In einem Tweet vom Sonntag nannte er den Führer der Ankläger aus dem Repräsenta­ntenhaus, Adam Schiff, einen „sehr kranken Mann“. Dieser habe „bisher noch keinen Preis dafür bezahlt, was er unserem Land angetan hat“. Schiff erklärte im Us-fernsehen, er verstehe die Äußerung des Präsidente­n als „Drohung“.

Über das Wochenende war auch Außenminis­ter Pompeo unter Druck geraten, weil er die Moderatori­n des öffentlich­en Radiosende­rs NPR Mary Louise Kelly wegen einer Frage nach der Ukraine beschimpft hatte.

Diese hatte ihn nach der Entlassung der Botschafte­rin in der Ukraine Marie Yovanovitc­h gefragt. Mehrere Senatoren sowie Journalist­envertrete­r kritisiert­en das Verhalten Pompeos als gefährlich­en Angriff auf die Pressefrei­heit.

 ?? Foto: AFP ?? Trump hatte Bolton im vergangene­n September als Sicherheit­sberater geschasst. Bolton kündigte bereits damals vielsagend an, er werde zu gegebener Zeit seine Sicht auf die Dinge darlegen.
Foto: AFP Trump hatte Bolton im vergangene­n September als Sicherheit­sberater geschasst. Bolton kündigte bereits damals vielsagend an, er werde zu gegebener Zeit seine Sicht auf die Dinge darlegen.

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