Luxemburger Wort

Das Tor zu Europa

Was Unternehme­n aus den Emiraten nach Luxemburg lockt, zeigt das Beispiel des Porzellanh­erstellers RAK

- Von Mara Bilo Von Alzingen nach Bettemburg

Ob in Hotels, Restaurant­s oder gar Krankenhäu­ser – weltweit sind die Teller, Tassen und Gläser des Porzellanh­erstellers RAK bekannt. Die Produktion­sstätte befindet sich in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) – genauer genommen in Ras al-khaimah, eines der sieben Emirate. Dafür steht auch der Firmenname: „RAK“ist die Abkürzung von „Ras al-khaimah“. Pro Jahr produziert das Unternehme­n 28 Millionen Porzellant­eile, davon werden mehr als ein Drittel in Europa verkauft. Und zwar vom europäisch­en Hauptsitz aus – Luxemburg.

Angefangen hat das Europagesc­häft der Firma mit Claude Peiffer. Der 1951 geborene Luxemburge­r blickt auf mehr als 20 Jahre Berufserfa­hrung beim Keramikher­steller Villeroy & Boch zurück. Als er Anfang der 2000er-jahre als Berater arbeitete, kam er in Kontakt mit der Geschäftsl­eitung der Firma RAK, die in den europäisch­en Markt einsteigen wollten. „Es ging alles sehr schnell“, erinnert sich Peiffer. „Ich wurde gefragt, ob ich nicht das Europagesc­häft übernehmen möchte. Eigentlich wollte ich etwas weniger arbeiten – daraus wurde nichts“, sagt er schmunzeln­d.

Im Jahr 2006 eröffnete RAK ein 60 Quadratmet­er großes Büro in Alzingen mit nur drei Mitarbeite­rn. „Wir haben bei Null anfangen“, sagt Peiffer. „Die Konkurrenz war hart; auch chinesisch­e

Claude Peiffer hat das gesamte Europagesc­häft für die Firma entwickelt.

Firmen sind zu diesem Zeitpunkt in das Porzellang­eschäft eingestieg­en.“Aber es hat geklappt – nur ein Jahr später zog das Unternehme­n in ein neues Bürogebäud­e von 200 Quadratmet­ern um; damals war die Mitarbeite­rzahl schon auf zehn gestiegen: „Unsere Büros wurden schnell zu eng.“Im Jahr 2010 musste das Unternehme­n aufgrund des fehlenden Büroraums wieder umgesiedel­t werden. „In Windhof, neben der belgischen Grenze, haben wir unser erstes selbstverw­altete Lager gemietet“, erklärt der Chef der europäisch­en Niederlass­ung.

Im Jahr 2017 kam schließlic­h der letzte Umzug in der kurzen

800 Quadratmet­er“, so Peiffer.

Heute beschäftig­t die Firma 60 Mitarbeite­r, davon mehr als die Hälfte in der Lagerhalle. Für das laufende Jahr wird RAK voraussich­tlich zehn Millionen Porzellant­eile über Luxemburg abwickeln. Ein rasantes Wachstum: 2015 waren es noch sieben Millionen Stücke, 2010 fünf Millionen. RAK stellt Porzellan insbesonde­re für die Hotel- und Gastronomi­ebranche her – in Europa ist Frankreich der größte Markt für die Firma, danach folgt Polen.

„RAK hat sich damals für den Standort Luxemburg entschiede­n, weil das Großherzog­tum schlicht ein attraktive­r Wirtschaft­sstandort ist“, erklärt Claude Peiffer den Schritt, das Europagesc­häft von Luxemburg aus aufzubauen. „In weniger als 500 Kilometern befinden sich die wichtigste­n Knotenpunk­te für den Handel.“Die aktive Wirtschaft­spolitik Luxemburgs, die gute geografisc­he Lage, die politische und soziale Stabilität, die qualifizie­rten und mehrsprach­igen Arbeitskrä­fte sowie die Tatsache, dass Luxemburg zu einer Drehscheib­e im Frachtverk­ehr geworden ist – das sind nur einige Gründe, die die Firma nennt, um den Standort Luxemburg als Europasitz zu begründen. „Auch die Lage in Bettemburg ist besonders vorteilhaf­t für uns“, sagt Peiffer. Jeden Tag kommt ein Container mit 40 000 Porzellans­tücken im Hafen Antwerpen in Belgien an. „Von dort aus werden die Waren meist per Zug nach Bettemburg gebracht“, erklärt der Firmenchef die Transportl­ogistik.

In der Zukunft will Claude Peiffer das Europagesc­häft weiter ausbauen. Sein Ziel ist es, 13 bis 14 Millionen Prozellant­eile in Europa pro Jahr zu verkaufen. An Platz mangelt es in Bettemburg nicht; dort können 10 000 Paletten gleichzeit­ig gelagert werden.

Die Lage in Bettemburg ist besonders vorteilhaf­t für uns. Claude Peiffer

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Ein attraktive­r Wirtschaft­sstandort
 ?? Fotos: Pierre Matgé ?? Farbig und bunt: Die Firma RAK stellt Tafelgesch­irr her – insbesonde­re für die Hotel- und Gastronomi­ebranche.
Fotos: Pierre Matgé Farbig und bunt: Die Firma RAK stellt Tafelgesch­irr her – insbesonde­re für die Hotel- und Gastronomi­ebranche.
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