Luxemburger Wort

„Wir vertreten Kleinaktio­näre“

Investas feiert 60-jähriges Bestehen – und hat noch viele Aufgaben vor sich

- Von Marco Meng

Investas, die luxemburgi­sche Vereinigun­g privater Investoren, feierte gestern am Standort der Luxemburge­r Börse ihr 60-jähriges Bestehen. Ziel der asbl ist es, die Aktionärsk­ultur in Luxemburg zu fördern und dazu beizutrage­n, dass mehr Luxemburge­r sich an Aktiengese­llschaften beteiligen.

Investas vertritt unter anderem Aktionäre auf den Hauptversa­mmlungen der Luxemburge­r Aktiengese­llschaften. Prominente­r Gratulant und Gastredner war gestern Yves Mersch, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), der in seiner Rede darauf hinwies, dass, nicht ganz unbeabsich­tigt, die Niedrigzin­spolitik der EZB die Finanzmärk­te „zu einer erhöhten Risikobere­itschaft ermutigt“habe. Auch gebe es eine „Kluft zwischen der Wahrnehmun­g und den offizielle­n Inflations­messungen“, zumal im Euroraum die Kosten für selbst genutztes Wohneigent­um nicht bei der Inflations­messung berücksich­tigt würden. „Wenn die Haushalte glauben, dass die Inflation grassiert, werden sie kaum eine Rechtferti­gung für unkonventi­onelle Maßnahmen sehen, insbesonde­re für negative Zinssätze“, so Mersch.

Jean Medernach – Der Wirtschaft­sprüfer ist Präsident der Vereinigun­g ohne Gewinnzwec­k Investas, die 1959 gegründet wurde.

Laut Jean Medernach, Präsident von Investas, ist die Aktionärsk­ultur in Luxemburg nicht sehr ausgeprägt. Das mag auch daran liegen, dass nicht mehr viele Luxemburge­r Unternehme­n an der

Börse notiert sind. Eines dieser Unternehme­n ist beispielsw­eise SES, auf deren Hauptversa­mmlungen mit rund 100 Privatakti­onären mit die meisten Luxemburge­r Kleinanleg­er vertreten sind. „Auf

„Better Finance“gruppiert und sind aktiv dabei, diese Richtlinie zu untersuche­n und zu kommentier­en. Das Problem ist die Vertretung bei „Cross Border Vote“, wenn Sie also Aktien einer ausländisc­hen Gesellscha­ft halten und Ihr Stimmrecht ausüben wollen. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Auf nationaler Ebene bieten Emittenten eine Übernahme der Kosten für den Versand von Abstimmung­sunterlage­n an nationale Aktionäre an. Im Ausland lebende Aktionäre sind benachteil­igt, da sie direkt mit den Kosten belastet werden.

Interview: Marco Meng lange Sicht haben Aktien gegenüber anderen Anlageform­en die beste Rendite“, sagt Medernach.

Medernach zufolge hapert es in Luxemburg bei der „éducation financière“. Darum stammen auch heute die Luxemburge­r Aktionäre fast ausnahmslo­s aus wohlhabend­eren Familien oder arbeiten in der Finanzbran­che. Der große Teil der Luxemburge­r Haushalte kennt sich hingegen nicht aus mit Aktien – und besitzt darum auch keine. „In der Schule spielt das Thema ,Wie spare ich für meine Zusatzpens­ion?’ überhaupt keine Rolle“, sagt Medernach. Investas unterstütz­t darum Maßnahmen, die, wie zum Beispiel die Webseite letzfin.lu der CSSF, Schülern Basisfinan­zwissen zur Verfügung stellt. Dass es andernorts eine ausgeprägt­e Aktionärsk­ultur gibt, ist laut Medernach auch dem Umstand zu verdanken, dass es dort Produkte für Kleinanleg­er gibt, die steuerlich begünstigt sind, wie in Frankreich der „plan d’épargne en actions“. „So etwas bräuchten wir in Luxemburg auch“, sagt Medernach.

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Foto: Lex Kleren Die „Stimme der Kleinanleg­er“feiert; Yves Mersch von der EZB gratuliert.

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