Hellas wird kreditwürdiger
Griechische Unternehmen kommen wieder leichter an Geld für Investitionen
Die Ratingagentur Fitch hat Griechenlands Bonität heraufgestuft. Das hilft nicht nur dem Athener Finanzminister bei der Kreditaufnahme. Auch griechische Unternehmen kommen leichter an Geld für Investitionen. An den Finanzmärkten reißen sich die Anleger schon seit Monaten um griechische Staatsanleihen. Die Kurse der Papiere stiegen wegen der großen Nachfrage im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent, spiegelbildlich fiel die Rendite des zehnjährigen Bonds von 4,4 auf 1,4 Prozent.
Neues Vertrauen
Nicht nur die Investoren fassen wieder Vertrauen in das einstige Krisenland, sondern auch die Bonitätswächter: Die Ratingagentur Fitch hob am Wochenende Griechenlands Kreditwürdigkeit von BB- auf BB um eine Note an. Damit gelten Hellas-bonds zwar immer noch als „spekulative“Anlage. Von der Klasse der investitionswürdigen Schuldner ist Griechenland aber jetzt nur noch zwei Stufen entfernt. Fitch setzte außerdem den Ausblick von „stabil“auf „positiv“. Die Agentur begründete das Upgrade mit der Beschleunigung des griechischen Wirtschaftswachstums und dem für 2020 erwarteten Rückgang der Staatsverschuldung. Fitch sieht auch „greifbare Fortschritte“bei den Bemühungen der Regierung, das Geschäftsklima zu verbessern und ausländische Investitionen anzuziehen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis twitterte: „Griechenland kehrt zurück!“Mit der Heraufstufung sei das Land dem „Investment Grade“, der Kategorie der investitionswürdigen Schuldner, einen Schritt nähergekommen. Der konservative Mitsotakis
regiert Griechenland seit Juli 2019 mit einer absoluten Mehrheit im Parlament.
Bessere Benotung
Er ist mit einem wirtschaftsfreundlichen Programm angetreten und will Griechenland zum begehrten Investment Grade zurückführen. Bei den Ratingagenturen Standard & Poors (S&P) sowie BBRS rangiert Griechenland noch drei Stufen unter der Oberliga, bei Moody’s sogar vier. Die deutsche Agentur Scope bewertet das Land, wie jetzt auch Fitch, zwei
Stufen unter dem Investment Grade. Einer besseren Benotung stehen bisher vor allem die Probleme des griechischen Bankensektors im Wege. Rund 40 Prozent aller ausgereichten Darlehen sind notleidend oder akut ausfallgefährdet. Auch bei der Staatsverschuldung hält Griechenland mit einer Schuldenquote von rund 170 Prozent der Wirtschaftsleistung einen Rekord. Aber weil 81 Prozent der Schulden bei öffentlichen Gläubigern wie dem Euro-stabilitätsfonds ESM liegen, gilt das Ausfallrisiko als gering, zumal sich das
Wirtschaftswachstum besser entwickelt als vorhergesagt. Die Analysten der Citigroup erwarten, dass die großen Ratingagenturen Griechenland im Laufe dieses Jahres weiter heraufstufen werden.
Billigeres Geld
Das Investment Grade dürfte das Land nach Expertenschätzungen aber erst 2021 wieder erreichen. Auch die griechischen Unternehmen und Banken können sich billiger am Markt Geld leihen. Davon profitiert die gesamte Wirtschaft.