Die Apokalypse ist längst da
Festival „Fabula Rasa“zeigt zerbrechliche Helden zwischen Verblendung und Verzweiflung
Das Bühnenstück „Dimanche“über den Klimawandel, das am Freitag und Samstag in den Rotondes anlässlich des Festivals „Fabula Rasa“aufgeführt wurde, hätte nicht besser in die aktuelle Nachrichtenlage hineinpassen können. Es ist ein Stück zwischen Verzweiflung und Verblendung. Der Zuschauer denkt dabei notgedrungen an Greta Thunberg, die beim Weltwirtschaftsforum abermals bedauern musste, dass „unser gemeinsames Haus immer noch brennt“, und auch an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der – ebenfalls in Davos – gegen die „ewigen Propheten des Untergangs“wetterte.
Es geht in dieser Geschichte auf der Theaterbühne um eine Welt, die es nicht mehr rechtzeitig geschafft hat, die Apokalypse abzuwenden. Das Stück erzählt in diesem Fall kein Märchen, das mit dem beruhigenden Satz „Es war einmal vor langer Zeit ...“beginnt, vielmehr führt es dem Zuschauer vor „so wird es einmal in naher Zukunft sein, wenn ...“
Vermischung verschiedener Genres
Die Menschheit hat die ökologische Wende verpasst und muss daher Orkane, Überschwemmungen und anhaltende Hitze in Kauf nehmen. Während draußen die Wetterkatastrophen ihren Lauf nehmen, versuchen die überlebenden Menschen sich in ihren Häusern zu organisieren – trotz der zitternden Mauern, des wütenden Windes und der steigenden Sintflut. Ein Fernsehteam ist derweil dabei, die allerletzten Naturwunder mit der Kamera einzufangen, so als müsste man die Welt nur noch mit dem Blick durch die Linse erleben. Auch diese Fernsehleute
werden am Ende Opfer der Klimakatstrophe.
Die beiden belgischen Theatertruppen Focus und Chaliwaté haben sich für ihr Stück „Dimanche“zusammengetan und vermischen dabei verschiedene Genres: Marionettenund Objekttheater, aber auch Video und sonore Effekte vermitteln auf der Bühne Endzeitstimmung.
Die Mimik und Körpersprache der Schauspieler reichen vollkommen aus, um diese Geschichte zu erzählen und geben dem Stück sogar eine gute Portion subtilen Humors, so wie man ihn auch aus Filmen des französischen Cineasten Jacques Tati und auch aus den Zeichnungen eines Jean-jacques Sempé kennt.
Mit Komik, Witz und Charme führt dieses Stück zerbrechliche Helden vor, die von ihrer Welt überfordert sind, und mit Hilfe absurden Theaters verweisen die Schauspieler darauf hin, wie ernst die Lage am Ende dann doch ist. Eine Theateraufführung, die hoffentlich nicht nur die Generation Gretha nachdenklich gestimmt hat.