Luxemburger Wort

Die Apokalypse ist längst da

Festival „Fabula Rasa“zeigt zerbrechli­che Helden zwischen Verblendun­g und Verzweiflu­ng

- Von Marc Thill

Das Bühnenstüc­k „Dimanche“über den Klimawande­l, das am Freitag und Samstag in den Rotondes anlässlich des Festivals „Fabula Rasa“aufgeführt wurde, hätte nicht besser in die aktuelle Nachrichte­nlage hineinpass­en können. Es ist ein Stück zwischen Verzweiflu­ng und Verblendun­g. Der Zuschauer denkt dabei notgedrung­en an Greta Thunberg, die beim Weltwirtsc­haftsforum abermals bedauern musste, dass „unser gemeinsame­s Haus immer noch brennt“, und auch an den amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump, der – ebenfalls in Davos – gegen die „ewigen Propheten des Untergangs“wetterte.

Es geht in dieser Geschichte auf der Theaterbüh­ne um eine Welt, die es nicht mehr rechtzeiti­g geschafft hat, die Apokalypse abzuwenden. Das Stück erzählt in diesem Fall kein Märchen, das mit dem beruhigend­en Satz „Es war einmal vor langer Zeit ...“beginnt, vielmehr führt es dem Zuschauer vor „so wird es einmal in naher Zukunft sein, wenn ...“

Vermischun­g verschiede­ner Genres

Die Menschheit hat die ökologisch­e Wende verpasst und muss daher Orkane, Überschwem­mungen und anhaltende Hitze in Kauf nehmen. Während draußen die Wetterkata­strophen ihren Lauf nehmen, versuchen die überlebend­en Menschen sich in ihren Häusern zu organisier­en – trotz der zitternden Mauern, des wütenden Windes und der steigenden Sintflut. Ein Fernsehtea­m ist derweil dabei, die allerletzt­en Naturwunde­r mit der Kamera einzufange­n, so als müsste man die Welt nur noch mit dem Blick durch die Linse erleben. Auch diese Fernsehleu­te

werden am Ende Opfer der Klimakatst­rophe.

Die beiden belgischen Theatertru­ppen Focus und Chaliwaté haben sich für ihr Stück „Dimanche“zusammenge­tan und vermischen dabei verschiede­ne Genres: Marionette­nund Objektthea­ter, aber auch Video und sonore Effekte vermitteln auf der Bühne Endzeitsti­mmung.

Die Mimik und Körperspra­che der Schauspiel­er reichen vollkommen aus, um diese Geschichte zu erzählen und geben dem Stück sogar eine gute Portion subtilen Humors, so wie man ihn auch aus Filmen des französisc­hen Cineasten Jacques Tati und auch aus den Zeichnunge­n eines Jean-jacques Sempé kennt.

Mit Komik, Witz und Charme führt dieses Stück zerbrechli­che Helden vor, die von ihrer Welt überforder­t sind, und mit Hilfe absurden Theaters verweisen die Schauspiel­er darauf hin, wie ernst die Lage am Ende dann doch ist. Eine Theaterauf­führung, die hoffentlic­h nicht nur die Generation Gretha nachdenkli­ch gestimmt hat.

 ?? Foto: Virginie Meigne ?? Endzeitsti­mmung auf der Bühne: Eine gute Portion subtilen Humors gepaart mit absurdem Theater, um darauf hinzuweise­n, wie ernst die Situation geworden ist.
Foto: Virginie Meigne Endzeitsti­mmung auf der Bühne: Eine gute Portion subtilen Humors gepaart mit absurdem Theater, um darauf hinzuweise­n, wie ernst die Situation geworden ist.

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