Luxemburger Wort

Keen doheem!

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Noch wenige Tage, dann ist es so weit: Kinderstim­men füllen wieder die Gassen mit „Léiwer Herrgottsb­lieschen“und anderen Gesängen. Zumindest theoretisc­h. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass Lichtmesst­ag im 21. Jahrhunder­t nur noch wenig gemein hat mit dem, was wir so in Kindertage­n erlebt haben. Mein Eindruck ist, dass heute nur noch wenige Kinder mit ihrem Lampion losziehen. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass heute auch viel weniger Menschen tagsüber zu Hause sind, dass es heute viel mehr Mehrfamili­enhäuser gibt als noch vor 35 Jahren – und dort war auch damals schon für uns Liichtekan­ner kaum etwas

Spiichten gehörten beim Liichten dazu.

zu holen. Heute sind die Kinder zudem fast ausschließ­lich in größeren Gruppen oder gar Schulklass­en unterwegs und das stets unter dem strengen Auge von Erwachsene­n und Eltern. Wir zogen immer zu zweit oder dritt los, stets ohne Aufsicht und Kontrolle. Alles andere war undenkbar. Und natürlich standen dabei immer kleinere Spiichten auf der Tagesordnu­ng. So war es uns – wie wahrschein­lich schon für Generation­en vor uns – ein Spaß, die traditione­llen Gesänge frech umzudichte­n, etwa den Lichtmessk­lassiker schlechthi­n, bei dem es zum Schluss „eng gutt an d'schnëss“anstelle von „e Schouss voll Nëss“gab. Es gab aber auch andere Streiche. So hatte mein Kumpel Steve – damals waren wir im ganzen Dorf zu dritt mit diesem Vornamen – einmal eine Frau entdeckt, die uns zwar hinter zugezogene­n Vorhängen zukuckte, aber trotz wiederholt­en Singens und Klingelns nicht die Tür öffnete. Steve bestimmte: „Mir sange lo sou laang, bis déi Al opmécht.“Sein Cousin Yves und ich stimmten zu und wir sangen weiter, vier- oder fünfmal. Plötzlich polterte es hinter einem herunterge­lassenen Rollladen. „Sidd Dir da blöd oder wat?“, brüllte die Frau unüberhörb­ar genervt. „Et ass keen doheem!“Es dauerte Minuten, bis wir uns von unserem Lachkrampf erholt hatten, aber es war es wert. Steve

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