Begrenztes Risiko
Gesundheitsbehörden in Luxemburg sehen keine direkte Gefährdung durch neues Corona-virus
Luxemburg. Das neuartige Coronavirus ist in China weiterhin auf dem Vormarsch. Mehr als 3 000 Menschen haben sich bisher infiziert, offiziell werden 80 Todesfälle gemeldet. Außerhalb Chinas wurden bisher 29 Fälle in zehn Ländern beobachtet, darunter die USA, Frankreich, Japan und Thailand. Die ersten Infektionsfälle gehen auf den 31. Dezember zurück, ein Markt in der chinesischen Stadt Wuhan gilt als erster Übertragungsort. Seitdem wurde die Millionenstadt praktisch komplett unter Quarantäne gestellt.
Doch was weiß man überhaupt über den Erreger? Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist das Corona-virus genetisch eng verwandt mit dem SARS-VIRUS, das im Jahre 2002 in China auftrat und rund 1 000 Todesopfer forderte.
Vom Tier auf den Menschen
„Das aktuelle Virus wurde von einem bisher unbekannten Tier auf den Menschen übertragen, es kann zudem direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden“, so Dr. Pierre Weicherding, Leiter der Inspection sanitaire. Wie dies genau passiert und wie leicht die Übertragung vonstatten geht, ist noch nicht klar. Höchstwahrscheinlich handelt es sich aber um eine Tröpfcheninfektion, die beim Husten, Niesen oder Sprechen ausgestoßen werden. „Das Virus springt nicht so leicht über, wie das zum Beispiel bei der Grippe der Fall ist. Zudem ist die Todesrate mit drei Prozent deutlich niedriger als bei der Grippe. Das Virus ist also als deutlich weniger gefährlich einzustufen als der Sarserreger“,
erklärt Weicherding, der zudem begrüßt, dass die chinesischen Autoritäten sehr schnell und transparent gehandelt haben. Allerdings könne niemand sagen, wie lange diese Epidemie anhalten wird.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und 14 Tagen, wobei noch nicht ganz geklärt ist, ob das Virus bereits übertragen werden kann, bevor erste Symptome auftreten. Dies würde Quarantänemaßnahmen extrem erschweren. Zum Krankheitsbild gehören hohes Fieber über 38 Grad, Kopfund Halsschmerzen, eine laufende Nase sowie Muskelschmerzen. In schwierigeren Fällen gesellen sich Atemwegsprobleme und eine Entzündung des Lungengewebes hinzu. Todesfälle traten bisher nur bei Personen auf, die bereits schwere Grunderkrankungen aufwiesen.
Situation in Luxemburg
Das Virus hat sich laut den Gesundheitsbehörden bisher schnell verbreitet, und im Prinzip ist in einer globalisierten Welt kein Ort mehr unerreichbar. Trotzdem geht das Gesundheitsministerium von einem sehr geringen Risiko aus, dass das Virus in Luxemburg auftaucht. „Trotzdem kann man nicht ausschließen, dass eine Touristengruppe das Virus einschleppt, so Weicherding.
Einfallstor Flughafen
Potenzielle Einfallstore sind insbesondere Städte mit internationalen Flughäfen. Von Luxemburg aus besteht keine direkte Flugverbindung nach China, Cargoluxflüge ausgenommen. Cargolux fliegt China 23 Mal pro Woche an, die chinesische Metropole Wuhan gehört aber nicht zu den Zielflughäfen. Auf Nachfrage hin erklärte die Gesellschaft aber bereits vergangene Woche, man habe Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um die Besatzungsmitglieder und das Personal zu schützen.
So erhält das Cargolux-personal vor dem Abflug eine persönliche Schutzausrüstung. „Das Cargolux Health & Safety-team verfolgt die Empfehlungen der WHO“, teilt die Luxemburger Luftfrachtgesellschaft mit. Auch stehe man in engem Kontakt zum Luxemburger Gesundheitsministerium. Sollte es zu einer Pandemie kommen, so würde ein Krisenplan in Kraft treten, der seit 2006 besteht. Dieser regelt die Zusammenarbeit der einzelnen Behördenorganisationen und sieht eine Reihe von konkreten Maßnahmen vor.
Der Plan war insbesondere für den Fall einer Grippenpandemie erarbeitet worden. Er sieht 187 Maßnahmen vor, die während und nach einer Pandemie zur Anwendung kommen sollen. So informiert die Gesundheitsdirektion Ärzte und Gesundheitseinrichtungen darüber, was bei Infektionsfällen zu tun ist. Das nationale Gesundheitslaboratorium erarbeitet dann eine Diagnosemethode, um Verdachtsfälle aufzudecken.
Zudem besteht eine Zusammenarbeit mit der Berliner Universitätsklinik Charité. Diese kann Proben des neuen Virus im Auftrag des nationalen Gesundheitslaboratoriums untersuchen, bis das LNS selbst dazu in der Lage ist.
„Gibt es Verdachtsfälle in Luxemburg, so werden Personen, die erste Symptome wie Husten oder Fieber zeigen, auf ihre Reisegeschichte hin befragt, besonders was die letzten beiden Wochen betrifft“, erklärt Weicherding. „Jeder Verdachtsfall muss umgehend der Santé gemeldet werden. War die betroffene Person zudem in den vergangenen Tagen in der betroffenen chinesischen Provinz unterwegs, so wird sie sofort in speziell dafür eingerichteten Räumen im Centre hospitalier isoliert.“Allgemein rät die Gesundheitsverwaltung aktuell von Reisen nach China ab.
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