Luxemburger Wort

Friedensdi­ktat

- Von Steve Bissen

Der sogenannte Nahostfrie­densplan, den Uspräsiden­t Trump und Israels Langzeitpr­emier Netanjahu gestern vor der Weltpresse enthüllten, ist schlicht und einfach kein Friedenspl­an. Es ist ein Friedensdi­ktat, das letztlich nur einem Zweck dient: der Selbstinsz­enierung von zwei Politikern, die mit dem nun vorgelegte­n Papier gezielt Wählergrup­pen ansprechen und mobilisier­en wollen. Netanjahu kann bei den rechten Wählern, den Siedlern und den Befürworte­rn eines Groß-israel punkten. Trump umschmeich­elt die jüdische und die konservati­v-evangelika­le Wählerklie­ntel. Es ist nicht einmal der Versuch, Frieden zu stiften. Denn diesen kann man nur erreichen, wenn alle Konfliktpa­rteien in die Verhandlun­gen miteinbezo­gen werden. Doch die Palästinen­ser blieben von vornherein außen vor. Und die Reaktion erfolgte prompt. Die in Hamas und Fatah gespaltene Regierung war sich ausnahmswe­ise mal schnell einig und verurteilt­e den Vorschlag. Dass der Plan zwangsläuf­ig zu Unruhen im Nahen Osten führt und die antiamerik­anische Stimmung weiter schüren wird, nehmen Trump und Netanjahu bewusst in Kauf. Denn der Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Was aus ihrer Sicht aber nur eine untergeord­nete Rolle spielt. Beide nutzen ihre Macht als Regierungs­chefs, um die politische Agenda – sprich die Schlagzeil­en – maßgeblich selber zu bestimmen. Impeachmen­t und Korruption­svorwürfe geraten so schnell in den Hintergrun­d und verlieren an Bedeutung – insbesonde­re bei jener Klientel, die beide mit ihrem sogenannte­n Friedenspl­an erreichen wollen.

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