„Noch viele Unklarheiten“
Die Gewerkschaft Aleba fordert den zusätzlichen 26. Urlaubstag für alle Bankangestellte
Zum 1. Januar 2020 ist eine wichtige Neuerung des Tarifvertrags für Bankangestellte in Kraft getreten, nämlich das neue Einstufungsmodell der Funktionen. Der Tarifvertrag für den Zeitraum 2018-2020 sieht die Einrichtung von vier neuen Funktionsgruppen (A, B, C, D) vor. „Die Umsetzung in den Bankinstituten ist insgesamt gut gelaufen. Die Arbeitgeber haben aktiv mitgemacht und den neuen Tarifvertrag optimal umgesetzt. Dennoch gibt es einige Unklarheiten, die es zu beseitigen gilt“, sagt Generalsekretär Laurent Mertz. So ist die Aleba der Meinung, dass einige Arbeitgeber bei der Umsetzung des Tarifvertrags nicht immer gerecht vorgegangen sind, was zu einer „Nivellierung nach unten“geführt hat.
„Wir warten nun auf die ersten Beschwerden von Bankangestellten, unter anderem bei unseren Vertretern oder bei der paritätischen Kommission, wenn eine interne Lösung nicht möglich ist“, sagt Aleba-präsident Roberto Mendolia.
Eine weitere Sorge ist der 26. Urlaubstag. In ihren Empfehlungen hatten die Arbeitgeberverbände ihren Mitgliedern geraten, den zusätzlichen Urlaubstag nicht den Arbeitnehmer zu gewähren, die älter als 50 Jahre sind, mit der Begründung, dass diese bereits über eine höhere Anzahl an Urlaubstagen verfügen. Die Gewerkschaft aber fordert den zusätzlichen 26. gesetzlichen Urlaubstag für alle Arbeitnehmer. Es dürfe bei der Gewährung dieses Urlaubstags keine Diskriminierung geben. Roberto Mendolia wirft der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL nun Heuchelei vor und kündigt Protestaktionen „in einer gemeinsamen Gewerkschaftsfront“an. Mehr Details dazu sollen in den kommenden Wochen verraten werden. „Das ist für uns eine etwas unangenehme Situation, weil wir eigentlich davon ausgegangen sind, dass die Arbeitgeber die Dinge richtig machen würden. Das ist aber leider nicht der Fall“, bedauert Laurent Mertz. „Nun haben wir gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften einen Aktionsplan ausgearbeitet. Wir bedauern, dass seitens der ABBL weiterhin kein Wille besteht, das Problem zu lösen, während einige Arbeitgeber, – Clearstream, ING, KBL und RBC – den 26. Urlaubstag längst für alle Arbeitnehmer bewilligt haben“. Der Gewerkschafter weist darauf hin, dass die vier Finanzinstitute rund 4 000 Mitarbeiter beschäftigen. „Es ist nicht verständlich, dass sich viele Arbeitgeber gegen den 26. Urlaubstag wehren, schließlich machen die vier Bankhäuser das ja auch nicht zum Spaß oder auf freiwilliger Basis.“
Aleba will hart bleiben
Fazit: Wenn die Arbeitgeberseite keine Zugeständnisse macht, wird die Aleba „hart bleiben“. „Unsere Botschaft ist bei der ABBL leider noch nicht angekommen. Wir werden unsere Forderung aber mit Sicherheit nicht durchgehen lassen. Wir bevorzugen prinzipiell den gegenseitigen Dialog, da wir aber auf taube Ohren stoßen, müssen wir auf andere Maßnahmen zurückgreifen,“so Mertz.
Die Gewerkschaft wird demnach auch dieses Jahr alle Hände voll zu tun haben. Die Tarifverträge im Bankenwesen, in der Versicherungsbranche und bei der
Post laufen zum Jahresende aus und müssen neu verhandelt werden. Die gute Nachricht ist, dass „wir das neue Jahr ohne neuen Sozialplan begonnen haben. Wir hoffen, dass dies so weitergehen wird“, sagt Roberto Mendolia. Im vergangenen Jahr musste die Gewerkschaft Sozialpläne für rund 400 Mitarbeiter verhandeln. Erst kürzlich wurde für 201 Angestellte der Bank RBC in Luxemburg ein Sozialplan ausgehandelt – die Umsetzung läuft derzeit auf Hochtouren. Bei der ABLV Bank Luxemburg habe die Gewerkschaft derzeit noch kein Gehör gefunden. „Trotz mehrerer Versuche, um mit den Verhandlungen anzufangen, stehen wir immer noch vor einer Mauer“, kritisiert Roberto Mendolia.