Ein Jahr der Extreme
Der Luxemburger Immobilienmarkt läuft heiß – Analyse und Ausblick von Jones Lang Lasalle
Die Immobilienpreise im Großherzogtum kennen nur eine Richtung: nach oben. So die Analyse der Immobiliengesellschaft Jones Lang Lasalle (JLL). Es war die erste Analyse über den hiesigen Immobilienmarkt von JLL Luxembourg durch Angélique Sabron, die seit 1. Januar Managing Director von JLL Luxembourg ist.
„Der Luxemburger Wohnungsmarkt steht vor großen Herausforderungen“, erklärt Robby Cluyssen, der bei JLL Luxembourg zuständig für diesen Teil des Immobiliensektors ist. „Wohnen war noch nie so teuer angesichts des starken Drucks von immer mehr Arbeitnehmern im Land und demografischen Veränderungen.“So hat sich im letzten Jahr der Quadratmeterpreis für eine Wohnimmobilie in der Hauptstadt auf durchschnittlich 10 436 Euro erhöht. Das ist eine Verteuerung um 18 Prozent gegenüber 2018.
„Zeit, an Lösungen zu arbeiten und die vorhandenen ungenutzten Flächen zu optimieren“, sagt Cluyssen.
Der Anstieg der Immobilienpreise hat mehrere Ursachen, wobei der Hauptgrund der ist, dass Bevölkerung sowie Wirtschaft und damit die Nachfrage nach neuen Wohnungen schneller wachsen als das Angebot. Gleichzeitig brauchen Genehmigungen für Entwicklungsprojekte zwischen 15 und 25 Jahre – zu lange, finden die Immobilienexperten. Im schlimmsten Fall kann der nicht befriedigte wachsende Bedarf an zusätzlichen Büros und Wohnungen das Wirtschaftswachstum in Luxemburg abbremsen.
Wenig Leerstand bei Büroflächen
Auch für Büroimmobilien war 2019 „ein Jahr der Extreme“. Denn der Leerstand hat mit 3,2 Prozent den niedrigsten Wert, der bislang gemessen wurde, erreicht. „Die Verfügbarkeit an Büroimmobilien war seit 2009 noch nie so niedrig, die Mieten haben Rekordhöhen erreicht“, sagt Lotfi Behlouli von JLL Luxembourg. So beträgt die Verfügbarkeit an freien Büroflächen auf Kirchberg nur 0,9 Prozent und im Stadtviertel Cloche d’or nur 0,6 Prozent. In der Peripherie sind es 10,5 Prozent und 7,6 Prozent in Belval. Nicht weniger als 265 000 Quadratmeter Fläche wurden im vergangenen Jahr neu belegt, 7,5 Prozent mehr als 2018.
Die unmittelbare Folge dieser Angebotsknappheit ist ein sofortiger Anstieg der Mieten. Im Hauptstadtzentrum ist die Spitzenmiete um zwei Prozent gestiegen und beträgt 51 Euro monatlich pro Quadratmeter, während sie in Kirchberg 36 Euro beträgt, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da im laufenden Jahr mehrere Bürogebäudeprojekte fertiggestellt werden, von denen ein großer Teil bereits reserviert ist, dürfte die Leerstandsrate weiter sinken. Es sei daher sehr wahrscheinlich, dass die Mieten weiter steigen werden, so die Analysten von JLL Luxembourg.
Der Einzelhandel belegte 2019 eine Fläche von 122 000 im Land, was mehr als das Doppelte des Fünf-jahres-durchschnitts ausmacht. Die Belegung wird aber 2020 zurückgehen, so JLL Luxembourg.
Weniger Investitionen
Die Investitionen in Immobilien sind nach dem Rekord von 2018 mit damals mehr als zwei Milliarden Euro rückläufig und blieben 2019 bei einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro. Gleichwohl lohnen Immobilieninvestitionen für Investoren doppelt: Zum einen waren die Zinsen nie so niedrig wie heute, zum anderen werfen Immobilien eine deutlich bessere Rendite ab als beispielsweise Investitionen in Staatsanleihen. Fast alle Immobilieninvestitionen im letzten Jahr entfielen auf den Bürosektor.