Lösung im Abrisud-streit
Anwohnern der Escher Rue de la Fontaine sollen bis Mai neue Unterkünfte vermittelt werden
Esch/alzette. Ende gut, alles gut. So scheint es zumindest nach der am Montagabend einberufenen Unterredung zwischen Anwohnern der Escher Rue de la Fontaine und ihrem Vermieter, der Baufirma Tracol. Das Unternehmen plant, das Gebäude mit den Hausnummern 5, 7 und 9 an die Stadt zu verkaufen, die dort das neue Nachtfoyer Abrisud einrichten möchte.
Doch zuvor müssen die aktuellen Bewohner ihre Wohnungen verlassen. Im Dezember hatten einige von ihnen eine Protestaktion vor dem Rathaus organisiert, weil man ihnen in ihren Augen keine brauchbare Alternative vorgeschlagen hatte. Vertreter von LSAP und Déi Lénk hatten an der Aktion teilgenommen.
„Es kann doch nicht sein, dass wir auf die Straße müssen wegen einer Unterkunft, um gegen die Obdachlosigkeit vorzugehen“, so damals der Tenor (das LW berichtete). Nach dem Eintreffen von Sozialschöffin Mandy Ragni (Déi Gréng) wurde damals beschlossen, die Unterredung mit Tracol zu organisieren.
Wie die Schöffin nun nach der Sitzung dem LW erklärte, konnte allen zwölf Familien, die zurzeit noch auf Wohnungssuche sind, geholfen werden. Die Sozialschöffin bedauert, dass in dieser Angelegenheit „ein politisches Spiel“getrieben worden sei. Die betroffenen Bewohner hätten sich aber davon „nicht einwickeln lassen“.
Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Stadt die Immobilie nur unter der Bedingung kaufe, dass alle Bewohner eine neue Bleibe finden. Weiter bescheinigte die Sozialschöffin der Baufirma Tracol eine „sehr korrekte Verhaltensweise“. Bei der Unterredung vom Montag konnte diese vorlegen, dass den restlichen Familien
im Viertel rund um die Rue de la Fontaine und die Rue de Luxembourg neue Unterkünfte vermittelt werden. Dies in Appartements oder in kleinen Häusern, wovon einige bereits ab März frei werden.
Laut Mandy Ragni werde den sozial schwachen Familien oder Bewohnern mit kleinen Altersrenten beim Umzug keine Kaution abverlangt. Auch im Falle eines Umzugs aus einer Wohnung in ein Einfamilienhaus werde die monatliche Miete dieselbe bleiben.
Bei einer Familie, in der eine Person auf einen Rollstuhl angewiesen ist, werde Sorge getragen, dass die Wohnung im Erdgeschoss liegt. Vorgesehen ist, dass die letzten Unterkünfte im Mai in der Rue de la Fontaine frei sind.
Weg frei für neues Abrisud
Nachdem dann alle betroffenen Familien eine neue Bleibe gefunden haben, wird für die Gemeindeverwaltung
der Weg frei sein, um die Immobilien auf Nummer 5, 7 und 9 zu erwerben und dort die geplanten Notunterkünfte für Obdachlose zu schaffen.
Wie Schöffin Mandy Ragni dem LW weiter erklärte, möchte der Schöffenrat, gemeinsam mit den staatlichen Behörden, die Richtung des neuartigen „Housing First Konzeptes“einschlagen.
Im künftigen Escher Abrisud könnten dann ohne größere bauliche Umänderungen 24 kleine Wohnungen und ein gemeinsamer Aufenthaltsraum eingerichtet werden. Auch sollen Büros für Médecins du monde zur Verfügung gestellt werden, da diese Vereinigung in naher Zukunft seine Räumlichkeiten in der Rue d'audun aufgeben muss.