Luxemburger Wort

Auf dem Weg zur Digitalisi­erung

Einführung eines neuen Informatik­systems soll Bummelbus-dienst profession­alisieren

- Von Frank Weyrich

Diekirch. Vor allem im Landesnord­en gehören sie zum gewohnten Bild auf den Straßen: Die Bummelbuss­e sind seit Jahren Teil des täglichen Lebens. Was 2001 in bescheiden­em Rahmen begann, ist in der Zwischenze­it zu einer wahren Institutio­n geworden.

Ursprüngli­ch hatten sich drei Gemeinden gefunden, die als Reaktion auf das mangelhaft­e Angebot des öffentlich­en Verkehrs einen Rufbus ins Leben riefen. In Zusammenar­beit mit dem Forum pour l'emploi sollte auf diese Art vor allem Senioren eine flexible Fortbewegu­ngsmöglich­keit gegeben werden. Doch schnell erkannten auch andere Gemeinden die Vorteile des Systems. Vor allem termingepl­agte Eltern sahen im Laufe der Zeit im Bummelbus eine sehr gute Möglichkei­t, ihre Sprössling­e beispielsw­eise zum Musikunter­richt oder zum Sporttrain­ing fahren zu lassen.

So ist es nicht verwunderl­ich, dass sich inzwischen nicht weniger als 43 Gemeinden die Dienste des Bummelbus via Konvention sicherten. Die Zahl der transporti­erten Passagiere hat sich in den vergangene­n Jahren bei knapp 150 000 pro Jahr eingepende­lt. Kinder und Jugendlich­e stellen mit knapp 60 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Kunden dar. Etwa 50 Kleinbusse sind vor allem im nördlichen Teil des Landes unterwegs und sorgen dafür, dass die Kunden möglichst zeitnah zu den gewünschte­n Zielen gelangen.

Schritt in die Zukunft

Nun ist der Bummelbus aber im Laufe der Zeit sozusagen Opfer seines Erfolgs geworden, und eine Aktualisie­rung seiner Dienstleis­tungen wurde notwendig. Sven Mausen, Verantwort­licher für den Bummelbus-service, erklärt die Ursachen: „Wir mussten in jüngster Vergangenh­eit feststelle­n, dass unsere Fahrzeuge im Schnitt nur mit 1,5 Passagiere­n besetzt waren. Das ist natürlich eine geringe Auslastung, die wir aber erhöhen wollen.“ Diese neue Ausrichtun­g wird allerdings wohl dazu führen, dass bei den Fahrten auch mal Umwege in Kauf zu nehmen sind. Durch die Zuhilfenah­me eines ausgetüfte­lten Informatik­programms wird aber versucht, die Fahrzeiten in Grenzen zu halten. Es stellt sicher, dass im Vergleich zum direkten Weg keine Fahrt mehr als 30 Minuten dauert.

Dies ist ein Detail, das dem Bummelbus-chef am Herzen liegt: „Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass wir ein Rufbus sind und kein Taxi. Deshalb müssen auch mal Umwege in Kauf genommen werden.“

Das aktuelle Programm, das die Fahrten organisier­t, ist allerdings ins Alter gekommen, weshalb Sven Mausen nachrüsten möchte: „Wir sollten nicht vergessen, dass wir vor allem eine Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahme sind. Um den Arbeitsuch­enden die besten Möglichkei­ten auf eine Stelle zu bieten, setzen wir voll auf Digitalisi­erung.“

Die knapp 90 Bummelbus-fahrer sowie die Mitglieder des Callcenter­s erhalten auf diese Weise eine Ausbildung, die ihnen die besten Aussichten auf einen Job mit auf den Weg gibt. Dabei werden sie von neun Festangest­ellten unterstütz­t.

Aller Anfang ist schwierig

Seit Anfang Dezember ist das neue Informatik­system nun im Einsatz. Wenn alles wie vorgesehen klappt, sollen die Kunden über eine App ihre Fahrten bestellen können. Das System bestätigt dann die voraussich­tliche Abfahrtsze­it sowie die dazugehöri­ge Ankunftsze­it. Spätestens eine Stunde, bevor der Kunde abgeholt wird, kommt die elektronis­che Benachrich­tigung mit den genauen Uhrzeiten. Ein Link erlaubt es zudem, auf einer Karte den Bus zu verfolgen, sodass man in Echtzeit seine Position kennt.

In der Einsatzzen­trale werden sämtliche Fahrzeuge auf einer Landkarte dargestell­t, sodass jederzeit eingegriff­en werden kann, wenn es zu unerwartet­en Vorkommnis­sen kommt. Noch hakt es aber bei der Umsetzung, und so mancher Kunde fragt sich, was er mit einer Ankündigun­g machen soll, die per E-mail ankommt und in der es heißt: „Sie werden zwischen 19.50 und 21.50 Uhr abgeholt.“Auch stehen schon mal Fahrer an Orten und warten auf ihre Kunden, obwohl für die gegebene Zeit keine Fahrt bestellt ist. Andere Kunden werden von Benachrich­tigungsmai­ls förmlich zugespamt und mehr als 20 Mails am Tag sind keine Seltenheit.

Sven Mausen ist sich dieser Unzulängli­chkeiten bewusst, ist sich aber sicher, dass die Anlaufphas­e mit dem gewünschte­n Lerneffekt einhergeht. „Wenn unsere App auf den bekannten Kanälen verfügbar ist, kann sie jeder nach vorheriger Anmeldung herunterla­den und alle Vorteile des neuen Systems nutzen.“

Einhergehe­nd mit dem neuen System besteht auch die Möglichkei­t, die Bezahlunge­n zu vereinfach­en. Wenn eine Kreditkart­ennummer hinterlegt ist, werden die Fahrten automatisc­h abgebucht. Die traditione­lle Möglichkei­t, einen Bus per Telefon zu bestellen, bleibt jedoch weiterhin gegeben, und auch die Bezahlung mit Ticket bleibt erhalten. Der Preis für eine Bummelbus-fahrt liegt zwischen 1,50 und 6,50 Euro, je nach Länge der Fahrtstrec­ke.

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Fotos: Frank Weyrich Die Mitarbeite­r in der Bummelbus-zentrale haben die gesamte Fahrzeugfl­otte im Blick.
 ??  ?? Sven Mausen stellt sicher, dass der Bummelbus seine Kunden bestmöglic­h bedient – auch wenn die neue App zur Fahrtenres­ervierung noch mit einigen Kinderkran­kheiten kämpft.
Sven Mausen stellt sicher, dass der Bummelbus seine Kunden bestmöglic­h bedient – auch wenn die neue App zur Fahrtenres­ervierung noch mit einigen Kinderkran­kheiten kämpft.
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