Auf dem Weg zur Digitalisierung
Einführung eines neuen Informatiksystems soll Bummelbus-dienst professionalisieren
Diekirch. Vor allem im Landesnorden gehören sie zum gewohnten Bild auf den Straßen: Die Bummelbusse sind seit Jahren Teil des täglichen Lebens. Was 2001 in bescheidenem Rahmen begann, ist in der Zwischenzeit zu einer wahren Institution geworden.
Ursprünglich hatten sich drei Gemeinden gefunden, die als Reaktion auf das mangelhafte Angebot des öffentlichen Verkehrs einen Rufbus ins Leben riefen. In Zusammenarbeit mit dem Forum pour l'emploi sollte auf diese Art vor allem Senioren eine flexible Fortbewegungsmöglichkeit gegeben werden. Doch schnell erkannten auch andere Gemeinden die Vorteile des Systems. Vor allem termingeplagte Eltern sahen im Laufe der Zeit im Bummelbus eine sehr gute Möglichkeit, ihre Sprösslinge beispielsweise zum Musikunterricht oder zum Sporttraining fahren zu lassen.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich inzwischen nicht weniger als 43 Gemeinden die Dienste des Bummelbus via Konvention sicherten. Die Zahl der transportierten Passagiere hat sich in den vergangenen Jahren bei knapp 150 000 pro Jahr eingependelt. Kinder und Jugendliche stellen mit knapp 60 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Kunden dar. Etwa 50 Kleinbusse sind vor allem im nördlichen Teil des Landes unterwegs und sorgen dafür, dass die Kunden möglichst zeitnah zu den gewünschten Zielen gelangen.
Schritt in die Zukunft
Nun ist der Bummelbus aber im Laufe der Zeit sozusagen Opfer seines Erfolgs geworden, und eine Aktualisierung seiner Dienstleistungen wurde notwendig. Sven Mausen, Verantwortlicher für den Bummelbus-service, erklärt die Ursachen: „Wir mussten in jüngster Vergangenheit feststellen, dass unsere Fahrzeuge im Schnitt nur mit 1,5 Passagieren besetzt waren. Das ist natürlich eine geringe Auslastung, die wir aber erhöhen wollen.“ Diese neue Ausrichtung wird allerdings wohl dazu führen, dass bei den Fahrten auch mal Umwege in Kauf zu nehmen sind. Durch die Zuhilfenahme eines ausgetüftelten Informatikprogramms wird aber versucht, die Fahrzeiten in Grenzen zu halten. Es stellt sicher, dass im Vergleich zum direkten Weg keine Fahrt mehr als 30 Minuten dauert.
Dies ist ein Detail, das dem Bummelbus-chef am Herzen liegt: „Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass wir ein Rufbus sind und kein Taxi. Deshalb müssen auch mal Umwege in Kauf genommen werden.“
Das aktuelle Programm, das die Fahrten organisiert, ist allerdings ins Alter gekommen, weshalb Sven Mausen nachrüsten möchte: „Wir sollten nicht vergessen, dass wir vor allem eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind. Um den Arbeitsuchenden die besten Möglichkeiten auf eine Stelle zu bieten, setzen wir voll auf Digitalisierung.“
Die knapp 90 Bummelbus-fahrer sowie die Mitglieder des Callcenters erhalten auf diese Weise eine Ausbildung, die ihnen die besten Aussichten auf einen Job mit auf den Weg gibt. Dabei werden sie von neun Festangestellten unterstützt.
Aller Anfang ist schwierig
Seit Anfang Dezember ist das neue Informatiksystem nun im Einsatz. Wenn alles wie vorgesehen klappt, sollen die Kunden über eine App ihre Fahrten bestellen können. Das System bestätigt dann die voraussichtliche Abfahrtszeit sowie die dazugehörige Ankunftszeit. Spätestens eine Stunde, bevor der Kunde abgeholt wird, kommt die elektronische Benachrichtigung mit den genauen Uhrzeiten. Ein Link erlaubt es zudem, auf einer Karte den Bus zu verfolgen, sodass man in Echtzeit seine Position kennt.
In der Einsatzzentrale werden sämtliche Fahrzeuge auf einer Landkarte dargestellt, sodass jederzeit eingegriffen werden kann, wenn es zu unerwarteten Vorkommnissen kommt. Noch hakt es aber bei der Umsetzung, und so mancher Kunde fragt sich, was er mit einer Ankündigung machen soll, die per E-mail ankommt und in der es heißt: „Sie werden zwischen 19.50 und 21.50 Uhr abgeholt.“Auch stehen schon mal Fahrer an Orten und warten auf ihre Kunden, obwohl für die gegebene Zeit keine Fahrt bestellt ist. Andere Kunden werden von Benachrichtigungsmails förmlich zugespamt und mehr als 20 Mails am Tag sind keine Seltenheit.
Sven Mausen ist sich dieser Unzulänglichkeiten bewusst, ist sich aber sicher, dass die Anlaufphase mit dem gewünschten Lerneffekt einhergeht. „Wenn unsere App auf den bekannten Kanälen verfügbar ist, kann sie jeder nach vorheriger Anmeldung herunterladen und alle Vorteile des neuen Systems nutzen.“
Einhergehend mit dem neuen System besteht auch die Möglichkeit, die Bezahlungen zu vereinfachen. Wenn eine Kreditkartennummer hinterlegt ist, werden die Fahrten automatisch abgebucht. Die traditionelle Möglichkeit, einen Bus per Telefon zu bestellen, bleibt jedoch weiterhin gegeben, und auch die Bezahlung mit Ticket bleibt erhalten. Der Preis für eine Bummelbus-fahrt liegt zwischen 1,50 und 6,50 Euro, je nach Länge der Fahrtstrecke.