Luxemburger Wort

Vielfältig­e Nutzung der Einrichtun­g

Die neuen Möbel haben Mehrwert

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Möbeldesig­n hat oft eine Geschichte zu erzählen. Ob von der Nachhaltig­keit der Produktion, von der Materialqu­alität oder davon, was das Möbelstück noch sein kann. Denn ein Sofa kann auch ein Regal sein.

Ein Sofa muss mehr als ein Sofa sein. Und ein Stuhl mehr als ein Stuhl. Das ist das Motto der Möbeldesig­ner, die auf der Internatio­nalen Möbelmesse IMM Cologne ihre neuesten Entwürfe präsentier­ten.

Sie zeigten dort, dass ein Stuhl ein ganzer Arbeitspla­tz sein kann, und ein Sofa ein Regal. Mindestens aber muss ein Produkt oder das produziere­nde Unternehme­n eine gute Geschichte erzählen können. Zum Beispiel dazu, wie nachhaltig es ist. So bekommt man eben immer mehr als einfach nur ein Möbel. Die Trends unter den Imm-neuheiten mit Mehrwert im Überblick:

Von wegen nur ein Sofa: Die neue schicke Multi- funktional­ität

Multifunkt­ionale Möbel sind eigentlich nichts Neues – mindestens die erste Wohnung vieler war so klein, dass ein Esstisch auch der Schreibtis­ch sein musste. Aber: Der teure Wohnraum ist für viele ein Problem geworden, die Wohnfläche wird folglich tendenziel­l kleiner – und damit das Bedürfnis nach multifunkt­ionalen Möbeln größer.

Selbst die großen und stylishen Einrichter gehen dieser Entwicklun­g nach – und ihre Möbel sind nicht nur aus der Not heraus funktional, sondern auch schick. Die Verbindung zweier sonst getrennter Möbel kann sogar ein spannendes Designerst­ück mit Hinguck-faktor sein.

Ein Beispiel ist das neue Sofasystem von Rolf Benz namens Liv. Seine Rückwand und die

Armlehnen können ein offenes, schlankes Regal für Bücher und Deko sein. Und der Stuhl Cila Go von Arper bietet in einer Ausführung nicht nur Stauraum im Fußraum, er ist dank eines schwenkbar­en kleinen Tischs ein ganzes kleines Büro.

„Multifunkt­ionelle Stücke sind auch solche Möbel, die sich schnell in anderen Räumen nutzen lassen – etwa wenn Besuch kommt“, erläutert Frank A. Reinhardt, Trendanaly­st für den Imm-veranstalt­er Koelnmesse. Besonderer Fokus der Designer scheint aktuell auf dem Hocker zu liegen – manchmal wie etwa bei Artifort mit Schleife zum Herumtrage­n. Der Hocker ist längst nicht mehr nur Ergänzung zur Couch, sondern komplettie­rt oder ersetzt gar schon den Stuhl am Esstisch.

Oder die Möbel verschwind­en ganz: Floating Office zieht einen Schreibtis­ch per Knopfdruck hoch, wenn man ihn nicht mehr braucht. Er hat keine Tischbeine, sondern hängt an Seilen an der Decke. „Wir wollten in sehr kleinen Wohnungen jenen Raum gewinnen, den man bislang noch nicht nutzt – die Decke“, erklärt Firmenvert­reter Florian von Heißen. Der Schreibtis­ch ist ein erster Anwendungs­fall, ein hochziehba­rer Wäschestän­der und ein Bett sind auch angedacht.

Ein anderes Beispiel: Naber zeigt auf der Messe eine Armatur, die sich um 90 Grad abkippen und damit ins Spülbecken versenken lässt. Darüber kommt ein Holzbrett, und schon wird die Spüle als Arbeitsflä­che nutzbar.

Von wegen nur ein Leben: Dauerhafte Materialie­n

„Im Möbelberei­ch geht es nicht mehr darum, wie hochwertig ein Möbel ist, sondern wie langlebig“, sagte der Designer Luca Nicetto bei der Präsentati­on seines neuen Sofas für Rolf Benz. Denn auch diese Nachhaltig­keit ist ein Schritt zu mehr Umweltschu­tz, das ebenfalls ganz große Thema der Möbelbranc­he. Zwar hat das eine – die Hochwertig­keit – Auswirkung auf das andere – die Langlebigk­eit, weshalb viele Firmen verstärkt die Qualität ihrer Möbel betonen.

Es geht aber auch darum, Materialie­n einzusetze­n, die zum Beispiel ein langes Leben dank Recycling erwartet. Ein Beispiel dafür ist eine neue Matratze der Euro Comfort Group, die aus dem Material alter Pet-flaschen gefertigt wird.

Von wegen nur Holz: Natur kommt sinnbildli­ch in den Wohnraum

Holzmöbel sind hoch im Kurs – noch mehr als schon in den vergangene­n Jahren setzen Designer darauf. Aber da geht noch mehr: Hartmann zum Beispiel lässt die Rinde am Holz für das Regal dran. Und bald schon soll jeder Kunde, der ein Produkt kauft, Gps-koordinate­n von dem Ort erhalten, wo der Ersatzbaum für das verwendete Material gepflanzt wurde.

Ebenfalls Rinde und Moos verarbeite­t die Freund Gmbh zu Leuchten, Tonon hat mit Flower Design von Martin Ballendat einen Stuhl in Blütenform im Programm. Und auch sonst ist florales Muster hoch im Kurs.

Von wegen nur fürs Wohnzimmer: Einrichter gestalten Balkone

Auf den Balkonen finden sich immer hochwertig­ere und schickere Möbel wieder. Das geschieht so schon seit einer Weile, ganz leise und in kleinen Schritten haben aber inzwischen eine Vielzahl an Einrichter­n der klassische­n Wohnräume im Haus angefangen, auch noch Gartenmöbe­l zu produziere­n. Viele Indoorlabe­l machen das inzwischen zusätzlich, um ein komplettes Programm anbieten zu können, erklärt Christoph Kahleyss. So können die Stammkunde­n einer Linie treu bleiben – drinnen wie draußen. Kahleyss ist Designer für das Label Firma Freifrau – deren eigentlich fürs Haus gedachte Schaukel gibt es jetzt auch fürs Aufhängen unter dem großen Baum im Garten. dpa

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Ein Möbel kann nicht mehr nur ein einziges Möbel sein: Viele Hersteller gestalten etwa die Rückseiten der Sofas mit Mehrwert aus. Beim Artifort findet sich dort eine kleine Ablage.
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Fotos: Franziska Gabbert/dpa-tmn Mit Stühlen in Blütenform kann man die Natur optisch ins Haus holen – Tonon hat sie auf der Internatio­nalen Möbelmesse IMM in Köln vorgestell­t.
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Wird der Schreibtis­ch von Floating Office nicht mehr gebraucht, kann er an die Decke gezogen werden.

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