Brexit-zoff
Britische Fußballclubs fürchten Transferbeschränkung
Der Brexit sorgt für Unsicherheit und Zoff – auch im britischen Fußball. Zeitgleich mit dem Ende der Transferphase in England verlässt Großbritannien am Freitag um 24 Uhr Luxemburger Zeit die Europäische Union. Bis Ende des Jahres tritt eine Übergangsphase in Kraft, in der sich kaum etwas ändern wird. Während London und Brüssel dann ihre zukünftigen Beziehungen aushandeln, streiten die britischen Fußballligen mit dem englischen Verband darüber, welche Regeln in Zukunft für Spieler aus dem europäischen Ausland gelten sollen.
Etwa drei Millionen Eu-bürger leben im Vereinigten Königreich. Wer vor Ende der Übergangsfrist in Großbritannien lebt oder bis dahin seinen Wohnsitz dort nimmt, kann noch bis Ende des Jahres sein Aufenthaltsrecht beantragen – und darf in der Regel auch bleiben und in Großbritannien arbeiten. Umgekehrt gilt das auch für britische Profis in Europa.
Für Spieler, die von 2021 an auf die Insel wechseln wollen, könnte es hingegen schwieriger werden, vor allem wenn sie keine Topstars sind. Schon jetzt gelten für nichteuropäische Ausländer strenge Auflagen, bald könnte dies für alle ausländischen Profis zutreffen. Um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, bräuchte ein Spieler dann die Zustimmung des englischen Fußballverbands FA – kurioserweise auch für einen Wechsel nach Schottland. Doch die FA würde die Zahl ausländischer Spieler gern reduzieren, weil sie sich eine Stärkung des Nationalteams erhofft. Zwischen dem Verband und den Ligen droht ein Interessenkonflikt.
Kleinere Vereine sorgen sich
Für die Zustimmung der FA und die Arbeitserlaubnis muss der ausländische Profi – vereinfacht gesagt – ein etablierter Nationalspieler sein. Der Verband orientiert sich an der Fifa-rangliste der Nationalmannschaften. Je besser das
Team seines Landes, desto mehr Einsätze werden vom Spieler verlangt. Bei den Topclubs dürften sich die Sorgen in Grenzen halten. Härter droht es Vereine in den niederen Tabellenregionen, unteren Ligen und in Schottland zu treffen. Denn die können sich Topstars kaum leisten.
Die Premier League, die für die unteren Ligen zuständige EFL (English Football League) und die schottische Liga sind sich einig. „Der Brexit sollte weder dazu genutzt werden, die Spielerkader im britischen Fußball zu schwächen, noch die Möglichkeiten der Clubs zu beschränken, internationale Spieler zu verpflichten“, hieß es in einer Erklärung. Ein dezenter Seitenhieb gegen die FA.
Trotzdem äußerte sich die Premier League diplomatisch und vorsichtig optimistisch. „Wir haben ein positives Arbeitsverhältnis mit der FA und werden weiterhin konstruktive Gespräche mit ihnen und anderen Interessenvertretern führen“, hieß es. Wie bei den Verhandlungen zwischen London und Brüssel ist der Ausgang allerdings völlig offen. dpa