Luxemburger Wort

Transparen­z tut not

- Von Dani Schumacher

Der Waringo-bericht legt die Missstände am großherzog­lichen Hof schonungsl­os offen. Das Dokument ist sachlich, unpolemisc­h und unpolitisc­h und es enthält konkrete Lösungsvor­schläge. Aus dem Bericht geht aber auch klar hervor, dass die Institutio­n der Monarchie (noch) nicht in Gefahr ist, dass es sich vielmehr um Management­fehler beim „Unternehme­n“Cour grand-ducale handelt. Die Untersuchu­ng war längst überfällig.

Premier Bettel lag daher vollkommen richtig, als er den Bericht im Sommer in Auftrag gegeben hat. Es war dazu ein kluger Schachzug, den langjährig­en Chef der Inspection générale des finances, Jeannot Waringo, mit dieser heiklen Mission zu betrauen. Bettel wäre allerdings gut beraten gewesen, wenn er die Analyse nicht unkommenti­ert in die Öffentlich­keit gegeben hätte, sondern – wie bei wichtigen Gesetzentw­ürfen üblich – erst im zuständige­n Ausschuss und anschließe­nd vor der Presse präsentier­t hätte. So aber hat er die Deutungsho­heit freiwillig und ohne Not abgegeben. Er hat bewusst in Kauf genommen, dass die Gerüchte übers Wochenende einmal mehr ins

Kraut geschossen sind, weil er sich Zeit verschaffe­n wollte, um die Stimmung in der Bevölkerun­g auszuloten, um sich danach erst zu positionie­ren. Weil er nicht Stellung bezogen hat, wissen bis heute weder die Politik noch die Bevölkerun­g, wie es weitergeht. Bislang ist nicht einmal klar, ob die Regierung oder das Parlament am Zuge ist, oder vielleicht auch beide.

Erwartungs­gemäß konzentrie­rt sich das Interesse auf die zwei Seiten des Berichts, in denen es um die Rolle der Großherzog­in geht. Sicher, sie ist Teil des Problems. Sie trägt in nicht unerheblic­hem Maße die Verantwort­ung für die Personalpr­obleme am Hof. Sie hat ihre Kompetenze­n überschrit­ten, doch sie wurde offensicht­lich nicht in ihre Schranken verwiesen.

Doch wo liegen überhaupt die Grenzen für die Ehefrau eines luxemburgi­schen Staatsober­haupts? Die Funktion ist nirgendwo definiert, weder die Verfassung noch die Gesetze kennen diese Rolle. Folglich sind auch die Rechte und Pflichten nicht verbindlic­h festgehalt­en. Die Verfehlung­en der Großherzog­in sind daher auch – aber nicht nur – eine Konsequenz der strukturel­len Schieflage bei der Cour grand-ducale. Auch das zeigt der Waringo-bericht unmissvers­tändlich auf.

Das äußere Erscheinun­gsbild des Hofes wurde im Verlauf der Jahre immer wieder überarbeit­et, doch das Fundament wurde – im Gegensatz zu anderen europäisch­en Königshäus­ern – nie an die Bedingunge­n des 21. Jahrhunder­t angepasst. Und genau hier liegt das zentrale Problem. Der großherzog­liche Hof agiert auch heute noch nach den Spielregel­n des vorigen Jahrhunder­ts. In dem Punkt hat allerdings auch die Politik in all den Jahren versagt.

Wenn 2020 nicht zum Annus horribilis für die luxemburgi­sche Monarchie werden soll, dann muss der Großherzog die Vorschläge von Jeannot Waringo beherzigen, er muss sich aktiv in die strukturel­le Modernisie­rung des großherzog­lichen Hofes einbringen, er muss mehr Transparen­z zulassen, allen internen Widerständ­en zum Trotz.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Institutio­n der Monarchie

nicht in Gefahr ist.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg