Terrorattacke in Einkaufsstraße
Attentäter von London war wohl verurteilter Islamist
London. Verurteilte Terroristen sollen künftig nicht automatisch vorzeitig aus britischen Gefängnissen entlassen werden. Seine Geduld sei am Ende, sagte Premierminister Boris Johnson gestern, einen Tag nach der Terrorattacke im Süden Londons. „Es ist an der Zeit zu handeln.“Die Regierung werde neue Gesetze vorlegen. Es sei Experten zufolge sehr schwierig, Terroristen zu deradikalisieren. Geklärt werden müsse vor allem, wie die neuen Gesetze rückwirkend auf Terroristen angewendet werden könnten, die schon im Gefängnis sitzen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Stichwaffenattacke für sich.
Die Terrorattacke hatte vorgestern ein vorzeitig aus der Haft entlassener Brite im Süden Londons verübt. Dabei waren drei Menschen verletzt worden; die Polizei erschoss den Täter. Sudesh Amman war 2018 zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er Material für einen islamistisch motivierten Terroranschlag gesammelt und Propaganda verbreitet hatte.
Er musste nur die Hälfte verbüßen. Die Mutter des Attentäters warf den Behörden vor, ihr Sohn sei im Gefängnis und in sozialen Netzwerken radikalisiert worden. Im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh sei er noch religiöser geworden.
Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan kritisierte die Regierung wegen „Mangels an Fortschritt“. Die Attacke sei vorhersehbar gewesen. Ermittler hatten Hinweise Ammans gefunden, dass er als Märtyrer sterben wolle. Seine Freundin forderte er auf, ihre Eltern zu enthaupten, da sie Ungläubige seien. Dem „Guardian“zufolge schrieb er aus dem Gefängnis an die Frau: „Wenn man keine Bombe herstellen kann, weil dich die Familie, Freunde oder Spione beobachten oder im Verdacht haben, dann nimm’ ein Messer, einen Molotowcocktail ... oder ein Auto und greife an ...“
Vorzeitige Haftentlassung
Trotzdem kam Amman Ende Januar vorzeitig auf freien Fuß. Da er weiter als gefährlich galt, stand er unter besonderer Beobachtung. Der Attentäter wurde von Polizisten erschossen, die ihn beschattet hatten. Sie waren Teil einer „vorbeugenden Anti-terror-operation“gewesen, teilte Scotland Yard mit. Der Vorfall ereignete sich in einer belebten Einkaufsstraße der Hauptstadt. Eines der Opfer schwebte zunächst in Lebensgefahr, inzwischen stabilisierte sich aber der Zustand des Mannes. Auch eine Frau wurde mit Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht, sie wurde bereits aus der Klinik entlassen. dpa