„Gefühlt rückläufig“
Nach dem Rekordjahr 2019 fällt die erste Bilanz des Autofestivals verhalten aus
Nachdem die 56. Ausgabe des Autofestivals gestern zu Ende ging, ist es Zeit für die Autohäuser des Landes, eine erste Bilanz zu ziehen. Genaue Zahlen liegen erst Ende des Monats vor, aber das vorläufige Fazit fällt eher bescheiden aus.
„Die Bilanz ist sicher von Händler zu Händler sehr unterschiedlich, abhängig davon, ob sie viele Neuheiten zu präsentieren hatten“, erklärt Philippe Mersch, der Chef des Autohändlerverbands „Fédération de la distribution automobile et de la mobilité” (Fedamo). „Das Autofestival zieht immer noch viele Besucher an. Aber insgesamt denke ich nicht, dass die Händler vor Freude in die Luft springen. Wir müssen die endgültigen Zahlen abwarten, aber ich habe das Gefühl, dass die Verkäufe stagnieren oder sogar rückläufig sind.“
Die meisten Händler halten die Sonderkonditionen, die sie während des Festivals gewähren, noch bis Ende des Monats aufrecht, so dass sich die Zahlen noch verbessern können, aber insgesamt seien die ersten Wochen des Jahres in den Autohäusern eher schleppend verlaufen. „Wir bereiten uns auf ein schweres Jahr vor“, so Mersch.
Interesse an Elektroautos
Kevin Colas, Marketingverantwortlicher von Autopolis aus Bartringen, ist hingegen nicht unzufrieden: „Wir sind beim Autofestival etwa auf dem gleichen Level wie 2019 und das war ein Rekordjahr“, sagt er.
Ein Trend, der in den letzten Jahren schon zu beobachten war, setzte sich fort. Wahrscheinlich beeinflusst von der Affäre über manipulierte Abgaswerte, kehren immer mehr Autofahrer dem Diesel den Rücken. Stattdessen greifen sie aber in der Regel nicht bei Elektrooder Hybridwagen zu, sondern schaffen sich ein Auto mit Benzinmotor an. So wurden wurden 2019 7,9 Prozent mehr Benziner verkauft, während die Zahl der verkauften Diesel um etwa sieben Prozent zurückging. „Die Entscheidung
für Benziner und gegen Diesel wird sich negativ auf die Co2bilanz auswirken“, sagt Philippe Mersch.
„Viele Besucher haben sich bei uns für Hybrid- und Elektrikfahrzeug interessiert. Sie haben viele Fragen darüber gestellt und Testfahrten vereinbart, aber verkauft haben wir relativ wenige Fahrzeuge mit Elektroantrieb“, so Kevin Colas. „Viele sind unsicher, was die Infrastruktur angeht und die Kosten sind einigen auch noch zu hoch.“
Wenn man sich mit dem Gedanken beschäftigt, auf ein E-auto zu wechseln, sei das Autofestival die ideale Gelegenheit, sich zu informieren, sagt Mersch. Aber die Entscheidung für ein E-modell erfordere mehr Zeit als ein gewöhnlicher Autokauf. „Die Leute fragen sich natürlich zunächst: Wo kann ich das Auto aufladen? Wie weit komme ich damit? Welche Förderungen gibt es?“, so Philippe Mersch. Kevin Colas stellt aber fest, dass im Bereich der Dienstwagen die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steige. Das liege vor allem an den angebotenen Steuervergünstigungen.
Rekordjahr 2019
Aufgrund von Vorgaben der EU müssen die Automobilhersteller ab 2020 die Co2-emissionen ihrer Flotten auf durchschnittlich maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer senken. Daher stehen sie unter Druck, mehr effiziente Autos zu verkaufen. Autohändler wie Kunden könnten daher 2020 von neuen Modellen und Rabattangeboten profitieren. Das Autofestival, das in diesem Jahr vom 25. Januar bis zum 3. Februar dauerte, gehört zu den wichtigsten Ereignissen für die 80 Händler, die an der Veranstaltung teilnehmen. Denn sie machen üblicherweise zwischen 30 und 40 Prozent ihrer Jahresumsätze in dieser Zeit. Im Rahmen des Autofestivals wurden auch 60 neue Modelle zum ersten Mal in Luxemburg angeboten. Das vergangene Jahr verlief indes überaus erfolgreich für die Luxemburger Händler. Mit insgesamt über 55 000 zugelassenen Fahrzeugen wurden mehr Neuwagen verkauft als in anderem Jahr, eine Steigerung von 4,2 Prozent im Vergleich zu 2018. Die Neuzulassungen gingen seit 2015 stetig nach oben.