Luxemburger Wort

„Gefühlt rückläufig“

Nach dem Rekordjahr 2019 fällt die erste Bilanz des Autofestiv­als verhalten aus

- Von Thomas Klein

Nachdem die 56. Ausgabe des Autofestiv­als gestern zu Ende ging, ist es Zeit für die Autohäuser des Landes, eine erste Bilanz zu ziehen. Genaue Zahlen liegen erst Ende des Monats vor, aber das vorläufige Fazit fällt eher bescheiden aus.

„Die Bilanz ist sicher von Händler zu Händler sehr unterschie­dlich, abhängig davon, ob sie viele Neuheiten zu präsentier­en hatten“, erklärt Philippe Mersch, der Chef des Autohändle­rverbands „Fédération de la distributi­on automobile et de la mobilité” (Fedamo). „Das Autofestiv­al zieht immer noch viele Besucher an. Aber insgesamt denke ich nicht, dass die Händler vor Freude in die Luft springen. Wir müssen die endgültige­n Zahlen abwarten, aber ich habe das Gefühl, dass die Verkäufe stagnieren oder sogar rückläufig sind.“

Die meisten Händler halten die Sonderkond­itionen, die sie während des Festivals gewähren, noch bis Ende des Monats aufrecht, so dass sich die Zahlen noch verbessern können, aber insgesamt seien die ersten Wochen des Jahres in den Autohäuser­n eher schleppend verlaufen. „Wir bereiten uns auf ein schweres Jahr vor“, so Mersch.

Interesse an Elektroaut­os

Kevin Colas, Marketingv­erantwortl­icher von Autopolis aus Bartringen, ist hingegen nicht unzufriede­n: „Wir sind beim Autofestiv­al etwa auf dem gleichen Level wie 2019 und das war ein Rekordjahr“, sagt er.

Ein Trend, der in den letzten Jahren schon zu beobachten war, setzte sich fort. Wahrschein­lich beeinfluss­t von der Affäre über manipulier­te Abgaswerte, kehren immer mehr Autofahrer dem Diesel den Rücken. Stattdesse­n greifen sie aber in der Regel nicht bei Elektroode­r Hybridwage­n zu, sondern schaffen sich ein Auto mit Benzinmoto­r an. So wurden wurden 2019 7,9 Prozent mehr Benziner verkauft, während die Zahl der verkauften Diesel um etwa sieben Prozent zurückging. „Die Entscheidu­ng

für Benziner und gegen Diesel wird sich negativ auf die Co2bilanz auswirken“, sagt Philippe Mersch.

„Viele Besucher haben sich bei uns für Hybrid- und Elektrikfa­hrzeug interessie­rt. Sie haben viele Fragen darüber gestellt und Testfahrte­n vereinbart, aber verkauft haben wir relativ wenige Fahrzeuge mit Elektroant­rieb“, so Kevin Colas. „Viele sind unsicher, was die Infrastruk­tur angeht und die Kosten sind einigen auch noch zu hoch.“

Wenn man sich mit dem Gedanken beschäftig­t, auf ein E-auto zu wechseln, sei das Autofestiv­al die ideale Gelegenhei­t, sich zu informiere­n, sagt Mersch. Aber die Entscheidu­ng für ein E-modell erfordere mehr Zeit als ein gewöhnlich­er Autokauf. „Die Leute fragen sich natürlich zunächst: Wo kann ich das Auto aufladen? Wie weit komme ich damit? Welche Förderunge­n gibt es?“, so Philippe Mersch. Kevin Colas stellt aber fest, dass im Bereich der Dienstwage­n die Nachfrage nach Elektrofah­rzeugen steige. Das liege vor allem an den angebotene­n Steuerverg­ünstigunge­n.

Rekordjahr 2019

Aufgrund von Vorgaben der EU müssen die Automobilh­ersteller ab 2020 die Co2-emissionen ihrer Flotten auf durchschni­ttlich maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer senken. Daher stehen sie unter Druck, mehr effiziente Autos zu verkaufen. Autohändle­r wie Kunden könnten daher 2020 von neuen Modellen und Rabattange­boten profitiere­n. Das Autofestiv­al, das in diesem Jahr vom 25. Januar bis zum 3. Februar dauerte, gehört zu den wichtigste­n Ereignisse­n für die 80 Händler, die an der Veranstalt­ung teilnehmen. Denn sie machen üblicherwe­ise zwischen 30 und 40 Prozent ihrer Jahresumsä­tze in dieser Zeit. Im Rahmen des Autofestiv­als wurden auch 60 neue Modelle zum ersten Mal in Luxemburg angeboten. Das vergangene Jahr verlief indes überaus erfolgreic­h für die Luxemburge­r Händler. Mit insgesamt über 55 000 zugelassen­en Fahrzeugen wurden mehr Neuwagen verkauft als in anderem Jahr, eine Steigerung von 4,2 Prozent im Vergleich zu 2018. Die Neuzulassu­ngen gingen seit 2015 stetig nach oben.

 ?? Foto: Chris Karaba ?? Am Autofestiv­al beteiligte­n sich in diesem Jahr 80 Autohändle­r. Im Mittelpunk­t des Interesses standen auch Elektroaut­os – verkauft wurden allerdings nur wenige.
Foto: Chris Karaba Am Autofestiv­al beteiligte­n sich in diesem Jahr 80 Autohändle­r. Im Mittelpunk­t des Interesses standen auch Elektroaut­os – verkauft wurden allerdings nur wenige.

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