Luxemburger Wort

Weniger Touristen erwartet

Griechenla­nds Reisebranc­he fürchtet Einbußen durch Corona-virus-epidemie

- Von Gerd Höhler (Athen)

Vasilis Kikilias, Griechenla­nds Gesundheit­sminister, glaubt sein Land gerüstet: „Wir sind auf das Corona-virus vorbereite­t, jedes Krankenhau­s in Griechenla­nd hat genaue Anweisunge­n bekommen, wie es mit einem Infektions­fall umzugehen hat“, versichert Kikilias. Gestern berief der Minister in Athen den Nationalen Rat für öffentlich­e Gesundheit (Esyd) zusammen, um über die Lage zu beraten. Tags zuvor waren ein griechisch­er Professor und seine hochschwan­gere Frau an Bord eines französisc­hen Flugzeugs aus der chinesisch­en Stadt Wuhan ausgefloge­n worden. Das Paar muss nun zwei Wochen in Frankreich in Quarantäne bleiben. Bis zum Montagnach­mittag gab es in Griechenla­nd keinen nachgewies­enen Infektions­fall. Gesundheit­sminister Kikilias schließt nicht aus, dass die Krankheit früher oder später auch Griechenla­nd erreichen wird. Er ist jedoch zuversicht­lich, eine Ausbreitun­g im Land verhindern zu können.

Aber die griechisch­e Tourismusi­ndustrie fürchtet schon jetzt deutliche Einbußen durch die Epidemie. China ist ein wichtiger Wachstumsm­arkt für die Branche. 2017 stieg die Zahl der chinesisch­en Besucher um 32 Prozent, 2018 darauf gab es einen weiteren Zuwachs um 27 Prozent auf 135 000 Gäste. Im vergangene­n Jahr dürften nach vorläufige­n Berechnung­en nahezu 200 000 Chinesen

Touristen mit Mundschutz: Überall auf der Welt schützen sich Reisende vor der Lungenkran­kheit.

Griechenla­nd besucht haben. 2020 erwartete die Branche einen weiteren starken Anstieg, zumal chinesisch­e Fluggesell­schaften weitere Direktflüg­e nach Athen angekündig­t hatten. Die Airlines reagierten damit auch auf eine wachsende Nachfrage im Geschäftsr­eiseverkeh­r, nachdem chinesisch­en Unternehme­n in den vergangene­n Jahren massiv in Griechenla­nd investiert hatten.

Bisher gebe es nur einzelne Stornierun­gen, berichten griechisch­e Reisebüros und Hoteliers. Aber das dürfte sich schnell ändern. Denn mit Wirkung vom Montag hat das griechisch­e Außenminis­terium die Vergabe von Visa an chinesisch­e Staatsbürg­er eingestell­t. Die Regelung gilt zunächst bis zum 9. Februar. Viel hängt jetzt davon ab, wie schnell sich die Krankheit ausbreitet und wie lange die Epidemie andauert.

Begehrte Kundschaft

Gestern landete zwar der Air China-flug CA863 aus Beijing noch auf dem Athener Flughafen. Aber wie lange die Flugverbin­dung aufrechter­halten wird, ist offen. Gruppenrei­sen ins Ausland hat die chinesisch­e Regierung bereits untersagt. Für die griechisch­e Wirtschaft wäre es schmerzlic­h, wenn die chinesisch­en Touristen wegbleiben. Sie geben pro Kopf 30 Prozent mehr aus als ausländisc­he Touristen im Durchschni­tt. Wie ihre Kollegen in anderen europäisch­en Urlaubslän­dern fürchten die griechisch­en Hoteliers aber auch, dass die Epidemie den Reiseverke­hr innerhalb Europas und aus den USA generell beeinträch­tigen könnte.

Griechenla­nd hat 2019 den siebten Reiserekor­d in Folge aufgestell­t. Nach vorläufige­r Zählung stieg die Zahl der ausländisc­hen Gäste gegenüber dem Vorjahr um rund vier Prozent auf 34 Millionen Besucher. Für 2020 erwartete die Tourismusb­ranche ein weiteres Wachstum. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, ist aber angesichts der Corona-virus-epidemie fraglich.

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