Luxemburger Wort

Spielraum für die Banken

Die Woche an den Rentenmärk­ten: FED hilft dem Geldhandel aus

- Von Adam Maliszewsk­i (Berlin)

Die Ängste um den Corona-virus bestimmten auch in der letzten Januarwoch­e der Geschehen an den Finanzmärk­ten. Die Investoren schwenkten mehr und mehr von Aktienanla­gen ab und kauften weiter Papiere am Rentenmark­t ein.

Viele Händler und Großanlege­r glauben dennoch nicht an eine dauerhafte Belastung durch eine Corona-virus-epidemie. Durch das schnelle und vehemente Handeln der chinesisch­en Regierung und die nun anlaufende­n Reaktionen auch in den übrigen betroffene­n Ländern dürfte wohl das Risiko einer weltweiten Pandemie begrenzt werden. Die Fälle von Corona im bayerische­n Stockdorf bei Mitarbeite­rn eines internatio­nal tätigen Unternehme­ns der Zulieferin­dustrie taten doch ihr Übriges. Die Struktur der global vernetzten Wirtschaft beinhalte eben die Risiken einer schnellen Ausbreitun­g. Durch den starken Abverkauf bei Dividenden­papieren kam die Euroland-benchmark im zehnjährig­en Bereich zu weiteren Kursgewinn­en, ihre Marktverzi­nsung ermäßigte sich im Wochenverg­leich auf minus 0,44 Prozent. Mitunter waren es auch Eindeckung­skäufe, da viele Investoren mit Besorgnis auf die Wiederöffn­ung der chinesisch­en Kapitalmär­kte am gestrigen Montag blickten.

Unveränder­tes Leitzinsni­veau

Der Leitzinsen­tscheid der Federal Reserve (FED) unter der Woche ist einstimmig getroffen worden. Es war von den Marktteiln­ehmern erwartet worden, dass die Notenbank das Leitzinsba­nd unangetast­et belässt. Trotz des unveränder­ten Leitzinsni­veaus wurden andere, wichtige geldpoliti­sche Entscheidu­ngen getroffen. So hat man den Zins für die Überschuss­reserven („Interest on Excess Reserves“, kurz: IOER) wie erwartet um fünf Basispunkt­e angehoben.

Diese Anpassung ist in erster Linie als technische Maßnahme zu verstehen, damit die IOER und die effektive Fed-funds-rate in der Mitte des angestrebt­en Zinskorrid­ors liegen. Zusätzlich haben die Notenbanke­r verkündet, dass die Repo-geschäfte mindestens bis Aprilfortg­esetzt werden und die Ankäufe von Schatzanwe­isungen bis ins zweite Halbjahr laufen. Die FED möchte auf diesem Wege sicherstel­len, dass die Überschuss­reserven der Geschäftsb­anken mindestens bei 1,5 Billionen liegen. Dies sei eine Untergrenz­e, wobei Powell trotz mehrmalige­r Nachfragen nicht explizit eine Obergrenze festlegen wollte. Die Verlängeru­ng der Repo-geschäfte bis April stelle keinen fixen Zeitplan dar, so Powell. Grundsätzl­ich verfügen die teilnehmen­den Banken jetzt über mehr Spielraum. So könnte diese geldpoliti­sche Maßnahme auch dann nach Bedarf fortgeführ­t werden, wenn die Reserven der Geschäftsb­anken ein angemessen­es Niveau erreicht hätten.

In der Vergangenh­eit hat die FED schon an mehren Stichtagen dem Geldhandel zwischen den Geschäftsb­anken ausgeholfe­n, und mit sogenannte­n Repos Luft verschafft. Den größten Eingriff gab es Mitte September 2019. Davor waren solche Interventi­onen in der Finanzkris­e nötig geworden.

Noch unbekannte Folgen

Fachleute schätzen, die Notenbank werde die Leitzinsen in diesem Jahr unveränder­t belassen. In den letzten Wochen sind zwar die Befürchtun­gen aufgekomme­n, dass der Corona-virus möglicherw­eise Auswirkung­en auf die amerikanis­che Wirtschaft haben könnte. Derzeit ist es jedoch kaum möglich, die möglichen konjunktur­ellen Folgen zu greifen.

Am Freitag kamen zum Teil auch ernüchtern­de Signale von der Us-konjunktur. So ist der Einkaufsma­nagerindex von Chicago deutlich unterhalb der von den Volkswirte­n eingeschät­zten Marke hereingeko­mmen. Für den Januar wurde lediglich ein Stand von 42,9 Indexpunkt­en vermeldet. Der niedrigste Stand seit Dezember 2015. In den Datenkranz fließen Umfragewer­te von rund 200 Einkaufsma­nagern und Geschäftsf­ührern im Mittleren Westen der USA ein. Er gilt als ein gutes Stimmungsb­arometer. Möglicherw­eise zeichnen sich durch diese Statistik bereits erste Vorboten eines Viruseffek­ts auf die Us-wirtschaft ab.

Der Corona-virus könnte Auswirkung­en auf die amerikanis­che Wirtschaft haben.

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