Spielraum für die Banken
Die Woche an den Rentenmärkten: FED hilft dem Geldhandel aus
Die Ängste um den Corona-virus bestimmten auch in der letzten Januarwoche der Geschehen an den Finanzmärkten. Die Investoren schwenkten mehr und mehr von Aktienanlagen ab und kauften weiter Papiere am Rentenmarkt ein.
Viele Händler und Großanleger glauben dennoch nicht an eine dauerhafte Belastung durch eine Corona-virus-epidemie. Durch das schnelle und vehemente Handeln der chinesischen Regierung und die nun anlaufenden Reaktionen auch in den übrigen betroffenen Ländern dürfte wohl das Risiko einer weltweiten Pandemie begrenzt werden. Die Fälle von Corona im bayerischen Stockdorf bei Mitarbeitern eines international tätigen Unternehmens der Zulieferindustrie taten doch ihr Übriges. Die Struktur der global vernetzten Wirtschaft beinhalte eben die Risiken einer schnellen Ausbreitung. Durch den starken Abverkauf bei Dividendenpapieren kam die Euroland-benchmark im zehnjährigen Bereich zu weiteren Kursgewinnen, ihre Marktverzinsung ermäßigte sich im Wochenvergleich auf minus 0,44 Prozent. Mitunter waren es auch Eindeckungskäufe, da viele Investoren mit Besorgnis auf die Wiederöffnung der chinesischen Kapitalmärkte am gestrigen Montag blickten.
Unverändertes Leitzinsniveau
Der Leitzinsentscheid der Federal Reserve (FED) unter der Woche ist einstimmig getroffen worden. Es war von den Marktteilnehmern erwartet worden, dass die Notenbank das Leitzinsband unangetastet belässt. Trotz des unveränderten Leitzinsniveaus wurden andere, wichtige geldpolitische Entscheidungen getroffen. So hat man den Zins für die Überschussreserven („Interest on Excess Reserves“, kurz: IOER) wie erwartet um fünf Basispunkte angehoben.
Diese Anpassung ist in erster Linie als technische Maßnahme zu verstehen, damit die IOER und die effektive Fed-funds-rate in der Mitte des angestrebten Zinskorridors liegen. Zusätzlich haben die Notenbanker verkündet, dass die Repo-geschäfte mindestens bis Aprilfortgesetzt werden und die Ankäufe von Schatzanweisungen bis ins zweite Halbjahr laufen. Die FED möchte auf diesem Wege sicherstellen, dass die Überschussreserven der Geschäftsbanken mindestens bei 1,5 Billionen liegen. Dies sei eine Untergrenze, wobei Powell trotz mehrmaliger Nachfragen nicht explizit eine Obergrenze festlegen wollte. Die Verlängerung der Repo-geschäfte bis April stelle keinen fixen Zeitplan dar, so Powell. Grundsätzlich verfügen die teilnehmenden Banken jetzt über mehr Spielraum. So könnte diese geldpolitische Maßnahme auch dann nach Bedarf fortgeführt werden, wenn die Reserven der Geschäftsbanken ein angemessenes Niveau erreicht hätten.
In der Vergangenheit hat die FED schon an mehren Stichtagen dem Geldhandel zwischen den Geschäftsbanken ausgeholfen, und mit sogenannten Repos Luft verschafft. Den größten Eingriff gab es Mitte September 2019. Davor waren solche Interventionen in der Finanzkrise nötig geworden.
Noch unbekannte Folgen
Fachleute schätzen, die Notenbank werde die Leitzinsen in diesem Jahr unverändert belassen. In den letzten Wochen sind zwar die Befürchtungen aufgekommen, dass der Corona-virus möglicherweise Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben könnte. Derzeit ist es jedoch kaum möglich, die möglichen konjunkturellen Folgen zu greifen.
Am Freitag kamen zum Teil auch ernüchternde Signale von der Us-konjunktur. So ist der Einkaufsmanagerindex von Chicago deutlich unterhalb der von den Volkswirten eingeschätzten Marke hereingekommen. Für den Januar wurde lediglich ein Stand von 42,9 Indexpunkten vermeldet. Der niedrigste Stand seit Dezember 2015. In den Datenkranz fließen Umfragewerte von rund 200 Einkaufsmanagern und Geschäftsführern im Mittleren Westen der USA ein. Er gilt als ein gutes Stimmungsbarometer. Möglicherweise zeichnen sich durch diese Statistik bereits erste Vorboten eines Viruseffekts auf die Us-wirtschaft ab.
Der Corona-virus könnte Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben.