„Schulen sind unser wichtigster Partner“
Hamane Niang, seit August Präsident des Weltverbandes FIBA, genießt das Wochenende in Luxemburg
Hamane Niang fällt in der Coque direkt auf. Als er am Samstag die Tribüne in seinem Boubou, einer weißen, weiten Bekleidung, betritt, sind alle Augen auf den 67jährigen Malier gerichtet. Niang ist seit fünf Monaten der Präsident des Basketball-weltverbandes FIBA. Am Wochenende sieht er sich die Halbfinals der Coupe de Luxembourg an, spricht über den einheimischen Basketball und die Zukunft des Sports.
„Ich habe mich über die Einladung des Flbb-präsidenten Henri Pleimling gefreut. Die Halbfinals haben mir Freude bereitet. Die Organisation war sehr gut, zudem gefällt mir der Austragungsort (die Coque, Anmerkung der Redaktion). Der Zusammenhalt scheint hier sehr groß zu sein. Die Luxemburger Basketballszene ist eine große Familie. Jeder kennt jeden. Die Stimmung war hervorragend. Normalerweise schaue ich mir in den verschiedenen Ländern die Endspiele an, doch ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, jetzt schon zu kommen. Leider hatte ich aufgrund der vielen Spiele und des Regens am Wochenende nicht die Möglichkeit, mir Luxemburg anzuschauen.“
„Ich fand das Niveau sehr gut. Die Halle war voll. Vor allem der gegenseitige Respekt gefiel mir. Während der Partien wurde gekämpft, doch als die Spiele vorbei waren, wurde gemeinsam etwas getrunken. Ich habe nach dem zweiten Halbfinale der Frauen mit dem Verliererteam (Telstar, Anmerkung der Redaktion) gesprochen. Das ist eine gute Mannschaft mit einem hervorragenden Esprit und der richtigen Einstellung. Als sich kurz vor Schluss eine Spielerin verletzt hat, sind die Mitspielerinnen direkt zu ihr hingelaufen. Obwohl ein deutlicher Niveauunterschied zu erkennen war (Hesperingen verlor gegen Basket Esch mit 27:87, Anmerkung der Redaktion), kämpften sie bis zum Schluss. Ich denke, dass der Basketball in Luxemburg auf dem richtigen Weg ist. Beim Frühstück mit den Verantwortlichen der FLBB haben wir darüber gesprochen, wie wichtig es ist, in den Schulen präsent zu sein. Sie sind unser wichtigster Partner. Dass die Nba-spieler so gut sind, hat meiner Meinung nach viel mit der Talentschmiede NCAA (National Collegiate Athletic Association) zu tun.“
„Ich wusste gar nicht, dass er in Luxemburg Trainer ist. Ich habe das erst hier erfahren. Als ich im Jahr 2005 noch Präsident des Basketballverbandes Malis war, nahmen wir ihn als Trainer unter Vertrag. Ich habe mich gefreut, Sylvain
zu sehen. Zudem war mit Siriman Kanouté eines der größten Basketballtalente Malis zu Besuch. Dass ich Adama Coulibaly (Basket Esch) hier sehen würde, habe ich auch erst vor Ort erfahren. Das waren viele Überraschungen.“
„Ich erzähle gerne von den drei Säulen. Zum einen sind dies die nationalen Verbände. Insgesamt gibt es davon 214 bei der FIBA. Einige sind sehr stark, andere benötigen Unterstützung. Die zweite Säule sind die Frauen. Wir wünschen uns immer mehr Frauen im Basketball, nicht nur als Spielerinnen, sondern auch als Trainerinnen, Schiedsrichterinnen, Verbandspräsidentinnen oder in anderen Funktionen. Man sagt, dass Frauen die Mütter der Menschheit sind. Wenn man Frauen begeistert, kommen auch die Kinder und die Männer. Im Exekutivkomitee der FIBA sind derzeit zwei Frauen. Wir wollen, dass es in Zukunft mehr werden. Die dritte Säule ist die Vergrößerung unserer Familie. Zuletzt haben wir beim Tod Kobe Bryants gesehen, dass die ganze Welt getrauert hat. Er war ein Botschafter des Sports. In sämtlichen Wettkämpfen, sowohl im Fußball als auch im Rugby, Golf oder Tennis, wurde ihm Tribut gezollt. Deswegen sollten wir nicht um ihn weinen, sondern seine Botschaft weitergeben. Wir können nicht darauf warten, dass die Menschen zum Basketball kommen, wir müssen zu ihnen. Heutzutage können sich die Fans die Begegnungen weltweit per Livestream anschauen. Wir möchten unsere Familie vergrößern.“
„Seit dem Kongress 2014 sind die Beziehungen zur NBA deutlich besser geworden. Das liegt daran, dass diese jetzt auch im Exekutivkomitee, im Zentralbüro und im Kongress der FIBA vertreten ist. Der kürzlich verstorbene David Stern war der erste Commissioner, der den Europäern, den Afrikanern und der ganzen Welt die Türen zur NBA geöffnet hat. Sein Nachfolger Adam Silver führt diesen Weg konsequent weiter. Heute gibt es in der NBA deutlich mehr Spieler aus verschiedenen Ländern als in der Vergangenheit. Davon profitiert der Sport. Das Verhältnis zur NBA ist so gut, dass wir in Afrika gemeinsam eine Liga gegründet haben. Das ist einmalig. Die BAL (Basketball Africa League) wurde im vergangenen Jahr beim All-stargame der NBA in Charlotte, der Heimatstadt von Michael Jordan, vorgestellt. Das ist eine große Chance für die Talente Afrikas.“
„Luxemburg hat deutlich bessere Chancen, sich im 3 x 3 für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, als im Fünf gegen Fünf. Überall auf der Welt wird auf den Straßen gespielt. Wir wollten dieser Disziplin Strukturen und Regeln geben. Wir freuen uns, dass 3 x 3 als olympische Disziplin anerkannt wurde. Das kann bahnbrechend sein. Es gibt Basketballer, die sich beim 3 x 3 wohler fühlen. Deshalb blicke ich optimistisch in die Zukunft.“
Die Luxemburger Basketballszene ist eine große Familie.