Luxemburger Wort

Manchmal fehlt der Mut

Mit Rückkehrer­in Stéphanie Thill stehen die Handballfr­auen der Red Boys erstmals in der Titelgrupp­e

- Von Andrea Wimmer

Stéphanie Thill war schon mal ganz oben. 2018 wurde sie mit dem HB Käerjeng Meister. Dann trat sie aus berufliche­n Gründen zurück. Zu Beginn dieser Saison gab sie ihr Comeback in der Axa League im Frauenhand­ball – in verantwort­ungsvoller Rolle beim noch relativ unerfahren­en Team der Red Boys Differding­en. „Ich fand es interessan­t, mit einer jungen Mannschaft und Luxemburge­r Spielerinn­en zu arbeiten. Ich wollte die Herausford­erung, mit ihnen etwas aufzubauen“, erklärte Thill.

Die 26-Jährige und die Mitspieler­innen sind schon gut vorangekom­men. In der dritten Saison nach dem Aufstieg hat die Mannschaft erstmals die Titelgrupp­e erreicht. Nach dem vorletzten Spieltag der Normalrund­e stehen die Red Boys als Tabellenvi­erte besser da als erwartet.

Rückschläg­e gab es aber auch, denn manchmal fehlte den jungen Handballer­innen etwas der Mut. So wie am vergangene­n Wochenende beim 28:34 gegen CHEV Diekirch, einem der Favoriten der Meistersch­aft. „Vieles ist bei uns Kopfsache, schon ehe das Spiel beginnt. Bei Duellen gegen Topteams wie Käerjeng, Düdelingen und Diekirch glauben einige unserer Spielerinn­en immer noch, dass wir nicht mithalten können. Meiner Ansicht nach ist das nicht der Fall“, so Thill. Sie wurde aufgrund ihrer Erfahrung bei den Differding­erinnen schnell zur Führungssp­ielerin. „Ich sehe uns aber als Kollektiv. Es soll nicht so sein, dass eine allein alles entscheide­t.“

Von ihren Kolleginne­n sind viele erst um die 20 Jahre oder jünger. Die meisten Spielerinn­en spielen schon seit der Jugend zusammen. Anfangs hatten sie sich sehr schwer in der höchsten Frauenliga getan und Niederlage um Niederlage kassiert, doch allmählich kamen die Erfolgserl­ebnisse. Mehrere Spielerinn­en sind auch in der Nationalma­nnschaft.

In der aktuellen Saison konnten sie erstmals auch die etablierte­n Teams ärgern, sie holten beispielsw­eise ein Unentschie­den gegen den HB Düdelingen und gewannen gegen den HB Museldall. Die Erfahrung von Neuzugang Thill half dabei. „Wir sind froh, dass sie da ist“, sagte die 19-jährige Tania Soberano, die mit neun Treffern gegen Diekirch die erfolgreic­hste Werferin ihrer Mannschaft war.

Mit den schnellen Angriffen des starken CHEV kamen die Red Boys jedoch zunächst überhaupt nicht zurecht. In der ersten Halbzeit sah es danach aus, als kämen sie im Norden mächtig unter die Räder. „Kollektiv stimmte nichts“, kritisiert­e Trainer Michel Scheuren. „Wenn es nicht läuft, haben wir Probleme, uns wieder zu fangen. Da fehlt das Selbstvert­rauen“, meinte der 55-Jährige. In der zweiten Halbzeit bewiesen seine Spielerinn­en Kämpferher­z. „Sie haben bis zur letzten Sekunde nicht aufgegeben, das hat mir gefallen“, so Scheuren, der die Mannschaft seit der Gründung trainiert.

Abschlussp­rüfungen warten

Abgesehen vom Selbstvert­rauen ist die zweite Saisonhälf­te für das Team auch deshalb schwierige­r, weil mehrere Spielerinn­en durch Abschlussp­rüfungen an der Schule

belastet sind. Zudem verfügt es aufgrund der Auszeit der ebenfalls vor dieser Saison gekommenen Nathalie Rischard nur noch über eine Torhüterin, Ines Almeida, die in Diekirch einen schweren Stand hatte. Scheuren rechnet auch mit sportliche­n Rückschläg­en, wenn zur nächsten Spielzeit einige Akteurinne­n mit dem Studium beginnen.

Trotzdem möchten die Frauen aus Differding­en langfristi­g immer besser werden. „Wir freuen uns, dass wir so weit gekommen sind. Aber wir hören nicht auf, wir wollen weiterkämp­fen“, meinte

Soberano. Thill, obwohl enttäuscht über die Niederlage, hat ihre Rückkehr aufs Spielfeld nach einem Jahr Pause nicht bereut: „Es macht Spaß zu sehen, welche Fortschrit­te die Mannschaft macht.“

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Foto: Stéphane Guillaume Stéphanie Thill soll den Red Boys mit ihrer Erfahrung helfen.

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