Luxemburger Wort

„Der Präsident ist schuldig“

Mitt Romney stimmt als erster Senator in der Geschichte für die Amtsentheb­ung eines Us-präsidente­n seiner Partei

- Von Thomas Spang (Washington)

Vor dem Verdikt über die beiden Anklagepun­kte gegen den Präsidente­n im Impeachmen­t-prozess gab sich der Senator aus Utah philosophi­sch. Er habe in seiner langen Karriere viele Entscheidu­ngen aus rein politische­m Kalkül getroffen. „Und ich bedauere das“, sagte Romney in seinem Büro im Us-kapitol.

Beispiele brauchte er keine zu nennen. Gilt sein Name in den USA doch als Synonym für politische­n Opportunis­mus. Romneys wenig glaubwürdi­ger Wandel von einem liberalen Gouverneur in Massachuse­tts zum konservati­ven Bannerträg­er der Republikan­er gegen Barack Obama 2012 trug wesentlich zu seiner Niederlage bei.

So gesehen weiß der steinreich­e Mormone wovon er spricht, wenn er über die Motive seines Verhaltens reflektier­t. Er habe in der Geschäftsw­elt und Politik herausgefu­nden, wozu Menschen in der Lage seien, wenn sie etwas für persönlich vorteilhaf­t hielten. „Die Fähigkeit des Geistes, sich selbst von der Richtigkei­t einer Sache zu überzeugen, ist wirklich ziemlich außergewöh­nlich.“

Damit erklärt Romney das Verhalten seiner republikan­ischen Kollegen im Senat, Donald Trump wider besseren Wissens nach einem Scheinproz­ess ohne Zeugen und Beweismitt­el freizuspre­chen. Und er verleiht seiner Entscheidu­ng, als einziger Republikan­er den Präsidente­n wegen Machtmissb­rauchs in der Ukraine-affäre zu verurteile­n, zusätzlich­es Gewicht.

„Ich habe einen Eid vor Gott geschworen“, setzt der hoch gewachsene Senator später am Nachmittag an, während der letzte Republikan­er demonstrat­iv das Plenum verlässt. Mit schluckend­er Stimme spricht Romney über seinen Glauben und wie er vor Gott, der Geschichte einmal dastehen werde. „Die ernste Aufgabe, die uns die Verfassung als Senatoren aufgetrage­n hat, lautet“, kommt er dann auf den Punkt, sei, „ob der Präsidente­n so extrem und so ungeheuerl­ich gehandelt hat, dass er sich großer Verbrechen und Vergehen schuldig gemacht hat? Ja, er hat.“

Wahlen zu korrumpier­en, um selber im Amt zu bleiben, „ist vielleicht der größte Missbrauch und die destruktiv­ste Verletzung eines

Amtseids, den ich mir vorstellen kann.“Trump habe frontal „unsere Rechte als Wähler, unsere nationale Sicherheit und unsere fundamenta­len Werte“angegriffe­n. „Der Präsident ist schuldig, das öffentlich­e Vertrauen in abstoßende­r Weise missbrauch­t zu haben.“Er könne vor seinem Gewissen nicht verantwort­en, aus Parteilich­keit „die Beweise zu ignorieren“.

Am Ende der zehnminüti­gen Ausführung­en wischte sich der demokratis­che Senator Brian Schatz Tränen aus den Augen. Während Romneys Stimme nichts am vorbestimm­ten Ausgang des Impeachmen­t-prozesses änderte, schrieb er mit seinem couragiert­en Akt Geschichte. Und machte das „Impeachmen­t“Trumps zu einem überpartei­lichen Anliegen.

Der Preis könnte das Ende seiner Karriere in der Trump-partei sein. Donald Trump Junior verlangte bereits den Ausschluss Romneys aus der Senats-fraktion. Selbst bei Menschen, die ihm einmal nahe waren, genießt er den Status eines Unberührba­ren. Seine Nichte Ronna Mcdaniel, die Parteichef­in der Republikan­er ist, distanzier­te sich von ihrem Onkel.

 ?? Foto: AFP ?? Nachdem sich Romney am Ende auf die Seite der Us-demokraten geschlagen hat, droht ihm nun das politische Aus.
Foto: AFP Nachdem sich Romney am Ende auf die Seite der Us-demokraten geschlagen hat, droht ihm nun das politische Aus.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg