Molinaros neues Gesicht
Trotz zweiter Niederlage der Fed-cup-mannschaft überzeugt die 19-Jährige mit starken Leistungen
Auch am zweiten Tag des Fedcups im nationalen Tenniszentrum in Esch/alzette musste der Gastgeber bei der 1:2-Niederlage gegen Serbien – damit bestreitet der Gastgeber morgen das Spiel um den Klassenerhalt – auf seine erkrankte Topspielerin Mandy Minella (Weltranglistenposition: 140) verzichten. Aber auch ungglückliche Umstände können positive Folgen haben: Eléonora Molinaro (254) musste die Leaderrolle übernehmen und erfüllte diese Aufgabe auch.
Bereits in der ersten Begegnung der Gruppe A der Europa-/afrikazone 1 stellte die 19-Jährige unter Beweis, dass sie sich nicht von diesem Umstand beeindrucken lässt. „Ich will die Rolle von Mandy übernehmen“, hatte die Rechtshänderin am Mittwoch gesagt.
Claudine Schaul kennt Molinaro seit vielen Jahren. Der Vizekapitänin des Fed-cup-teams ist etwas aufgefallen: „Wenn ich ihre aktuelle Einstellung mit der aus dem Vorjahr vergleiche, kann ich sagen, dass Eléonora 2020 souveräner und ruhiger wirkt. Sie ist sehr gut mit der Information des Ausfalls umgegangen. Denn Mandy war ihre Anführerin.“
Schaul: „Wichtiger Schritt“
Auf dem Platz zeigte Molinaro, dass sich ihre Teamkolleginnen auf sie verlassen können. Gegen Schweden drehte sie ihr Einzel nach einem 0:6 noch in einen Sieg um. Die Körpersprache war durchweg positiv. Nach den Ballwechseln ging der Blick der Spielerin des TC Arquebusiers im Vergleich zu sonst weniger häufig in die Tribünen, sondern fast immer zur Kapitänin Anne Kremer. Schaul, die am 19. Februar am Knie operiert wird, ist dies auch aufgefallen: „Sie hat sich viel mehr auf Anne eingelassen. Eléonora war viel präsenter auf dem Platz.“
Schaul betont aber auch, dass „Eléonora keinen Anspruch auf die
Leaderrolle gehegt hat. Das ist eine natürliche Entwicklung“. Dennoch sieht die 66-fache Fed-cupspielerin diese Woche als „wichtigen Schritt auf dem Weg ihrer Entwicklung, ob sie es bewusst macht oder nicht, ist egal. Ich will dies noch weiter beobachten. Aber es ist sehr wichtig für sie selbst. Ich finde es gut, dass sie diese Rolle ausfüllen möchte. Aber sie soll sich auch nicht zu sehr darauf fokussieren.“ Molinaros Verhalten auf dem Platz hat natürlich auch Auswirkungen auf ihre Teamkolleginnen. „Sie verleiht ihnen durch ihr Auftreten Sicherheit“, so Schaul, die aber auch sagt, dass
„die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt sein soll“. Auch der gestrige Sieg gegen die Nummer 82 der Welt, der erste Erfolg gegen eine Top-100-spielerin, zeugte von der Abgeklärtheit und vom Selbstbewusstsein Molinaros. Im Doppel war es die 19-Jährige, die das Heft in die Hand nahm und ihre Mitspielerin mitriss. „Es hat mir viel Sicherheit gegeben, dass sie da war“, erklärt ihre Doppelpartnerin Tiffany Cornelius.
Molinaro erklärte ihre Leistungen der vergangenen Tage vor allem mit der Tatsache, dass „ich als zweite Spielerin auflaufen konnte. Ich spiele besser, wenn ich unter Druck stehe. Die Rolle von Mandy versuche ich so gut es geht anzunehmen. Im Moment spiele ich extrem gut und ich hoffe, dass ich davon einiges mitnehmen kann für den Rest der Saison“. Es ist gut möglich, dass Molinaro morgen ihre Form und ihr Selbstbewusstsein erneut beweisen muss: Aktuell ist es nämlich eher unwahrscheinlich, dass Minella im Spiel um den Klassenerhalt dabei ist.