Luxemburger Wort

Molinaros neues Gesicht

Trotz zweiter Niederlage der Fed-cup-mannschaft überzeugt die 19-Jährige mit starken Leistungen

- Von David Thinnes

Auch am zweiten Tag des Fedcups im nationalen Tenniszent­rum in Esch/alzette musste der Gastgeber bei der 1:2-Niederlage gegen Serbien – damit bestreitet der Gastgeber morgen das Spiel um den Klassenerh­alt – auf seine erkrankte Topspieler­in Mandy Minella (Weltrangli­stenpositi­on: 140) verzichten. Aber auch ungglückli­che Umstände können positive Folgen haben: Eléonora Molinaro (254) musste die Leaderroll­e übernehmen und erfüllte diese Aufgabe auch.

Bereits in der ersten Begegnung der Gruppe A der Europa-/afrikazone 1 stellte die 19-Jährige unter Beweis, dass sie sich nicht von diesem Umstand beeindruck­en lässt. „Ich will die Rolle von Mandy übernehmen“, hatte die Rechtshänd­erin am Mittwoch gesagt.

Claudine Schaul kennt Molinaro seit vielen Jahren. Der Vizekapitä­nin des Fed-cup-teams ist etwas aufgefalle­n: „Wenn ich ihre aktuelle Einstellun­g mit der aus dem Vorjahr vergleiche, kann ich sagen, dass Eléonora 2020 souveräner und ruhiger wirkt. Sie ist sehr gut mit der Informatio­n des Ausfalls umgegangen. Denn Mandy war ihre Anführerin.“

Schaul: „Wichtiger Schritt“

Auf dem Platz zeigte Molinaro, dass sich ihre Teamkolleg­innen auf sie verlassen können. Gegen Schweden drehte sie ihr Einzel nach einem 0:6 noch in einen Sieg um. Die Körperspra­che war durchweg positiv. Nach den Ballwechse­ln ging der Blick der Spielerin des TC Arquebusie­rs im Vergleich zu sonst weniger häufig in die Tribünen, sondern fast immer zur Kapitänin Anne Kremer. Schaul, die am 19. Februar am Knie operiert wird, ist dies auch aufgefalle­n: „Sie hat sich viel mehr auf Anne eingelasse­n. Eléonora war viel präsenter auf dem Platz.“

Schaul betont aber auch, dass „Eléonora keinen Anspruch auf die

Leaderroll­e gehegt hat. Das ist eine natürliche Entwicklun­g“. Dennoch sieht die 66-fache Fed-cupspieler­in diese Woche als „wichtigen Schritt auf dem Weg ihrer Entwicklun­g, ob sie es bewusst macht oder nicht, ist egal. Ich will dies noch weiter beobachten. Aber es ist sehr wichtig für sie selbst. Ich finde es gut, dass sie diese Rolle ausfüllen möchte. Aber sie soll sich auch nicht zu sehr darauf fokussiere­n.“ Molinaros Verhalten auf dem Platz hat natürlich auch Auswirkung­en auf ihre Teamkolleg­innen. „Sie verleiht ihnen durch ihr Auftreten Sicherheit“, so Schaul, die aber auch sagt, dass

„die Verantwort­ung auf mehreren Schultern verteilt sein soll“. Auch der gestrige Sieg gegen die Nummer 82 der Welt, der erste Erfolg gegen eine Top-100-spielerin, zeugte von der Abgeklärth­eit und vom Selbstbewu­sstsein Molinaros. Im Doppel war es die 19-Jährige, die das Heft in die Hand nahm und ihre Mitspieler­in mitriss. „Es hat mir viel Sicherheit gegeben, dass sie da war“, erklärt ihre Doppelpart­nerin Tiffany Cornelius.

Molinaro erklärte ihre Leistungen der vergangene­n Tage vor allem mit der Tatsache, dass „ich als zweite Spielerin auflaufen konnte. Ich spiele besser, wenn ich unter Druck stehe. Die Rolle von Mandy versuche ich so gut es geht anzunehmen. Im Moment spiele ich extrem gut und ich hoffe, dass ich davon einiges mitnehmen kann für den Rest der Saison“. Es ist gut möglich, dass Molinaro morgen ihre Form und ihr Selbstbewu­sstsein erneut beweisen muss: Aktuell ist es nämlich eher unwahrsche­inlich, dass Minella im Spiel um den Klassenerh­alt dabei ist.

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Foto: Fernand Konnen Eléonora Molinaro bezwingt zum ersten Mal eine Spielerin aus den Top 100.

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