Abgasfreies Kultmobil
Zu seinem 60. Geburtstag beschenkt sich Mini mit dem Stromer Cooper SE
Miami. Mini bleibt sich treu. Während einzelne Automobilhersteller ihren Einstieg in die Elektromobilität gerne mit einem futuristischen Design paaren – die Konzernmutter BMW bildet dabei keine Ausnahme –, muss man beim ersten Stromer der 1959 gegründeten britischen Marke schon etwas genauer hinsehen, um ihn als solchen auszumachen. Der Cooper SE schreit sein neuartiges Wesen nämlich nicht hinaus. Vielmehr hielten die Konstrukteure in Oxford sowohl am Namen als auch am gewohnten Aussehen fest und lassen ihren jüngsten Spross nur mit konstruktionsbedingten leichten Retuschen vorfahren.
Basis des ersten Mini mit rein elektrischem Antrieb ist der herkömmliche Cooper S mit drei Türen. Abmessungen, Design, Platzangebot und Innenraumambiente sind dann auch identisch mit den konventionell angetriebenen Modellen. Einziger messbarer Unterschied ist die um 18 Millimeter höher gelegene Karosserie, um der im Fahrzeugboden zwischen den vorderen und unterhalb der hinteren Sitzbänke angeordneten Hochvoltbatterie eine entsprechende Bodenfreiheit zu gewährleisten. Diese Montageweise wirkt sich wiederum positiv auf das Kofferraumvolumen aus, das mit 211 bis 731 Liter gleich bleibt.
Mit 1 365 Kilogramm fällt das Gewicht des Cooper SE indes um 145 Kilogramm höher aus. Dafür begünstigen der tiefe Fahrzeugschwerpunkt und die bessere Gewichtsverteilung aber wiederum die Agilität des jüngsten Mini-modells und steigern nochmals sein ohnehin schon ausgeprägtes Gokart-feeling.
Wegen des geringen Kühlluftbedarfs des Elektromotors bleibt zudem die markentypische hexagonale Kontur der Fahrzeugfront geschlossen. Ein weiteres optisches Unterscheidungsmerkmal ist die Heckschürze ohne Abgasendrohre. Die fehlende Abgasanlage wirkt sich ihrerseits vorteilhaft auf die Luftführung und den Luftwiderstand im Unterboden und am Heck aus.
Beim gewohnten Bild bleibt es im Interieur, wo ebenso wie am Blechkleid in Gelb ausgeführte Logos und Zierelemente den eigenen Charakter des Stromers unterstreichen. Neu ist nur die 5,5 Zoll große, ovale digitale Tachoeinheit vor dem Lenkrad.
Antriebstechnologie
aus dem BMW i3
Für die Antriebstechnologie haben sich die Briten beim Mutterkonzern in München bedient. Der Elektrosynchronmotor, der sich bereits im hinlänglich erprobten BMW i3 bewährt hat, mobilisiert auch im Mini Cooper SE eine Höchstleistung von 135 kw (184 PS). Sein maximales Drehmoment von 270 Nm steht bereits unmittelbar aus dem Stand heraus zur
Verfügung. Im Gegensatz zum kleinen Bmw-stromer, der markentypisch mit Heckantrieb vorfährt, erfolgt beim Cooper SE die Kraftübertragung über ein einstufig ausgelegtes Getriebe mit integriertem Differenzial an die Vorderräder.
Die kontinuierliche, nicht von Schaltvorgängen unterbrochene Leistungsentfaltung sorgt bei jeder Bewegung des Fahrpedals für begeisternden Vorwärtsdrang. Mit seinen 3,9 Sekunden, die er für den Spurt aus dem Stand auf 60 km/h benötigt, kommt der Mini Cooper SE durchaus sportlich daher. Seine Höchstgeschwindigkeit ist jedoch auf 150 km/h begrenzt.
Auch in puncto Langstreckentauglichkeit vermag der kleine Stromer keine Maßstäbe zu setzen. Bei maximal 235 bis 270 Kilometer ist Schluss, wobei die erste Angabe die realistischere ist. Bei ersten Testfahrten mit einigen kraftvollen Zwischenspurts verfügte unser Cooper SE nach 110 Kilometern noch über etwa 50 Prozent Reichweitenautonomie. Für den Durchschnittsautofahrer ist das aber mehr als ausreichend, soll der Mini doch wie gehabt seine Trümpfe eher als wendiger Stadtflitzer ausspielen.
Ebenso wie die Stille des Elektroantriebs ist die Rückgewinnung der Bremsenergie gewöhnungsbedürftig. Sobald der Fahrer vom Gas geht, wird das Auto auch ohne den Einsatz des Bremssystems verzögert. Gleichzeitig wird dabei Bremsenergie zurückgewonnen und in die Batterie zurückgespeist. Den Wirkungsgrad dieser Rekuperation kann der Fahrer selbst beeinflussen.
Dass der neue Cooper nur eine kleine Batterie mit einer Ladekapazität von 32,6 kwh erhielt, hat einen guten Grund. Dadurch ersparte sich der Konstrukteur allzu große bautechnische Veränderungen, so dass der Stromer zusammen mit den anderen Kleinwagen der Marke vom selben Montageband rollen kann. Und dies erlaubt den Briten wiederum, mit ihrem abgasfreien Kultmobil konkurrenzfähig zu bleiben: Mit 32 050 Euro kostet der Cooper SE ebenso viel wie die Modellbrüder mit herkömmlichen Antrieben bei vergleichbarer Ausstattung.