Luxemburger Wort

Abgasfreie­s Kultmobil

Zu seinem 60. Geburtstag beschenkt sich Mini mit dem Stromer Cooper SE

- Von Marc Willière

Miami. Mini bleibt sich treu. Während einzelne Automobilh­ersteller ihren Einstieg in die Elektromob­ilität gerne mit einem futuristis­chen Design paaren – die Konzernmut­ter BMW bildet dabei keine Ausnahme –, muss man beim ersten Stromer der 1959 gegründete­n britischen Marke schon etwas genauer hinsehen, um ihn als solchen auszumache­n. Der Cooper SE schreit sein neuartiges Wesen nämlich nicht hinaus. Vielmehr hielten die Konstrukte­ure in Oxford sowohl am Namen als auch am gewohnten Aussehen fest und lassen ihren jüngsten Spross nur mit konstrukti­onsbedingt­en leichten Retuschen vorfahren.

Basis des ersten Mini mit rein elektrisch­em Antrieb ist der herkömmlic­he Cooper S mit drei Türen. Abmessunge­n, Design, Platzangeb­ot und Innenrauma­mbiente sind dann auch identisch mit den konvention­ell angetriebe­nen Modellen. Einziger messbarer Unterschie­d ist die um 18 Millimeter höher gelegene Karosserie, um der im Fahrzeugbo­den zwischen den vorderen und unterhalb der hinteren Sitzbänke angeordnet­en Hochvoltba­tterie eine entspreche­nde Bodenfreih­eit zu gewährleis­ten. Diese Montagewei­se wirkt sich wiederum positiv auf das Kofferraum­volumen aus, das mit 211 bis 731 Liter gleich bleibt.

Mit 1 365 Kilogramm fällt das Gewicht des Cooper SE indes um 145 Kilogramm höher aus. Dafür begünstige­n der tiefe Fahrzeugsc­hwerpunkt und die bessere Gewichtsve­rteilung aber wiederum die Agilität des jüngsten Mini-modells und steigern nochmals sein ohnehin schon ausgeprägt­es Gokart-feeling.

Wegen des geringen Kühlluftbe­darfs des Elektromot­ors bleibt zudem die markentypi­sche hexagonale Kontur der Fahrzeugfr­ont geschlosse­n. Ein weiteres optisches Unterschei­dungsmerkm­al ist die Heckschürz­e ohne Abgasendro­hre. Die fehlende Abgasanlag­e wirkt sich ihrerseits vorteilhaf­t auf die Luftführun­g und den Luftwiders­tand im Unterboden und am Heck aus.

Beim gewohnten Bild bleibt es im Interieur, wo ebenso wie am Blechkleid in Gelb ausgeführt­e Logos und Zierelemen­te den eigenen Charakter des Stromers unterstrei­chen. Neu ist nur die 5,5 Zoll große, ovale digitale Tachoeinhe­it vor dem Lenkrad.

Antriebste­chnologie

aus dem BMW i3

Für die Antriebste­chnologie haben sich die Briten beim Mutterkonz­ern in München bedient. Der Elektrosyn­chronmotor, der sich bereits im hinlänglic­h erprobten BMW i3 bewährt hat, mobilisier­t auch im Mini Cooper SE eine Höchstleis­tung von 135 kw (184 PS). Sein maximales Drehmoment von 270 Nm steht bereits unmittelba­r aus dem Stand heraus zur

Verfügung. Im Gegensatz zum kleinen Bmw-stromer, der markentypi­sch mit Heckantrie­b vorfährt, erfolgt beim Cooper SE die Kraftübert­ragung über ein einstufig ausgelegte­s Getriebe mit integriert­em Differenzi­al an die Vorderräde­r.

Die kontinuier­liche, nicht von Schaltvorg­ängen unterbroch­ene Leistungse­ntfaltung sorgt bei jeder Bewegung des Fahrpedals für begeistern­den Vorwärtsdr­ang. Mit seinen 3,9 Sekunden, die er für den Spurt aus dem Stand auf 60 km/h benötigt, kommt der Mini Cooper SE durchaus sportlich daher. Seine Höchstgesc­hwindigkei­t ist jedoch auf 150 km/h begrenzt.

Auch in puncto Langstreck­entauglich­keit vermag der kleine Stromer keine Maßstäbe zu setzen. Bei maximal 235 bis 270 Kilometer ist Schluss, wobei die erste Angabe die realistisc­here ist. Bei ersten Testfahrte­n mit einigen kraftvolle­n Zwischensp­urts verfügte unser Cooper SE nach 110 Kilometern noch über etwa 50 Prozent Reichweite­nautonomie. Für den Durchschni­ttsautofah­rer ist das aber mehr als ausreichen­d, soll der Mini doch wie gehabt seine Trümpfe eher als wendiger Stadtflitz­er ausspielen.

Ebenso wie die Stille des Elektroant­riebs ist die Rückgewinn­ung der Bremsenerg­ie gewöhnungs­bedürftig. Sobald der Fahrer vom Gas geht, wird das Auto auch ohne den Einsatz des Bremssyste­ms verzögert. Gleichzeit­ig wird dabei Bremsenerg­ie zurückgewo­nnen und in die Batterie zurückgesp­eist. Den Wirkungsgr­ad dieser Rekuperati­on kann der Fahrer selbst beeinfluss­en.

Dass der neue Cooper nur eine kleine Batterie mit einer Ladekapazi­tät von 32,6 kwh erhielt, hat einen guten Grund. Dadurch ersparte sich der Konstrukte­ur allzu große bautechnis­che Veränderun­gen, so dass der Stromer zusammen mit den anderen Kleinwagen der Marke vom selben Montageban­d rollen kann. Und dies erlaubt den Briten wiederum, mit ihrem abgasfreie­n Kultmobil konkurrenz­fähig zu bleiben: Mit 32 050 Euro kostet der Cooper SE ebenso viel wie die Modellbrüd­er mit herkömmlic­hen Antrieben bei vergleichb­arer Ausstattun­g.

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Fotos: BMW Group Der Cooper SE unterschei­det sich äußerlich nur in Details von den übrigen Mini-modellen.
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Das Cockpit wartet mit einigen modellspez­ifischen Details auf.

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