Luxemburger Wort

Chancengle­ichheit

- Von Marc Hoscheid

Bei der Trennung von Kirche und Staat ging es den linksliber­alen politische­n Kräften im Land in erster Linie darum, die privilegie­rte Stellung der katholisch­en Kirche in Luxemburg zu brechen, was ihnen auch gelang. Im Moment ist das Innenminis­terium allerdings dabei, die Kirche massiv zu benachteil­igen. Es ist nicht nachvollzi­ehbar, warum es den Gemeinden nicht erlaubt wird, Kirchengeb­äude, die sich in ihrem Besitz befinden, für die exakte Zeit der tatsächlic­hen Nutzung durch eine Glaubensge­meinschaft, und nicht für ein ganzes Jahr, zur Verfügung zu stellen. Immerhin werden Kulturzent­ren auch für wesentlich kürzere Zeiträume an Vereine oder Privatpers­onen vermietet. Neben der religiösen Bedeutung, die sie nach wie vor für eine nicht zu unterschät­zende Zahl von Menschen haben, sind die Kirchengeb­äude wichtige architekto­nische Zeitzeugen und gehören schon alleine wegen ihres kulturelle­n Werts geschützt. Es ist unverständ­lich, dass das Ministeriu­m den Kommunen dabei Steine in den Weg legt, während beispielsw­eise bei der Erschließu­ng von Bauland, welches angesichts der ausufernde­n Immobilien­preise dringend benötigt wird, immer auf die hierzuland­e stark ausgeprägt­e Gemeindeau­tonomie verwiesen wird. Innenminis­terin Taina Bofferding (LSAP) kann zeigen, dass sie eine konstrukti­ve Realpoliti­kerin ist, indem sie sich nicht hinter der im Gesetz verwendete­n Formulieru­ng „indemnité annuelle“versteckt, sondern in Zusammenar­beit mit den Gemeinden eine praktikabl­e Lösung findet. Schließlic­h geht es am Ende des Tages auch um Chancengle­ichheit vor dem Gesetz.

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