„Leben und Sicherheit“
Die Holztür, die in der ostdeutschen Stadt Halle ein Blutbad an der Jüdischen Gemeinde verhinderte, wird zum Kunstprojekt
Einschusslöcher umrahmt von zersplittertem Holz: Die Spuren der Gewalt sind immer noch zu sehen. Wohl kaum eine Tür in Deutschland hat in den vergangenen Monaten so viel Aufmerksamkeit erregt wie die Synagogentür von Halle.
Sie hatte am 9. Oktober den schwer bewaffneten Rechtsterroristen Stephan B. daran gehindert, in das Gotteshaus einzudringen und ein Blutbad unter den gut 50
Die durch Schüsse beschädigte Synagogentür soll künstlerisch neu gestaltet werden und im kommenden Oktober, zum ersten Jahrestag des antisemitischen Anschlags auf die Synagoge, feierlich enthüllt werden.
Anknüpfungspunkte zu den Stolpersteinen, mit denen in Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern Europas an die Opfer der Nazis erinnert wird. Die Motivation, auf zurückliegende Verbrechen aufmerksam zu machen, sich mitunter einer bestimmten Metaphorik zu bedienen, könnte die Projekte verbinden, sagt er. „Die Stolpersteine sind für mich das gelungene Beispiel einer Kunstaktion, die Denkanstöße liefern soll und dabei Orte markiert, an denen historische Ereignisse stattgefunden haben.“
Zum anderen erkennt er Ähnlichkeiten mit Projekten von Künstlern wie etwa Joseph Beuys, Jochen Gerz oder Mischa Kuball, die sich seit den 60er- und 70erjahren kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt haben. „Diese Projekte können auch als Versuch einer Traumabewältigung und Auseinandersetzung mit der eigenen Identität gesehen werden, die die Verbrechen des eigenen Volkes, der eigenen
Gesellschaft bewusst halten und zu integrieren versuchten.“
Beispiele für die künstlerische Verarbeitung von schrecklichen Ereignissen gebe es viele, sagt Peters. Künstler wie Francisco Goya, Pablo Picasso oder Otto Dix hätten diesbezüglich weltbedeutende Werke geschaffen. „Natürlich muss man in diesem Fall zwischen einem Projekt wie der Synagogentür als unmittelbarer Reaktion und den mitunter hochkomplexen Werken bildender Künstler unterscheiden.“
Altern mit den Bäumen
Szenenwechsel: Die Werkstatt von Lidia Edel befindet sich im Keller der Jüdischen Gemeinde, knapp zwei Kilometer von der Synagoge entfernt. Acrylfarben stehen in großen Flaschen auf einer Pressspanplatte, Pinsel liegen bereit. Gerade arbeitet sie an einem Wandbild der Bahá’í-gärten in der israelischen Hafenstadt Haifa.
Edel gibt Kindern Kunstunterricht und hat viele Bilder an die
Wände der Gemeinde gemalt. Und auch wenn die Einzelheiten des Kunstwerks Synagogentür noch geheim sind, eines steht schon fest: „Ich kann schon mal verraten, dass es sehr viel mit Holz zu tun haben wird“, sagt Edel. Der Grund: „Die Menschen altern mit den Bäumen. Sie symbolisieren immerwährendes Leben, Wachstum und Beständigkeit.“