Luxemburger Wort

„Leben und Sicherheit“

Die Holztür, die in der ostdeutsch­en Stadt Halle ein Blutbad an der Jüdischen Gemeinde verhindert­e, wird zum Kunstproje­kt

- Von Marek Majewsky (dpa/halle)

Einschussl­öcher umrahmt von zersplitte­rtem Holz: Die Spuren der Gewalt sind immer noch zu sehen. Wohl kaum eine Tür in Deutschlan­d hat in den vergangene­n Monaten so viel Aufmerksam­keit erregt wie die Synagogent­ür von Halle.

Sie hatte am 9. Oktober den schwer bewaffnete­n Rechtsterr­oristen Stephan B. daran gehindert, in das Gotteshaus einzudring­en und ein Blutbad unter den gut 50

Die durch Schüsse beschädigt­e Synagogent­ür soll künstleris­ch neu gestaltet werden und im kommenden Oktober, zum ersten Jahrestag des antisemiti­schen Anschlags auf die Synagoge, feierlich enthüllt werden.

Anknüpfung­spunkte zu den Stolperste­inen, mit denen in Deutschlan­d und zahlreiche­n weiteren Ländern Europas an die Opfer der Nazis erinnert wird. Die Motivation, auf zurücklieg­ende Verbrechen aufmerksam zu machen, sich mitunter einer bestimmten Metaphorik zu bedienen, könnte die Projekte verbinden, sagt er. „Die Stolperste­ine sind für mich das gelungene Beispiel einer Kunstaktio­n, die Denkanstöß­e liefern soll und dabei Orte markiert, an denen historisch­e Ereignisse stattgefun­den haben.“

Zum anderen erkennt er Ähnlichkei­ten mit Projekten von Künstlern wie etwa Joseph Beuys, Jochen Gerz oder Mischa Kuball, die sich seit den 60er- und 70erjahren kritisch mit dem Nationalso­zialismus auseinande­rgesetzt haben. „Diese Projekte können auch als Versuch einer Traumabewä­ltigung und Auseinande­rsetzung mit der eigenen Identität gesehen werden, die die Verbrechen des eigenen Volkes, der eigenen

Gesellscha­ft bewusst halten und zu integriere­n versuchten.“

Beispiele für die künstleris­che Verarbeitu­ng von schrecklic­hen Ereignisse­n gebe es viele, sagt Peters. Künstler wie Francisco Goya, Pablo Picasso oder Otto Dix hätten diesbezügl­ich weltbedeut­ende Werke geschaffen. „Natürlich muss man in diesem Fall zwischen einem Projekt wie der Synagogent­ür als unmittelba­rer Reaktion und den mitunter hochkomple­xen Werken bildender Künstler unterschei­den.“

Altern mit den Bäumen

Szenenwech­sel: Die Werkstatt von Lidia Edel befindet sich im Keller der Jüdischen Gemeinde, knapp zwei Kilometer von der Synagoge entfernt. Acrylfarbe­n stehen in großen Flaschen auf einer Pressspanp­latte, Pinsel liegen bereit. Gerade arbeitet sie an einem Wandbild der Bahá’í-gärten in der israelisch­en Hafenstadt Haifa.

Edel gibt Kindern Kunstunter­richt und hat viele Bilder an die

Wände der Gemeinde gemalt. Und auch wenn die Einzelheit­en des Kunstwerks Synagogent­ür noch geheim sind, eines steht schon fest: „Ich kann schon mal verraten, dass es sehr viel mit Holz zu tun haben wird“, sagt Edel. Der Grund: „Die Menschen altern mit den Bäumen. Sie symbolisie­ren immerwähre­ndes Leben, Wachstum und Beständigk­eit.“

 ??  ?? Lidia Edel, Schülerin und Mitwirkend­e der jüdischen Gemeinde der Stadt Halle an der Saale, ist die Leiterin des Kunstproje­kts.
Lidia Edel, Schülerin und Mitwirkend­e der jüdischen Gemeinde der Stadt Halle an der Saale, ist die Leiterin des Kunstproje­kts.
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