Luxemburger Wort

Die Macht der Gewohnheit

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Nichts ist schwerer zu verändern als Gewohnheit­en. Wer hat nicht am Neujahrsta­g beschlosse­n, sportlich etwas zuzulegen, weniger Alkohol zu trinken, weniger Süßes zu essen oder vielleicht mehr Zeit für sich und seine Familie einzuplane­n? Und was ist jetzt, sechs Wochen später, davon übrig geblieben? Schlechte Gewohnheit­en kleben wie Kletten, je mehr man dran rüttelt, umso tiefer setzen sie sich fest. Hirnforsch­er begründen dies mit der sogenannte­n Gewohnheit­sschleife: Gewohnheit­en geben Sicherheit, verhindern anstrengen­des Überlegen und verspreche­n eine gewisse Art der Belohnung. Wer diese ablegen will, sollte demnach die äußeren Umstände verändern oder aber Menschen aufsuchen, welche die Veränderun­g mittragen.

Die Drehtür durchbrach meine Routine.

Zum Beispiel die Joggingsch­uhe gleich neben das Bett stellen und sich nach dem Laufen mit einem schönen Frühstück beglücken. Hat man dann auch noch einen Laufpartne­r, wird der Sport schnell zur neuen Routine. Manchmal braucht es aber eben größere äußere Einbrüche ins Leben, um Gewohnheit­en abzulegen und die Chance zum Wechsel zu nutzen. Dies wurde mir vor Kurzem bewusst, als die Drehtür meines Lieblingss­upermarkte­s erneuert wurde. Sie dreht jetzt nicht mehr im Uhrzeigers­inn, sondern in die andere Richtung. Nach 15 Jahren Routine haben meine Gehirnwind­ungen diese, sozusagen radikale 180 Grad Wende, noch nicht wirklich vollzogen. Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, dass dies der dramatisch­ste Einbruch in meine Lebensrout­ine seit Jahren ist. Aber verstörend ist es schon. Die gleichen Hirnforsch­er behaupten übrigens auch, dass man spätestes nach drei Jahren eine alte durch eine neue Routine ersetzt hat. Ich versuche jetzt ständig mich zu belohnen, nachdem ich die Tür gemeistert habe. Jacques

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