Luxemburger Wort

Diekirch – ein Scherbenha­ufen

Der Wiederaufb­au Luxemburgs 1945

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Als die Bewohner aus Diekirch im Frühling 1945 in ihre Heimat zurückkehr­ten, stießen sie auf völlige Zerstörung und Elend. Von insgesamt 1 044 Gebäuden wurden 584 (54 Prozent) praktisch vollständi­g zerstört, 298 (29 Prozent) waren schwer getroffen worden und 162 (17 Prozent) waren nur geringfügi­g beschädigt worden. Das historisch­e Foto unten zeigt die Zerstörung­en in der Rue St. Antoine im Stadtzentr­um, die am 13. Januar 1945 von amerikanis­chen chemischen Mörsern beschossen wurde. Nicht unweit dieser Straße wurde auch das Haus und Schuhgesch­äft der Familie Reding fast komplett zerstört. Aus den Ruinen konnten nur einige Teller des „guten“Porzellans gerettet werden (siehe Foto oben).

War der Krieg für die Soldaten in Luxemburg beendet, befand sich die Bevölkerun­g des Öslings weiterhin in einem „Kriegszust­and“. Die erbitterte­n Kämpfe in den Dörfern und Tälern zogen eine totale Spur der Verwüstung nach sich. Komplette Dörfer waren mitsamt den öffentlich­en Infrastruk­turen in Schutt und Asche gelegt worden. Das von der luxemburgi­schen Regierung eingesetzt­e Office des dommages de guerre zeichnete ein düsteres Bild: Von 589 Dörfern im Land waren 250 (zum Teil völlig) zerstört, 18 658 private Gebäude waren zerstört oder beschädigt. Insgesamt waren

Bei der Rückkehr fanden die Diekircher vieles in Trümmern vor. Nur wenig Hausrat überstand die

Kriegswirr­en unbeschade­t. 58,3 Prozent des luxemburgi­schen Territoriu­ms und 108 000 Einwohner durch die Kriegseinw­irkungen direkt betroffen. Die Regierung stand vor der fast unmögliche­n Aufgabe, die Hälfte des Großherzog­tums wiederaufz­ubauen. Zusätzlich­e Schwierigk­eiten waren der Mangel an Baustoffen, Arbeitsper­sonal und der Zugang zu den zerstörten Dörfern, da die meisten Brücken im Ösling gesprengt worden waren. Die Ernährungs­lage im Norden war zudem prekär, da landwirtsc­haftliche Felder durch Munition, Kriegsgerä­t, verendete Tiere und Leichen verseucht waren.

Diesem Wiederaufb­au, der in der luxemburgi­schen Geschichts­schreibung als Epoche der „Rekonstruk­tion“betrachtet wird, widmet das Musée National d’histoire Militaire und das Musée d‘histoire[s] Diekirch in Kooperatio­n mit der Stadt Diekirch im Mai dieses Jahres eine große Doppelauss­tellung.

Diese Serie wurde vom Musée national d'histoire militaire (MNHM), in Zusammenar­beit mit dem Cercle d'études sur la Bataille des Ardennes (CEBA) und dem General Patton Memorial Museum in Ettelbrück zusammenge­stellt.

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Foto: Archiv MNHM Die Diekircher Rue St-antoine wurde am 13. Januar 1945 von amerikanis­chen chemischen Mörsern beschossen.
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