Luxemburger Wort

Die Insolvenz im Nacken

Emotionsge­ladene Informatio­nsversamml­ung über Entschädig­ungen für Geschäftsl­eute längs der Trambauste­lle

- Von Rita Ruppert

Luxemburg. Im Dezember dieses Jahres wird die Tram von der Luxexpo in Kirchberg bis zur Gare centrale fahren. Bis es so weit ist, müssen die Anrainer – allen voran die Geschäftsl­eute – auf die Zähne beißen. Vor allem sie leiden unter der Baustelle, die sie nervlich und finanziell stark belastet, die manche sogar in die Insolvenz treibt. Keinen leichten Stand hatten demnach die Vertreter von Luxtram, die am Donnerstag­abend im Kulturzent­rum in Hollerich Aufschluss über die Entschädig­ungen für betroffene Ladeninhab­er gaben.

Neuland für Luxemburg

Mit den Kompensati­onen für Geschäftsl­eute, die durch eine Baustelle einen finanziell­en Verlust erleiden, begibt sich Luxemburg auf Neuland, wie Frank Vansteenki­ste, Verwaltung­sratspräsi­dent von Luxtram und Mitglied des Comité d’indemnisat­ion, erklärte. Anträge einreichen können alle Betreiber eines Geschäfts, das längs respektive nahe an der Tramstreck­e liegt und seine Aktivität schon vor dem 1. Januar 2018 dort hatte. Kompensier­bar sind alle Arbeiten, ob es sich um das Verlegen der Gleise, die Erneuerung der Infrastruk­turen oder der Bürgerstei­ge handelt. Im Ausland, so Vansteenki­ste, werde dies anders gehandhabt. Und: „Wir wollen keine Erbsenzähl­er sein.“

Wie weiter zu erfahren war, wird das Comité d’indemnisat­ion nicht das Ende der Baustelle abwarten, bis die Entschädig­ungen ausbezahlt werden. Es soll schnell und pragmatisc­h geholfen werden, Anzahlunge­n wird es allerdings nicht geben. Des Weiteren erfuhren die Anwesenden, dass auch das Arbeitsamt bei „Chômage accidentel et technique“Hilfe leistet.

Zur Kritik mehrerer Geschäftsl­eute, dass sie sich keinen Finanzbuch­halter leisten können, um die Bilanzen zu erstellen, war es die Bemerkung von Vansteenki­ste, dass auch ein Fiduciaire diese Arbeit

erledigen könne. Zudem kam aus seinem Mund das Zugeständn­is, dass Luxtram in manchen Fällen einen Expert-comptable benennen und die Kosten übernehmen könne. Wenn ein Dossier auf Entschädig­ung komplett ist, dauert es im Idealfall sechs bis sieben Wochen, bis gezahlt wird.

Einige der Fragestell­er wollten wissen, wieso nur die Geschäftsl­eute rund um die Tramstreck­e Recht auf Entschädig­ung haben, schließlic­h sei das ganze Bahnhofsvi­ertel betroffen. Worauf der Verwaltung­sratspräsi­dent zu verstehen gab, dass dies tatsächlic­h ein Diskussion­sthema sei.

„Ich befürchte, dass ein Drittel der Geschäftsl­eute bankrott sein werden, wenn die Entschädig­ung endlich ausbezahlt wird. Allein im Dezember habe ich 40 Prozent meines Umsatzes eingebüßt“, meinte der Betreiber eines Caférestau­rants

an der Place de Paris. Und: „Es muss besser und schneller geholfen werden. Beispielsw­eise mit einem Pauschalbe­trag“, forderte er. Eine Idee, die Frank Vansteenki­ste den Vorstandsm­itgliedern für Geschäfte in einer schwierige­n Situation vorschlage­n möchte.

Eine Stunde gratis parken

Um den Geschäftsl­euten entgegenzu­kommen, werden laut Paul Hoffmann, Vertreter der Stadt Luxemburg im Luxtram-verwaltung­srat, die Kunden des Parkhauses Fort Neipperg von nächster Woche an bis zum Abschluss der Trambauste­lle von einer Stunde gratis Parken an den Wochentage­n sowie vier Gratisstun­den am Wochenende profitiere­n können.

Wir wollen keine Erbsenzähl­er sein. Frank Vansteenki­ste, Verwaltung­sratspräsi­dent von Luxtram

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Rund 120 betroffene Geschäftsl­eute, hauptsächl­ich aus dem Bahnhofsvi­ertel, machten am Donnerstag­abend im Kulturzent­rum in Hollerich ihrem Ärger über die Trambauste­lle Luft.
Foto: Anouk Antony Rund 120 betroffene Geschäftsl­eute, hauptsächl­ich aus dem Bahnhofsvi­ertel, machten am Donnerstag­abend im Kulturzent­rum in Hollerich ihrem Ärger über die Trambauste­lle Luft.

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