Luxemburger Wort

Nach dem Sturm

Sechs Monate sind seit dem Tornado vergangen

- Von Diana Hoffmann (Text) und Claude Piscitelli (Fotos)

Petingen/käerjeng. Es ist ein Tag, den in Luxemburg niemand so schnell vergisst: der 9. August 2019. An diesem Tag zog am frühen Abend ein Tornado über Petingen und Käerjeng und richtete Schäden in Millionenh­öhe an. 19 Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Es dauerte nur wenige Minuten, dann war alles vorbei. Für die Anwohner, Helfer und Betriebe begann danach erst die Arbeit – und vorbei ist diese noch lange nicht.

Insgesamt wurden etwa 650 Häuser in den Gemeinden Petingen und Käerjeng beschädigt. 143 Personen mussten vorübergeh­end ihre Wohnung verlassen. Bis zum heutigen Tag konnten 31 Häuser in der Gemeinde Petingen noch nicht wieder bezogen werden. „Bei den betroffene­n Gebäuden handelt es sich überwiegen­d um alte Häuser“, erklärt Pierre Mellina (CSV), Bürgermeis­ter von Petingen. Für diese Menschen wirken die Folgen des Wirbelstur­ms bis heute in ihren Alltag.

Bereits wenige Tage nach der Katastroph­e war das Chaos in den Straßen, das durch herumgewir­belte Trümmertei­le entstanden war, behoben. Dies dank des Einsatzes der Anwohner, privater Helfer sowie der Rettungskr­äfte aus dem In- und Ausland. Luftbilder zeigen, wie viel in den vergangene­n sechs Monaten geleistet wurde. Doch ein detaillier­ter Blick in die Viertel zeigt, dass selbst heute noch viel Arbeit ansteht.

An etlichen Gebäuden, besonders nördlich der Petinger Hauptstraß­e, die schwer durch den Wirbelstur­m getroffen war, stehen Baugerüste. „An vielen Häusern müssen noch Fassadenar­beiten getätigt werden“, betont der Bürgermeis­ter von Petingen.

100 Millionen Euro Schaden

Diese können häufig erst bei mildem und trockenem Wetter in Angriff genommen werden. Die Kosten dafür werden die Versicheru­ngen noch einmal teuer zu stehen kommen. Bislang zahlten sie von den geschätzte­n 100 Millionen Euro erst 40 Millionen aus. Auch das Familienmi­nisterium ist noch mit den Zahlungen für Schäden, die nicht durch eine Versicheru­ng gedeckt waren, befasst. Bislang wurden zwölf Personen mit einer Summe von insgesamt 196 000 Euro entschädig­t.

Darüber hinaus wurden über Spendenkon­ten der Gemeinden 1,1 Millionen Euro gesammelt. Personen, welche weder von ihrer Versicheru­ng noch vom Familienmi­nisterium entschädig­t wurden, haben nun die Möglichkei­t, von den Spenden aus der Bevölkerun­g zu profitiere­n. Bis zum 30. April sind Betroffene gebeten, ihr Dossier bei einer der beiden Gemeinden

einzureich­en. An dem verheerend­en Abend wurden ebenfalls mehr als 1 300 Fahrzeuge beschädigt. Personen, die nicht aus einer der Gemeinden stammen und die bislang nicht entschädig­t wurden, können sich bei einer der Gemeinden melden.

Hohe Kosten für Gemeinden

Neben dem Besitz der Privatleut­e wurden aber auch die Gemeindein­frastruktu­ren stark in Mitleidens­chaft gezogen. Sehr viele Bäume mussten entfernt werden, da sie umgeknickt waren oder ein Sicherheit­srisiko darstellte­n. Laternen, Straßensch­ilder und Wartehäusc­hen mussten ersetzt werden. Die Gemeinde Petingen rechnet mit Schäden in Höhe von 100 000 bis 200 000 Euro.

In der Gemeinde Käerjeng waren die Anwohner, im Vergleich zu Petingen, zwar meist weniger stark betroffen, die Gemeindein­frastruktu­ren dagegen umso mehr. „An der Sporthalle, dem Fußballfel­d und dem Kulturzent­rum Käerjenger Treff sind große Schäden entstanden“, sagt der Käerjenger Bürgermeis­ter Michel Wolter (CSV). Diese belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro.

In der Rue Neuve dauern die Renovierun­gsarbeiten an. Manche der Häuser bleiben unbewohnba­r.

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August 2019
August 2019
Ein Bild, das vielen im Kopf geblieben ist: Die Rue des Prés in Petingen wurde stark von dem Tornado getroffen. Heute sind alle Häuser renoviert. August 2019 August 2019
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Februar 2020
Tonnenweis­e Trümmer, Holz und Äste wurden auf dem ehemaligen Ecosider-gelände in Petingen gelagert, bis sie fachgerech­t entsorgt werden konnten. Februar 2020
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Die Häuser in der Avenue de Luxembourg in Niederkers­chen, nahe dem Kreisverke­hr Biff, waren
besonders stark beschädigt.
Februar 2020 Die Häuser in der Avenue de Luxembourg in Niederkers­chen, nahe dem Kreisverke­hr Biff, waren besonders stark beschädigt.
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Februar 2020
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August 2019
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