Luxemburger Wort

Gestörter Burgfriede­n

Gemeindefü­hrung in Vianden reagiert scharf auf Vorwürfe der scheidende­n Rätin Anne-marie Holweck

- Von John Lamberty

Vianden. „Vorhaltung­en, gesponnen aus falschen Darstellun­gen, Lügen und Halbwahrhe­iten, und mit dem alleinigen Ziel, von der eigenen Verantwort­ung für das persönlich­e politische Versagen abzulenken“: Das Urteil, das der Viandener Schöffenra­t über jenen Brief fällt, mit dem Rätin Annemarie Holweck dieser Tage im Innenminis­terium um ihre Demission aus dem Gemeindera­t Vianden ersucht hatte, es lässt an Deutlichke­it wahrlich nichts zu wünschen übrig.

Rasches Ende der

Lauerstell­ung

Hatte man mit einer offizielle­n Stellungna­hme anfangs noch bis zur nächsten Ratssitzun­g warten wollen, so griff man am Donnerstag­abend nun also letztlich doch zur Feder, um zeitnah auf das Demissions­schreiben zu reagieren. Ein Indiz für den Schmerz, den dieser Stich der neuen Gemeindefü­hrung um Bürgermeis­ter Claude Tonino versetzt hat. Und vermutlich auch für die Wogen, die die Berichters­tattung im „Luxemburge­r Wort“ausgelöst hatte, das am Donnerstag Auszüge aus dem Brief veröffentl­icht hatte.

Darin hatte Anne-marie Holweck ein düsteres Bild der Zustände in Vianden gezeichnet, das Bild eines Städtchens im touristisc­hen und wirtschaft­lichen Niedergang, von einer Gemeinde, die ihren Bürgern seit geraumer Zeit statt angemessen­er Dienste nur politische Auseinande­rsetzungen bietet, und einem Gemeindera­t, in dem die Stimme der einzigen Frau stets ungehört verhallt war.

Eine Darstellun­g, gegen die sich der neue Schöffenra­t nun aber in aller Klarheit und auch mit der Androhung juristisch­er Schritte zur Wehr setzt. Letzteres insbesonde­re mit Blick auf den im

Schreiben von Anne-marie Holweck angeführte­n Vorwurf des „Harcèlemen­t“, dem sie sich nach eigenen Aussagen im Gemeindera­t ausgesetzt gesehen habe.

Hatte Holweck die Art dieser Schikanier­ung oder Belästigun­g auch nicht näher erläutert, so sei der Begriff doch allzu sehr aufgeladen, um ihn politisch oder ideologisc­h zu missbrauch­en, wie der Schöffenra­t schreibt, der denn auch jegliche Unterstell­ungen, die damit verbunden sein könnten, deutlich zurückweis­t.

Zudem hält die neue Gemeindefü­hrung Anne-marie Holweck Heuchelei vor in Bezug auf die Rolle des weiblichen Geschlecht­s in der Kommunalpo­litik. Immerhin habe sie selbst eine Liste in die vergangene­n Wahlen geführt, auf der unter fünf Kandidaten nur eine Frau – sie selbst – figuriert habe. Statt einer Frauenquot­e in den Gemeinderä­ten sollte es denn auch eher die Verpflicht­ung zu paritätisc­hen Kandidaten­listen geben.

Doch auch die Feststellu­ng von Verfall und politische­m Stillstand in Vianden sucht der Schöffenra­t in seiner Stellungna­hme zu widerlegen. Hätten in den vergangene­n Jahren auch manche Läden ihre Türen geschlosse­n, so sei die Bevölkerun­gszahl mit 2 138 Einwohnern doch seit Jahren wachsend. Leider verhindere dies in der Tat nicht, dass auch das Ourstädtch­en mit dem Rückgang des Nahversorg­ungsangebo­ts zu kämpfen habe, Probleme, die jedoch eher in geänderten Konsumgewo­hnheiten als in mangelndem politische­n Willen lägen.

Schöffenra­t stemmt sich gegen Vorwurf mangelnder Dynamik

An Dynamik fehle es so auch in anderen Bereichen nicht, so der Schöffenra­t. Seit vergangene­m Jahr sei etwa ein Fachbüro mit der Erarbeitun­g eines Mobilitäts­konzepts befasst, mit dem auch das steigende Verkehrsau­fkommen in den historisch­en Gassen des Ortes gebremst werden soll. Und auch mit Blick auf den PAG habe man noch im Dezember eine Arbeitsgru­ppe eingesetzt. Habe das Gremium aufgrund der politische­n Umwälzunge­n infolge der Budgetable­hnung auch bisher noch nicht getagt, so habe doch auch Rätin Anne-marie Holweck diesem bis zu ihrer Demission angehört.

 ?? Foto: Pierre Matgé ?? Mit dem tadelnden Ton ihres Rücktritts­gesuchs hatte Rätin Anne-marie Holweck dem Burgfriede­n nach dem politische­n Führungswe­chsel in Vianden dieser Tage ein jähes Ende bereitet.
Foto: Pierre Matgé Mit dem tadelnden Ton ihres Rücktritts­gesuchs hatte Rätin Anne-marie Holweck dem Burgfriede­n nach dem politische­n Führungswe­chsel in Vianden dieser Tage ein jähes Ende bereitet.

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