„Für die junge Generation interessant bleiben“
Der Präsident des Internationalen Tennisverbands, David Haggerty, weist auf die Notwendigkeit von Veränderungen hin
Am Freitag stattete der Präsident des Tennis-weltverbands ITF, David Haggerty, dem Fed-cup-wettbewerb in Esch/alzette einen Besuch ab. Er wird auch am Samstag anwesend sein. Der 62-jährige Us-amerikaner war für die Medienvertreter ein geduldiger und eloquenter Gesprächspartner. Er zeigte sich sehr offen für Veränderungen.
David Haggerty, sind Sie zum ersten Mal in Luxemburg?
Ja.
Was wissen Sie über Tennis in Luxemburg?
Ich kenne Gilles Muller natürlich. Luxemburg hat bereits viele gute Spielerinnen und Spieler hervorgebracht. Es ist schade, dass Mandy Minella krankheitsbedingt in der Gruppenphase ausgefallen ist. Aber Eléonora Molinaro hat sehr gut gespielt, wie ich gehört habe. Luxemburg ist ein sehr kleines Land und kann dennoch auf internationaler Ebene gut mithalten. Davon bin ich beeindruckt. Die Luxemburger scheinen Tennis im Blut zu haben.
Wie wichtig ist es, dass es einen Wettbewerb wie den Fed-cup gibt, in dem Nationen gegeneinander antreten?
Dies ist sehr wichtig. Es geht für die Spielerinnen mit mehr Druck einher, da sie für ihre Nation spielen. Andererseits verschafft der Fed-cup vielen Spielerinnen aber auch einen größeren Bekanntheitsgrad. Die Spielerinnen können auf die Unterstützung ihrer Landsleute zählen. Der Fed-cup ist auch Teil der Olympiaqualifikation: Spielerinnen, die nicht an diesem Wettbewerb teilgenommen haben, werden nicht in Tokio aufschlagen.
Bei den Männern wurde der Daviscup reformiert. Der Sieger wird nun in einer Finalwoche bestimmt. Warum war diese Reform notwendig?
Um im früheren Modus zu triumphieren, mussten die
Spieler ihrem Davis-cup-team
Der Modus ist ziemlich einfach zu verstehen.
Inwiefern spielten auch finanzielle Überlegungen eine Rolle?
Mit der Reform des Davis- und des Fed-cups haben sich unsere Möglichkeiten definitiv erweitert, um die Verbände finanziell zu unterstützen. Die nationalen Verbände bilden die Grundlage des Tennissports. Sie fördern die Talente und organisieren Turniere für diese.
Sie sind auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Es gibt einige Sportarten, die sich sehr schnell weiterentwickeln und nun Teil von Olympia sind, wie beispielsweise Sportklettern.
Muss man auf der Hut sein, damit andere Sportarten dem Tennis nicht den Rang ablaufen?
Als Weltverbandspräsident ist es mein Job, mir Gedanken um die Weiterentwicklung des Tennis zu machen. Ich überlege mir, welche Innovationen möglich sind. Wir müssen für die junge Generation interessant bleiben. Im Davis-cup haben die Begegnungen nun nur noch maximal drei statt fünf Sätze. Nach zwei Siegpunkten ist ein Aufeinandertreffen beendet. So können die Tennisinteressierten die Begegnungen verfolgen, auch wenn sie nicht so viel Zeit zur Verfügung haben.
Was würden Sie als größte Herausforderung bezeichnen, mit der Sie als Präsident konfrontiert sind?
Ich würde sagen, dass dies der Kalender ist. Es ist wichtig, dass die Spieler einen guten Start in die Saison haben und auch der Abschluss klar definiert ist. Doch auch in den Monaten dazwischen muss der Ablauf logisch sein.
Sind Kamerasysteme, wie zum Beispiel das Hawk-eye, eine unverzichtbare Hilfe?
Es geht definitiv mit Spannung einher, wenn ein Spieler die Möglichkeit hat, überprüfen zu lassen, ob der Ball im Aus war oder nicht. Niemand ist perfekt. Deshalb stellt die Technik eine gute Möglichkeit dar, um Tennis gerechter zu machen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der Videobeweis eine gute Sache für den Fußball ist. Aber dies muss ich glücklicherweise nicht entscheiden.
Die Australian Open wurden trotz der Buschbrände ausgetragen. War dies die richtige Entscheidung?
Durch das Tennis sind viele Menschen in Australien zusammengekommen, die helfen konnten. Spieler, wir als Verband und viele andere Organisationen haben Geld gespendet. Die Australian Open haben dazu beigetragen, die mediale Aufmerksamkeit auf die Buschbrände zu lenken.
Die Australian Open wurden von Novak Djokovic gewonnen. Sehen Sie es als Problem an, dass in der Regel immer nur Djokovic, Roger Federer oder Rafael Nadal bei den Grand-slam-turnieren triumphieren?
Ich glaube, dass es im Moment kein Problem darstellt. Wir haben mit dem Trio Starspieler, die unzählige Grand-slam-titel gewonnen haben. Diese Konstellation gibt es auch bei den Frauen mit Serena Williams. Aber wir haben auch jüngere Spieler und Spielerinnen, die sich gut entwickeln. Dominic Thiem ist auf einem guten Weg. Was das Frauentennis angeht, hätte niemand gedacht, dass Sofia Kenin die Australian Open gewinnen könnte. Die Mischung aus erfahrenen und talentierten Spielern macht das Tennis spannend.