Acht Mal um die Welt
Seit Mai 2018 arbeitet Triathlet Bob Haller für das Ziel Olympische Sommerspiele 2020
Am 10. Mai wird für den Triathleten Bob Haller beim Weltcup im chinesischen Chengdu ein Abenteuer zu Ende gehen, das am 12. Mai 2018 ebenfalls in Fernost, im japanischen Yokohama, begonnen hat. Das Rennen in Yokohama eröffnete die erste Periode von zwölf Monaten, in der weltweit maximal die besten sieben Resultate, die vor allem bei Wts-rennen und bei Weltcups für das individuelle olympische Qualifikationsranking gewertet wurden.
Diese Rangliste wird am 11. Mai 2020 im Hinblick auf die Olympiaqualifikation maßgebend sein. Nach Chengdu am 10. Mai und dann zwei absolvierten Qualifikationsperioden von einem Jahr (mit insgesamt zwölf gewerteten Rennen) wird nämlich über 26 Startplätze (von insgesamt 55) für den olympischen Triathlon am 27. Juli in der japanischen Hauptstadt entschieden.
Für die Luxemburger Triathleten, das sind neben Haller auch Stefan Zachäus und Gregor Payet, ist das Qualifikationsranking nicht der einzige Weg für eine Nominierung. Die Regelung, dass Plätze an Länder, deren Athleten sich nicht über den normalen Weg für Olympia qualifiziert haben, vergeben werden, bietet eine weitere Chance. Über die Mixed-staffel (14 Plätze) hat Luxemburg keine Chance, da es keine international erprobte Triathletin gibt.
Dreieinhalb Monate lange Verletzungspause
Gegenüber Zachäus und Payet, die aus Luxemburger Sicht ebenfalls ihre Chancen im Hinblick auf eine Olympiaqualifikation ausspielen, ist Haller punktemäßig ins Hintertreffen geraten. Dies vor allem aufgrund eines Ermüdungsbruchs im rechten Fußgelenk, der ihn von Mitte Juli 2019 an während dreieinhalb Monaten außer Gefecht setzte.
Für Haller, der bis auf den 95. Rang des olympischen Rankings abgerutscht ist (Zachäus ist 59. und Payet 82.), beginnen die Rennen von 2020 früher als für seine beiden Landsmänner. Er will in den nächsten Wochen über die Wettbewerbe in Santos im Bundesstaat Sao Paulo in Brasilien, in Puerto Cortes in Honduras und in der kubanischen Hauptstadt Havanna, die zum Panamerican-cup zählen, Punkte sammeln, um sich einen Startplatz bei den Wts-rennen und teils den Weltcups zu sichern.
Geht man davon aus, dass zum jetzigen Zeitpunkt bereits 16 Kandidaten aufgrund des olympischen Rankings ihren Tokio-startplatz fast sicher haben, dann konkurrieren jetzt noch rund 40 Triathleten um die verbleibenden zehn Plätze.
Nationaltrainer Thomas Andreos hat ausgerechnet, dass Haller nun in sechs Rennen (Wtsrennen und Weltcups) 1 308 Punkte oder während fünf Rennen 1 218 Zähler sammeln muss, um realistische Qualifikationschancen zu haben. Das sind 243 Punkte im Schnitt, sie entsprechen jeweils einem Top-19-platz bei den Wtsrennen und einem Rang unter den Top Ten bei den Weltcups.
Triathlon ist eine globale Angelegenheit mit Schauplätzen auf der ganzen Welt. Bisher hat Haller zur Erfüllung seines Traums von Olympia 2020 seit Beginn der Qualifikationsperiode 245 812 Kilometer zurückgelegt, meistens mit dem Flugzeug.
Es verbleiben deren 76 655 bis im Mai und dem Weltcup in Chengdu. Mit einer Gesamtdistanz von 322 467 km wäre der
Athlet von X3M Mersch demnach etwas mehr als acht Mal um die Erde gereist. Die längste Strecke war mit 18 513 Kilometern die von New Plymouth in Neuseeland (31. März 2019) zurück nach Luxemburg.
Mutter kümmert sich um die Organisation und die Finanzen
Die Mutter von Bob Haller ist für die Organisation der Reisen zuständig. Zudem kümmert sie sich um die Finanzen. Jahr für Jahr stellt sich Viviane Sloniewicz dieser Herausforderung. Für die Saison 2019 hatte man Ausgaben in Höhe von 72 000 Euro, das Budget für 2020 liegt bei 80 000 Euro.
Hauptposten bei den Ausgaben sind die Reisen und die Aufenthalte. Zudem zahlt Haller, der zumeist mit einer Gruppe in der Nähe von Lissabon trainiert und auch lebt, Miete.
Auch Coach Lino Barruncho muss bezahlt werden. Ausgaben für medizinische und physiotherapeutische Behandlungen fallen ebenfalls an.
Auf der Einnahmenseite stehen das Gehalt des Sportsoldaten, die Zuwendungen durch das Sportministerium sowie durch das Nationale Olympische Komitee COSL (Olympiakontrakt beziehungsweise Olympiaförderung). Zudem unterstützen Sponsoren, private Gönner und der Triathlonverband den 26-Jährigen.